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Abenteuer BWF – über den Mut, Fremden ein Zuhause zu geben

Vor einem halben Jahr begann ich als neue Mitarbeiterin im Fachdienst Begleitetes Wohnen in Familien (kurz BWF) der Vitos begleitenden psychiatrischen Dienste Kurhessen. In den ersten Wochen der Einarbeitung ging es vor allem darum, Gastfamilien mit den dort lebenden Klienten kennenzulernen. Doch was steckt hinter dem Konzept des Begleiteten Wohnens in Familien? Und was macht meinen Job für mich so spannend?

Unterwegs – meine ersten Wochen im BWF

Die ersten Wochen im neuen Job waren für mich sehr spannend. Mit meinen insgesamt vier Kollegen war ich im Landkreis Kassel und der Stadt Kassel unterwegs. Dabei lernte ich viele interessante Menschen kennen, die mir mit Offenheit begegneten. So zum Beispiel die Klienten, die ein Zuhause gefunden haben. Sie wählten diese Wohnform aus ganz unterschiedlichen Gründen. Zum einen, weil sie im Alltag bestimmte Hilfen benötigen. Zum anderen, weil sie einen Ansprechpartner brauchen und sich Gemeinschaft und Zugehörigkeit wünschen. Und genau darum geht es beim Begleiteten Wohnen in Familien.

Begleitetes Wohnen in Familien ist ein ambulantes Betreuungsangebot der Vitos begleitenden psychiatrische Dienste Kurhessen. Es richtet sich an Menschen mit psychischer Erkrankung, die individuelle Unterstützung suchen und in einer Gastfamilie leben möchten. Das Team des Fachdienstes bringt Klienten und Familien zusammen, kümmert sich um Kostenklärung, berät und betreut in Form von Hausbesuchen.

Wer möchte anderen ein Zuhause geben?

Ganz unterschiedliche Orte, Häuser, Wohnungen, Grundstücke, Gärten und Zimmer habe ich kennengelernt. Einzelpersonen, Paare, Wohngemeinschaften, Kleinfamilien und Großfamilien waren dabei. Eine wahrhaft bunte Mischung mit offenen Türen und offenen Herzen.
Auch ganz unterschiedliche Abläufe, Gegebenheiten, Gewohnheiten und Meinungen sind mir begegnet. Nach und nach verstand ich den Wert einer solchen Unterschiedlichkeit. Durch sie werden die Möglichkeiten, einen passenden Platz für einen Klienten zu finden, erweitert.

Hauptmotivation für die Gastfamilien ist meistens der Wunsch, ein Hilfsangebot zu machen und der finanzielle Anreiz des Zuverdienstes zu Hause.

Was macht eine Gastfamilie?

Die Gastfamilie stellt ein möbliertes Zimmer zur Verfügung und bietet hauswirtschaftliche Versorgung an. Die Hilfen sind dem tatsächlichen Bedarf der zu betreuenden Person angepasst.
Fachliche Unterstützung leistet der Fachdienst, der regelmäßig zu Hausbesuchen vorbeikommt.

Für das Engagement erhält die Gastfamilie eine steuerfreie Aufwandsentschädigung und die Kosten für Ernährung, Miete und Nebenkosten.

Am Ende kommt `s auf „die Passung“ an.

Wenn sich Klienten beim Fachdienst vorgestellt haben, kommt es darauf an, die passende Familie zu finden. Es werden Vorstellungsgespräche und auch Termine zum Probewohnen vereinbart.

In den meisten Fällen gelingt ein gutes Zusammenleben mit den normalen Höhen und Tiefen des Lebens.

Manchmal klappt das Zusammenleben jedoch nicht. Absprachen werden nicht eingehalten oder alle Beteiligten bemerken, dass sie doch nicht so gut miteinander auskommen. Der Fachdienst steht dann zur Verfügung und sucht auch kurzfristig einen anderen Platz in einer anderen Familie oder das Begleitete Wohnen in Familien muss beendet werden.

Mein Arbeitsalltag ist nicht immer planbar

Besonders interessant an meinem Job ist, zu sehen, wie unterschiedlich Menschen in ihrem privaten Alltag leben, welche Ansichten und Interessen sie haben und welche Fähigkeiten sie als Gastfamilie mitbringen.

Aufsuchende Hilfe mit Hausbesuchen ist unmittelbar und man ist selbst als professioneller Helfer dort immer auch Gast. Das kann manchmal eine Herausforderung sein.
Auch, wenn die Erwartungen zu hoch sind und Gastfamilien und Klienten mehr erreichen wollen, als im jeweiligen Moment möglich ist, kann eine Betreuung anstrengend sein.

Der Arbeitsalltag im BWF ist nicht immer planbar. Oft weiß man am Morgen nicht, was über den Tag alles zu regeln ist. Flexibilität ist gefragt und an manchen Tagen sitzt man länger im Auto als gedacht.

Alle Gastfamilien, die ich bisher kennenlernte, leisten großartige Arbeit. Sie lassen sich auf eine Aufgabe ein, die im Vorfeld nur schwer planbar ist. Sie nehmen einen Menschen bei sich auf. Sie vertrauen auf ihren gesunden Menschenverstand und lassen sich gewissermaßen auf ein Abenteuer ein. Die zwischen Gastfamilie und Klient gewachsene Beziehung trägt dazu bei, schwierige Phasen aufzufangen, Konflikte zu bearbeiten und Lösungen zu suchen. Wenn bei einem Hausbesuch die zurückliegenden Tage mit ihren Höhen und Tiefen im Miteinander beschrieben werden, kann man oft nur staunen, was innerhalb der Gastfamilien gelingt.

Zum Schluss

Ein Hoch auf alle, die sich auf diese Hilfeform einlassen:

Klienten, die sich an die Gegebenheiten und den Alltag einer neuen Familie anpassen und Gastfamilien, die einen Platz in ihrem Zuhause bieten.
Beide Seiten können voneinander profitieren. BWF stellt eine gute Alternative zu den bekannten Hilfesystemen dar und kann oft eine stationäre Unterbringung in einem Wohnheim ersetzen.

Das Spannendste ist immer die Passung. Wenn die Chemie stimmt, kann es gut werden!

Daher sucht der Fachdienst immer Gastfamilien. Wer sich für das Angebot interessiert und mehr wissen will, ist jederzeit herzlich beim Fachdienst BWF eingeladen!

Kontakt: Uta Eichler

uta.eichler@vitos-kurhessen.de [1]