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Mein Freiwilliges soziales Jahr in der tiergestützen Therapie

Je näher mein Abitur rückte, desto weniger wusste ich was ich danach eigentlich machen soll. Irgendeinen Studiengang anfangen der mich am Ende doch nicht interessierte? Eine Ausbildung? Über ein Freiwilliges soziales Jahr, kurz FSJ, habe ich nachgedacht, mich aber eher dagegen und für ein Freiwilliges ökologisches Jahr entschieden. Als diese Bewerbung jedoch ins Leere lief, habe ich einen anderen Weg eingeschlagen und der führte mich zu Vitos …

Dass es in der Vitos Klinik Hofheim [1], Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (KJP) das Tierhaus gibt, hat mir meine Mutter erzählt. Ich hatte vorher noch nie davon gehört. Ich interessiere mich schon länger für die tiergestütze Therapie, wusste aber nicht, dass es das auch in meiner Nähe gibt. Als ich eine Bewerbung an das Tierhaus schickte, hatte ich weder eine feste Organisation (wie z.B. Volunta) noch hatte ich wirklich erwartet, dass es klappen würde. Denn mir war bewusst, dass es dort eigentlich keine FSJ-Stelle gab. Umso mehr habe ich mich gefreut, als das Tierhaus mich zu einem Vorstellungsgespräch einlud. Anschließend habe ich mich bei Volunta beworben. Denn man braucht für ein FSJ immer auch eine Organisation. Diese stellt einem einen pädagogischen Berater, der einem bei Fragen aller Art zur Verfügung steht und bei Problemen mit der Einsatzstelle vermittelt. Außerdem werden Seminare für die Freiwilligen organisiert, damit diese sich nützliches Wissen aneignen können. Da ich bereits eine Stelle in Aussicht hatte, nahm mich Volunta gerne an. Im Regelfall wird dort aber sowieso niemand abgelehnt. Nach einem weiteren Vorstellungsgespräch und einem Hospitationstag wurde ein neuer FSJ-Platz für mich eingerichtet. Am 1. August 2014 ging es dann offiziell los.

Die Helden des Tierhauses

Das „Tierhaus Kunterbunt“ besteht aus zwei Ziegen (Tessa und Luna), zwei Eseln (Janosch und Calypso), zwei Pferden (Leo und Nathan) und einem Team aus vier, mit mir fünf, Mitarbeiterinnen. Es handelt sich hier um Ergotherapeuten und Sozialarbeiter. Meine Aufgaben bestehen hauptsächlich aus Hilfe bei der Stallarbeit und der Betreuung der Arbeitstherapie, bei der Jugendliche den Stall und den Paddock ausmisten. Ich darf oft bei den Therapien dabei sein und helfe bei fast jeder Reitgruppe mit.

Was ist die tiergestütze Therapie?

Die tiergestütze Therapie besteht in den Einzelterminen meistens aus Spaziergängen mit den Eseln, Ziegen und/oder Pferden und es wird viel geredet. Manchmal werden auch Reitstunden gegeben, vor allem bei den jugendlichen Patienten. Am Anfang der Therapie werden die Kinder gefragt was für Ziele sie haben und warum sie hier sind. Oft beziehen sich ihre Ziele auf ihre momentane Situation und es wird dann zusammen überlegt, wie man diese Ziele durch die Tiere erreichen bzw. unterstützen kann. Beispielsweise sagen sie oft, dass sie sich weniger streiten wollen. Bei den Jugendlichen ist es oft andersherum. Sie fragen, warum sie hier sind. Sie werden nach ihren eigenen Vorstellungen gefragt und es werden ihnen Möglichkeiten aufgezeigt. Je nach Therapieziel bekommen die Patienten verschiedenste Aufgaben in Form von Führen, Reiten oder Bodenarbeit.

Neben den Einzelterminen gibt es noch die Reitgruppen. In diesen besteht die Therapie je nach Gruppe aus geführten Ausritten oder Voltigieren, begleitend mit Bodenarbeit und Führaufgaben. Die Patienten müssen sich untereinander verständigen, wer z. B. welches Pferd oder welchen Esel nimmt, wer was putzt und so weiter. So lernen sie den friedlichen Umgang untereinander und mit den Tieren. Die Reitgruppen sind meistens ambulant.

Therapie und Belohnung

Bei der Stallarbeit helfen mir oft Kinder. Nicht jedes Kind bekommt tiergestützte Therapie. Umso mehr freuen sie sich, wenn sie trotzdem mal ins Tierhaus kommen dürfen. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie sich ein Kind freut wenn es ins Tierhaus kommen darf. Ich finde es faszinierend, erzählt zu bekommen, wie sich Kinder, die ich gut durch das Tierhaus kenne, auf Station verhalten. Meistens sind sie im Tierhaus wesentlich friedlicher als auf den Stationen. Ich bin mir sehr sicher, dass das unter anderem der Einfluss der Tiere ist, zusammen mit dem Wissen, dass es nicht selbstverständlich ist, ins Tierhaus zu dürfen.

Wetterfest sollte man sein

Das Tierhaus ist eine sehr schöne Einsatzstelle für jemanden, der Tiere und Kinder mag. Und ich würde es auf jeden Fall weiterempfehlen. Man sollte allerdings wetterfest sein. Hier arbeitet man jeden Tag die meiste Zeit draußen, egal wie warm oder kalt es ist. Ich darf sehr selbstständig arbeiten, was für eine FSJ-lerin nicht unbedingt selbstverständlich ist. Dafür muss ich aber auch viel Verantwortung für die Tiere und Kinder übernehmen. Manchmal kann es auch ganz schön stressig werden, wenn z.B. viele Termine anstehen. Ich bin sehr gespannt, was dieses Jahr noch an Erfahrungen mit sich bringen wird. Ich habe bis jetzt viel an Zwischenmenschlichem dazugelernt und bin mir sehr sicher, dass da noch einiges folgen wird.

Wenn Du nach Deinem Abi auch nach einem FSJ Ausschau hältst, solltest du dich bei Vitos auf jeden Fall einmal hier umschauen: Karriereportal [2]