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Beziehungen gestalten – Übergänge bereiten

Vitos Teilhabe arbeitet seit Jahren mit dem Konzept der Entwicklungsfreundlichen Beziehung nach Senckel/Luxen® (EfB)

Zwischenmenschliche Beziehungen beeinflussen den Entwicklungsprozess von jedem von uns. Erfahren wir Wertschätzung und Einfühlung von anderen, können wir unsere Persönlichkeit und unsere Potenziale entfalten. Den Menschen dort abzuholen, wo er in seiner Entwicklung steht, ist die Grundlage der Entwicklungsfreundlichen Beziehung, kurz EfB.

Vitos Teilhabe wendet die EfB in der Jugendhilfe, speziell im Bereich der Kinder und Jugendlichen mit Behinderung an. Über die Jahre haben wir gelernt, dass besonders Übergänge störanfällig sind. Wie können Übergänge mit Hilfe der EfB gestaltet werden?

Übergänge ritualisieren

Täglich erleben wir Übergänge. Das morgendliche Aufstehen und der Dienstbeginn, oder die Rückkehr aus dem Urlaub an den Arbeitsplatz sind Übergänge. Ein einschneidender Übergang im Leben eines Menschen ist der Ruhestand. Vieles, was uns Sicherheit und Halt gegeben hat, was uns manchmal nervte und anstrengte, was uns eine Bedeutung und ein Bild von uns selbst gegeben hat, ist auf einmal zu Ende. In der Jugendhilfe ist ein solcher Übergang nicht nur für die betreuende Person, sondern auch für den betreuten Menschen prägend.

Abschied nehmen

Maria Graser (rechts im Bild) war 20 Jahre Teil der Vitos-Familie.

Kürzlich verabschiedete sich eine Kollegin nach 20 Jahren in den Ruhestand. Maria Graser kam vor 25 Jahren von Sibirien nach Deutschland und fand hier einen neuen Lebensmittelpunkt. Für viele von uns ist dies ein unvorstellbarer Weg, eine enorme Veränderung, ein großer Übergang.

Maria Graser war in ihrer Wohngruppe wegen ihrer Kochkünste besonders beliebt. Sie zeigte jeden Tag: Liebe geht durch den Magen. Sie ist eine versorgende Seele, sowohl im direkten als auch im übertragenen Sinne. Daher war es nicht überraschend, dass sich auch viele ehemalige Kolleginnen und Kollegen von ihr verabschieden wollten. Die Erinnerungen an vergangene Zeiten, leckeres Essen und alte Bilder schafften eine Atmosphäre, die an ein großes Familientreffen erinnerte, zu dem auch ausgezogene Familienmitglieder gerne zurückkehrten.

Bei aller Belastung und Anstrengung, die der Arbeitsalltag mit sich bringt, war es trotzdem möglich innezuhalten und zu feiern. Wir gestalten Übergänge nicht nur für die Kinder und Jugendlichen, sondern auch für unsere Kolleginnen und Kollegen.

Alle Beteiligten profitieren

Das Konzept der EfB gestaltet und ritualisiert Übergänge. Es schafft einen besonderen Rahmen. Das Konzept ermöglicht es, die Beziehung zwischen der betreuenden Person und dem betreuten Menschen entwicklungsfreundlicher zu gestalten. Dabei wird jeder Mensch, mit oder ohne Behinderung, dort abgeholt, wo er in seiner Entwicklung steht. Die Erfolge zeigen sich darin, dass die Persönlichkeit der Beteiligten gestärkt und die Lebensqualität gesteigert wird.

Wenn das gesamte Team das Konzept übernimmt und bei allen Gruppenmitgliedern anwendet, verringern sich die Reibungsverluste erheblich. Konflikte in der Gruppe nehmen ab, das Miteinander wird harmonischer und die Arbeit effektiver. Bei einem Mitarbeiterwechsel werden die betreuten Personen entsprechend vorbereitet und die Betreuerinnen und Betreuer können den Übergang für alle nachvollziehbar gestalten. So lassen sich trennungsbedingte Traumatisierungen abfedern und emotionale Rückfälle minimieren.

Hintergrund: Die entwicklungsfreundliche Beziehung ist eine mehrdimensionale Methode der Persönlichkeitsförderung. Nicht nur bei Vitos wird sie seit vielen Jahren erfolgreich in der heilpädagogischen Arbeit mit Menschen mit Behinderung eingesetzt. Begründerinnen der EfB sind Dr. Barbara Senckel und Ulrike Luxen.