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Berufsbild: Psychotherapeut

Sowohl ein Psychologe als auch ein Arzt kann eine Qualifikation zum Psychotherapeuten erlangen. So gibt es Psychologische und Ärztliche Psychotherapeuten. Entweder man absolviert ein Studium in Psychologie oder in Medizin. Doch neben der Qualifikation ist eines vielleicht sogar noch wichtiger: das Interesse an jedem einzelnen Menschen und seiner Geschichte. Denn hier gibt es jeden Tag Überraschungen. 

Ich sehe täglich, dass meine Arbeit Früchte trägt

In meiner Arbeit als Psychotherapeutin treffe ich unglaublich viele verschiedene Menschen mit den unterschiedlichsten Lebensgeschichten. Ganz nebenbei lerne ich Kulturen, Lebensmodelle, aber auch bemerkenswerte Bewältigungsstrategien von Menschen kennen. Das fasziniert mich an jedem einzelnen Tag. Man wird immer wieder überrascht. Zudem sehe ich tagtäglich, wie meine Arbeit Früchte trägt, wie schwer kranke Menschen genesen, wieder Freude am Leben entwickeln und mir dafür ihre Dankbarkeit ausdrücken. Was gibt es schöneres, als ein Teil dessen gewesen zu sein, was dem anderen das Leben reicher gemacht hat?

Mein Beruf: Psychotherapeutin

Einen guten Psychotherapeuten macht in erster Linie ein großes Interesse am Menschen und menschlichen Schicksalen aus. Der Psychotherapeut ist aktiver Zuhörer, der nicht (be-)wertet, was er hört, sondern sich in die Erlebniswelt des Patienten eindenkt. Man muss daher bereit sein, seine eigenen Maßstäbe und Moralvorstellungen im Beruf auszublenden. Zu den Charaktereigenschaften eines Psychotherapeuten gehören daher Einfühlungsvermögen, Toleranz, aber auch Abgrenzungsfähigkeit. Man ist zum Teil mit schweren Schicksalen konfrontiert, wobei es nicht hilfreich ist, in dieselben Emotionen zu verfallen wie der Patient. Professioneller Psychotherapeut zu sein bedeutet also, emotionale Probleme nachzuvollziehen, aber dennoch den Überblick zu behalten und den Patienten zu konstruktiven Lösungen anzuleiten.

Wie wird man Psychotherapeut?

Es gibt zwei Möglichkeiten, entweder man absolviert ein Studium in Psychologie oder in Medizin.

Nach einem Psychologiestudium, welches heute meist in Bachelor- und Masterstudium aufgeteilt ist, absolviert man eine drei- bis fünfjährige Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten an dafür zertifizierten Instituten. Die Ausbildung wird dann mit dem Staatsexamen abgeschlossen; man erhält die Approbation. Das ist die Erlaubnis, auch selbstständig zu praktizieren.
Das Studium der Psychologie fällt sehr naturwissenschaftlich aus. Das sollte man wissen, denn viele stellen sich das Studium eher geisteswissenschaftlich vor. Man kann sich darüber aber direkt bei den jeweiligen Universitäten informieren und die Studienberatung besuchen. Je nach Präferenz, kann man so schon im Vorhinein eine geeignete Universität auswählen und sollte dann weniger enttäuscht sein, wenn Inhalte oder Angebote entsprechend ausgerichtet sind.

Ein Mediziner schlägt nach dem Medizinstudium die Weiterbildung Psychiatrie und Psychotherapie ein und qualifiziert sich zum „Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie“. Generell existieren verschiedene, anerkannte Psychotherapie-Schulen.  In der Psychotherapieausbildung entscheidet man sich für eine der folgenden Richtungen: Verhaltenstherapie und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie sowie die Psychoanalyse nach Freud.

Suzan Kamcili-Kubach über ihre Arbeit als Diplom-Psychologin und Psychologische Psychotherapeutin:

 Weiterbildungen

Wie in jedem Berufsfeld können natürlich auch in der Psychotherapie Spezialisierungen oder Weiterbildungen erfolgen. Dies betrifft dann meist spezielle Therapieformen für einzelne Störungsbilder, die vertiefend gelernt und auch zertifiziert werden. Dazu gehören die Traumatherapie, die Psychoonkologie, das Psychodrama und die Hypnose. Außerdem gibt es andere, wissenschaftlich anerkannte Therapieformen, die in speziellen Ausbildungen erlernt werden können. Dazu gehören die Gesprächspsychotherapie nach Rogers, die systemische (Familien-)therapie oder die interpersonelle Psychotherapie.

Wann muss ich zum Psychotherapeuten?

Wenn ein beträchtliches Maß an Leidensdruck und Beeinträchtigung der Arbeits- und Beziehungsfähigkeit für einen Patienten mit psychischen Problemen gegeben ist, sollte ein Psychotherapeut aufgesucht werden. Dann kann der Psychotherapeut eine Diagnostik feststellen und sehen, welche Symptomatik vorliegt. Im Zweifel geht es dann auch darum zu klären, ob es sich überhaupt um eine Störung (= Indikation für Behandlung) handelt. Weiterführend ist ein Psychotherapeut hilfreich, wenn Eigenanteile im Denken, der Einstellung oder im Verhalten erkannt werden, die die eigene Störung aufrechterhalten, man diese jedoch nicht selbst abstellen oder überwinden kann.

Ich kann nur dem helfen, der Hilfe will

Eine längerfristige Therapie kann letztlich nur hilfreich sein, wenn es sich um eine Erkrankung im klinischen Sinne handelt. Zudem muss der Patient veränderungsbereit und willens sein, sich kontinuierlich mit seinen Emotionen und Verhaltensweisen zu beschäftigen. Rein formal muss zudem natürlich prinzipiell die Verständigung möglich sein. Einige Psychotherapeuten bieten daher auch Therapie in verschiedenen Fremdsprachen an.

Mit welcher Erkrankung muss ich zum Psychotherapeuten?

Grundsätzlich behandelt ein Psychotherapeut alle psychischen Störungen, d. h. Erkrankungen, bei denen körperliche Beschwerden nicht im Vordergrund stehen bzw. diese durch psychische Prozesse verursacht oder verschlechtert werden. Das Spektrum reicht von Demenzen über Störungen der Stimmung oder der Emotionen bis hin zu Suchterkrankungen, Schizophrenien oder Persönlichkeitsstörungen. Außerdem kann es sich auch um Schwierigkeiten mit organischen Erkrankungen, wie Multipler Sklerose oder Krebserkrankungen handeln.

Der Weg zum Psychotherapeuten

Grundsätzlich kann sich ein Patient direkt an einen Psychotherapeuten wenden. Wenn dieser freie Plätze hat, wird er ihm ein Erstgespräch anbieten. Soll dann eine Therapie aufgenommen werden, muss der Patient eine Überweisung und einen sogenannten Konsiliarbericht von seinen Haus- oder Facharzt einholen. Darin werden aktuelle, körperliche Erkrankungen, Medikamente und die Indikation zu einer ambulanten Psychotherapie bescheinigt. Der Patient kann sich aber auch vorerst einen Termin bei seinem Hausarzt ausmachen und sich dort beraten lassen. Der Hausarzt wird ihn bei Bedarf zum Therapeuten überweisen.

Das erste Patientengespräch

Das Erstgespräch dient dazu, sich grundsätzlich gegenseitig kennenzulernen, ein erstes Bild über den Menschen und die Symptomatik zu erhalten. Formale und inhaltliche Fragen werden geklärt. Der Psychotherapeut entscheidet letztlich darüber, ob es sich um eine klinisch relevante Störung handelt, die in einer ambulanten Psychotherapie mit ausreichendem Erfolg behandelt werden kann. Im Zweifel kann diese Frage aber auch erst nach der „probatorischen Phase“, also nach der Diagnostik beantwortet werden. Erst danach wird bei der Krankenkasse ein Bewilligungsantrag zur Aufnahme einer Psychotherapie gestellt.