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Blackbox forensische Psychiatrie

Was passiert hinter den Mauern des Maßregelvollzugs?

Was hinter den hohen Mauern von Gefängnissen passiert, davon haben viele Menschen wenigstens eine vage Vorstellung – insbesondere durch die Darstellungen in Filmen und Serien. Doch was passiert eigentlich im Maßregelvollzug? Wie sieht der Alltag in einer forensischen Klinik aus? Dieser Frage sind im März angehende Juristinnen und Juristen in der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Gießen nachgegangen.

Bereits vor der Corona-Pandemie hatten Jurastudierende die Einrichtung des Maßregelvollzugs besichtigt. Jetzt können wir die Fortbildungsreihe wieder anbieten. Sieben Gruppen gewährten wir Einblicke in die Rechts- und Verwaltungspraxis der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Gießen. Das Ganze fand im Zuge eines von hessischen Richtern und Staatsanwälten betreuten Gruppenpraktikums statt. Organisation und Gestaltung der Veranstaltungen übernahmen die Justiziarin Anne Rohner sowie mehrere Therapeut/-innen der Klinik.

Der Besuchstag begann um neun Uhr morgens. Die Justiziarin und einer der Therapeuten hielten einen Vortrag über die Aufgaben und die Struktur der Klinik. Anschließend hatten die Studierenden die Möglichkeit, ein Patienteninterview mit einer Patientenvorstellung in der Gruppe zu erleben. Dabei erhielten sie Einblicke in die Diagnostik und Behandlung von psychischen Erkrankungen im forensischen Kontext.

Nach einer kurzen Pause folgte eine Stationsbesichtigung. So konnten die Studierenden einen Eindruck vom Alltag auf einer Station gewinnen. Erfahrene Mitarbeiter/-innen begleiteten sie dabei. Die Studierenden konnten alle Fragen stellen, die ihnen auf der Seele brannten.

Die Ärztliche Direktorin Dr. Beate Eusterschulte betont die Wichtigkeit solcher Besuche: „Nur so kann die wichtige Aufgabe des Maßregelvollzugs vermittelt und vorhandene Vorbehalte abgebaut werden. Die heutigen Jurastudenten und -studentinnen sind zukünftig potenzielle Beteiligte am Maßregelvollzug, sei es als Richter, Staatsanwalt oder Rechtsanwalt und daher erachten wir es als wichtige Aufgabe, ihnen Einblicke in den Alltag der Einrichtung zu geben.“

Die Rückmeldungen der Studierenden waren durchweg positiv. Da die Fragen der Maßregeln zur Besserung und Sicherung im Jurastudium kaum behandelt werden, empfanden einige Studenten und Studentinnen den Besuch sogar als Highlight ihres Praktikums. „Wir hoffen, dass auch in Zukunft zahlreiche Studentengruppen von dieser Möglichkeit profitieren werden“, so die ärztliche Direktorin.