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Berufsbild: Psychologe

Den Begriff des Psychologen haben Sie sicher schon einmal gehört. Doch wussten Sie auch, dass es ganz verschiedene Psychologen gibt? Die klinische Psychologie ist nur ein Teilgebiet. Für mich, das definitiv spannendste. Wie man Psychologe wird und was dieser Beruf jeden Tag aufs Neue mit sich bringt, erzähle ich Ihnen in diesem Beitrag.

Mir macht meine Arbeit als Psychologin Spaß. Ich bin ein absoluter Überzeugungstäter. Ich gehe gerne zur Arbeit und möchte nichts anderes machen. Auch die Arbeit im Team ist einfach klasse. Den Austausch zu haben, auch mal jammern zu dürfen, aber vor allem, die vielen schönen Momente und Entwicklungen zu teilen, ist eine Bereicherung.

Das breite Spektrum der Psychologie

Um Psychologe zu werden, muss man Psychologie studieren. In der Psychologie gibt es drei Teilgebiete: die pädagogische Psychologie, die Arbeits-, Betriebs-, oder Organisationspsychologie und die klinische Psychologie. Den Schwerpunkt hierfür legt man im Masterstudium. Man benötigt sowohl den Bachelor als auch den Master, um Psychologe  werden zu können. Das Studium ist auf 12 Semester angelegt.

Mein Weg zur Psychologin

Nach meinem Abitur habe ich zunächst eine Ausbildung gemacht und direkt im Anschluss mit dem Psychologiestudium begonnen. Noch während meines Studiums habe ich die psychotherapeutische Ausbildung angefangen. Im direkten Anschluss an mein Studium habe ich dann bei Vitos angefangen. Die psychotherapeutische Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten kann ich nur jedem empfehlen, der im Bereich der klinischen Psychologie arbeiten möchte. Es ist bezüglich des Aufwandes wie ein Aufbaustudiengang, aber berufsbegleitend. Hier kann man den Schwerpunkt tiefenpsychologische oder verhaltenstherapeutische Psychotherapie wählen. Jedoch muss man sich im Klaren sein, dass diese Ausbildung, anders als die Facharztausbildung bei Medizinern, selbst finanziert werden muss. Mit dieser Ausbildung erwirbt man den Titel Psychologischer Psychotherapeut und auch die Approbation, also die Erlaubnis sich in eigener Praxis niederzulassen und mit den Krankenkassen abrechnen zu dürfen. Inzwischen ist es in fast allen Institutionen aber auch notwendig für eine Festanstellung diese Qualifikation erworben zu haben.

Weiterbildungen gehören zu meinem Berufsleben

Die einmal erworbene Approbation hält nicht ein Berufsleben lang vor. Man muss jedes Jahr fünfzig Fortbildungspunkte nachweisen, um sie zu behalten. Aber das sehe ich überhaupt nicht als nachteilig an, im Gegenteil. Ich würde mich auch ohne diese Vorgabe immer weiterbilden wollen. Es gibt immer neue Entwicklungen, neue Therapieverfahren und Zusatzausbildungen, wie bspw. Traumatherapie,  Stressbewältigung oder auch Achtsamkeitstherapie. Es ist einfach spannend, immer wieder Neues zu lernen und auch bei konzeptionellen Entwicklungen am Puls der Zeit zu arbeiten.

Ein Psychologe ist ein Wegbegleiter

Was es als Psychologe unbedingt braucht, ist die Neugier auf Menschen und deren Lebensgeschichten. Zudem braucht man Empathie-Fähigkeit  auf der Grundlage eines humanistischen Menschenbildes. Das heißt, man sollte dem Menschen in erster Linie positives unterstellen: dass er gesund werden möchte, dies auch kann und in der Lage ist, sich mit psychologischer Hilfe eine aktuelle Lebenskrise zu bewältigen. Als Psychologe bin ich ein Begleiter auf dem Weg des Patienten in seinem inneren Prozess. Gehen muss er den Weg aber allein. Wir fördern die Eigenverantwortung und Selbstentwicklung. Man muss sich auf Menschen einlassen können und es schaffen eine vertrauensvolle Beziehung zu gestalten. Vertrauen ist ein Schlüssel zur erfolgreichen psychologischen Behandlung. Wenn das entsteht, ist schon eine Menge gewonnen. Außerdem muss man den Patienten Wertschätzung entgegen bringen und ihn in jeder Sekunde ernst nehmen. Heilsam ist es wenn man trotz der Schwere, die manchmal da ist auch gemeinsam lachen kann.

Ich behandle die unterschiedlichsten Menschen

Ich werde immer dann gebraucht, wenn ein Mensch nicht mehr alleine aus einer Krise herauskommt. Dabei kann es sich um ganz unterschiedliche Krankheitsbilder handeln: Depressionen, Angst- oder Zwangsstörungen, Suchterkrankungen…, Burnout oder Lebenskrisen aufgrund einschneidender Veränderungen, zum Beispiel eines Verlusterlebnisses.  Je nach Krankheitsbild wird der Patient von mir und einem Facharzt für Psychiatrie gemeinsam behandelt, das ist immer dann der Fall, wenn Medikamente unbedingt erforderlich sind.

Ich arbeite in einer Institutsambulanz, was bedeutet, dass die meisten meiner Patienten von ihrem Hausarzt überwiesen werden oder notfallmäßig in einer akuten Krise auftauchen.. Wir fangen aber auch die Menschen auf, die bei einem niedergelassenen Psychotherapeuten sehr lange Wartezeiten (bis zu sechs Monaten) in Kauf nehmen müssten, aktuell aber Unterstützung benötigen. Auch Menschen, die eigentlich schon als austherapiert  gelten, also schon sehr lange und schwerwiegender erkrankt  sind und werden unterstützt.

Das erste Patientengespräch

In dem ersten Gespräch  lasse ich mein Gegenüber zunächst viel berichten, stelle eher vertiefende Fragen und höre viel zu. So kann ich die ersten Hypothesen bilden um welche Problematik es sich handelt und der Patient fühlt  sich ernstgenommen und gesehen. Ich vermittle ihnen Mut und zeige ihnen am Ende des Gesprächs verschiedene Möglichkeiten auf, die hilfreich sein können.  Die Menschen bleiben, je nach Störungsbild, meist zwischen sechs Wochen und sechs Monaten in Behandlung, manchmal sogar auch länger. Wenn ein Patient psychotherapiegeeignet ist, wird er ermutigt sich an einen niedergelassenen Psychotherapeuten zu wenden. Manchmal wird auch ein Klinikaufenthalt im Einverständnis mit dem Patienten eingeleitet. Auch nach einem stationären Aufenthalt ist eine ambulante Weiterbehandlung oft wichtig und sinnvoll um die erreichte Stabilität zu erhalten.

Mein Beitrag für ein gesundes Leben

Zu sehen, dass Menschen Krisen bewältigen können, ist wohl mit das Schönste an meinem Beruf. Diese Menschen sind für mich oft  Helden, die sich jeden Tag aufs Neue den Herausforderungen ihres Lebens  stellen müssen. Sie entwickeln mit der Zeit Strategien, um sich selbst aus der Krise zu holen. Das Gefühl, ein kleines Bausteinchen dafür mitgeliefert zu haben, ist einfach toll. Bei einigen Patienten kann ich den positiven Entwicklungsprozess auch über die Behandlung hinaus miterleben, weil sie sich ab und an mal melden. Wenn Patienten das in der Sitzung erarbeitete aufgreifen und umsetzen und dadurch zu mehr Zufriedenheit und Lebensqualität  gelangen, sich die Beziehungen wieder verbessern oder, wenn jemand bspw. mit einer Depression durch Gespräche und Medikamente aus dieser Erkrankung heraus findet und sich wieder freuen kann, ist das ein Geschenk für beide Seiten.