- Vitos Blog - https://blog.vitos.de -

Beeindruckender Perspektivwechsel

Mitarbeitende aus ärztlichem Dienst und Verwaltung machen Pflegepraktikum

Auch, wenn sie seit Jahren in derselben Klinik arbeiten: Meistens haben die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der einen Berufsgruppe wenig Ahnung von dem, was die andere wirklich tut, beschäftigt und plagt. Um den bewussten Perspektivwechsel ging es bei einer Aktion in der Vitos Orthopädischen Klinik Kassel. Im Fokus stand der Pflegeberuf. Kolleginnen und Kollegen aus der Verwaltung und dem ärztlichen Dienst schlüpften für ein kleines Praktikum in den Pflege-Kasack. Ihre Erfahrungen beschreiben sie im Folgenden.

Susanne Deibele, Personalleiterin der Vitos Orthopädischen Klinik Kassel, absolvierte ihr Praktikum auf der Intensivstation:

„Mit gemischten Gefühlen und in ungewohnter Kleidung bin ich am frühen Morgen auf die Intersiv-Überwachung gegangen. Ich wusste ja nur ungefähr, was mich erwarten würde. Man hat halt so seine Vorstellungen.

Gerade angekommen, ging plötzlich alles ganz schnell. Herzliche Begrüßung – und schon ging es los. Die Zeit verging wie im Flug. Sehr viele verschiedene Eindrücke, Begegnungen, Orte, Aufgaben und Menschen. Was mir ganz schnell klar wurde: Wir – also im Normalfall die Pflegenden – werden hier gebraucht. Weil die Menschen, um die wir uns kümmern, vollkommen hilflos sind. Noch in der Aufwachphase, manche orientierungslos, gebrechlich, von Schmerzen geplagt. Alle in Situationen, in denen man alleine nicht zurechtkommt, auf Hilfe angewiesen ist, in der Hoffnung, dass die Helfenden ihre Sache gut machen.

Was heißt das eigentlich in einem solchen Fall? Seine Sache gut machen? Sicher gehört dazu, dass man (sehr viele) Vorgaben, Leitlinien, Anweisungen, Standards befolgt und zur richtigen Zeit, im richtigen Maß, an der richtigen Stelle, in der richtigen Reihenfolge, sorgfältig ausführt und dass man sehr viel dokumentiert. Das ist schon eine Menge, finde ich, und absolut wichtig. Allerdings geht es ja um Menschen und nicht um Sachen, die man einfach abarbeitet. Auch kommt immer wieder etwas dazwischen, was nicht geplant war. Aufmerksam sein, genau hinhören und -schauen, den Menschen ins Gesicht sehen und darin Dinge erkennen, die nicht ausgesprochen werden (können). Ein freundliches Wort, beruhigen, sich kümmern, auch mal für Kollegen/-innen mitdenken, die Arbeit unterbrechen, woanders helfen, weitermachen, obwohl all das nicht im Leitfaden steht.

Bei aller Professionalität Empathie bewahren, mitfühlend bleiben ohne über die Jahre selbst verbrannt zu werden… Das habe ich in dieser kurzen Zeit erfahren. Ich bin sehr beeindruckt und voller Respekt zurückgegangen.“

Dr. Kathryn Hassel, Oberärztin der Vitos Orthopädischen Klinik Kassel, absolvierte ihr Praktikum auf Station:

„Es ist doch schon beachtlich und erstaunlich, wie viel Strecke man allein in zwei Stunden auf Station und im Haus zu bewältigen hat. Und Multitasking ist für die Pflege anscheinend gar kein Problem – Telefonanrufe werden in gleicher Sitzung zu den administrativen Tätigkeiten bearbeitet, nichts geht unter oder wird vergessen. Das hat mich sehr beeindruckt!“

Bernd Tilenius, Geschäftsführer der Vitos Orthopädischen Klinik Kassel, absolvierte sein Praktikum auf Station.

„Unsere Pflegekräfte werden mit sehr vielen pflegefremden Tätigkeiten belastet. Mich hat beeindruckt, mit welcher Ruhe sie es trotzdem schaffen, ihrer eigentlichen Aufgabe, der Pflege unserer Patientinnen und Patienten, nachzukommen.“

Silke Marquardt, MVZ-Managerin der Vitos Orthopädischen Klinik Kassel, absolvierte ihr Praktikum in der Schmerzklinik.

„Ich bin dankbar für diesen kleinen Einblick. Das Pflege- und Ärzteteam hat mich toll aufgenommen. Ich habe gespürt, dass die Patienten hier in der Schmerzklinik einen großen Leidensdruck haben. Beeindruckt hat mich auch, wie eng die Zusammenarbeit zwischen Psychologen, Physiotherapeuten, Ärzten und Pflegekräften ist.“

Oliver Gaartz, Krankenpflegedirektor der Vitos Orthopädischen Klinik Kassel, absolvierte sein Praktikum im OP.

„Am meisten beeindruckt hat mich der eingespielte Ablauf der Berufsgruppen. Der Umgang mit den Patienten/-innen, den ich zu jederzeit als einfühlsam und professionell wahrgenommen habe. Jeder wusste genau, was zu tun und wann es zu tun war, besonders während der OP, in meinen Fall eine Hüft-Endoprothese links, wo OP-Schwester und Operateur ein eingespieltes Team und die Abläufe aufeinander abgestimmt waren.

Ich bin sehr beeindruckt, was alle Kolleginnen und Kollegen tagtäglich für die Betreuung unserer Patienten/-innen auf die Beine stellen, es ist wie ein Motor, in dem auch das größte Rad ohne das kleinste nicht laufen kann.“

Jendrik Schaffelhofer, Leiter QM der Vitos Orthopädischen Klinik Kassel, absolvierte sein Praktikum auf Station.

„Ich habe gespürt, wie kräftezehrend die Arbeit in der Pflege ist. Einerseits natürlich körperlich, zum Beispiel durch die Laufwege. Aber auch die nötige soziale Kompetenz im Umgang mit Patientinnen und Patienten kostet viel Kraft und Energie.“

Philip Eikenberg, Referent der Geschäftsführung und Controller, absolvierte sein Praktikum auf Station.

„Die persönliche Beziehung zwischen Patient und Pflegekraft fand ich bemerkenswert. Oft waren es kleine Gesten oder ein paar positive Worte, die im erheblichen Maße dazu beigetragen haben, das Befinden der Patientinnen und Patienten sofort positiv zu beeinflussen. Jeden Tag helfen die Pflegekräfte mit ihrem Engagement, ihrer Kompetenz und ihrer Empathie, die Gesundheit der Patientinnen und Patienten schnellstmöglich wiederherzustellen. Es ist ein unglaublich verantwortungsvoller und ehrbarer Beruf!

Was dem Perspektivwechsel angeht, kann ich nur sagen: Eine absolut wertvolle Erfahrung – so etwas würde in alle Richtungen guttun und wirken. Viele Prozesse im Krankenhaus sind von guter Kommunikation abhängig und vieles würde noch viel besser funktionieren, wenn der eine mehr vom anderen wüsste.“