16 Okt 40 Jahre WfbM
„40 Jahre voller Erfolgsgeschichten“ – ein Interview zum Jubiläum der Werkstatt für behinderte Menschen
Zum 40-jährigen Jubiläum der Vitos Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) sprechen wir mit der Werkstattleiterin Eva Fuhrmann und dem Regionalleiter der Vitos Behindertenhilfe Idstein Tom Wäsche über die Entwicklung der Werkstatt, die Bedeutung von Inklusion und ihre Pläne für die Zukunft.
Die Vitos Werkstatt für behinderte Menschen feiert dieses Jahr ihr 40-jähriges Bestehen. Wie fühlt es sich an, ein Teil dieser Erfolgsgeschichte zu sein?
Eva Fuhrmann: Es ist ein großartiges Gefühl, auf 40 Jahre zurückzublicken, in denen so viel erreicht wurde. Was einst als kleines Projekt begann, hat sich zu einem wichtigen Teil unserer Gesellschaft entwickelt. Ich bin unglaublich stolz auf die Mitarbeitenden und darauf, wie sie sich über die Jahre entwickelt haben. Die Werkstatt ist für viele Menschen ein Ort, an dem sie nicht nur arbeiten, sondern auch ihre persönlichen Stärken entfalten können.
Tom Wäsche: Es ist schön, Teil dieser Entwicklung zu sein. Die WfbM von Vitos Teilhabe steht für Inklusion, Wertschätzung und individuelle Förderung. Für uns geht es nicht nur um die Integration von Menschen mit Behinderung in die Arbeitswelt, sondern auch darum, ihnen die Möglichkeit zu geben, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Das ist der Kern unserer Arbeit.
Was bedeutet es für die Beschäftigten, in der WfbM zu arbeiten?
Eva Fuhrmann: Für viele der Beschäftigten bedeutet die Arbeit in der Werkstatt mehr als nur eine berufliche Beschäftigung. Es geht um Selbstbestätigung, Eigenständigkeit und das Gefühl, gebraucht zu werden. Unsere Mitarbeitenden wissen, dass sie einen wichtigen Beitrag leisten, und das stärkt ihr Selbstwertgefühl. Die Werkstatt bietet ihnen nicht nur einen Arbeitsplatz, sondern auch ein Umfeld, in dem sie sich sicher und verstanden fühlen.
Wie hat sich die Werkstatt in den letzten 40 Jahren entwickelt?
Eva Fuhrmann: Die Werkstatt hat sich enorm weiterentwickelt. Angefangen haben wir mit wenigen Mitarbeitenden und einer überschaubaren Zahl an Arbeitsplätzen. Heute bieten wir eine Vielzahl von Tätigkeitsbereichen an, von industriellen Arbeiten in der Handmontage und Wäscherei über den Bereich der Gärtnerei, Reinigung und Küche bis hin zu kreativen Projekten. Jede Person hat die Möglichkeit, sich entsprechend ihrer Fähigkeiten einzubringen. Ein besonders schöner Aspekt ist, dass viele unserer Mitarbeitenden schon sehr lange bei uns sind und wir ihren Weg über Jahrzehnte begleiten dürfen.
Tom Wäsche: Ein weiterer wichtiger Aspekt besteht darin, dass wir uns den aktuellen Anforderungen der Arbeitswelt anpassen und neue Arbeitsbereiche entwickeln, die unseren Mitarbeitenden nicht nur berufliche Perspektiven bieten, sondern auch das Gefühl geben, Teil einer modernen Arbeitswelt zu sein. Aber im Kern geht es immer darum, individuelle Fähigkeiten zu fördern und eine inklusive Arbeitsumgebung zu schaffen.
Welche Herausforderungen sehen Sie in der Zukunft für die WfbM?
Eva Fuhrmann: Eine der größten Herausforderungen wird es sein, die sich wandelnden Anforderungen des Arbeitsmarktes mit den individuellen Bedürfnissen unserer Mitarbeitenden in Einklang zu bringen. Neue Technologien und Arbeitsbereiche bieten viele Chancen, erfordern aber auch, dass wir uns kontinuierlich weiterentwickeln. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass die persönliche Förderung der Beschäftigten immer im Mittelpunkt steht. Und auch bei uns macht die allgemeine Thematik der Generation Z nicht halt. Auch die Vorstellungen der Menschen mit Beeinträchtigung und die Sicht auf das Thema Arbeit sind hier anders im Vergleich zu den vergangenen Jahrzehnten.
Tom Wäsche: Eine weitere Herausforderung ist die Sensibilisierung der Gesellschaft. Es ist wichtig, dass wir weiterhin dafür sorgen, dass Inklusion nicht nur ein Konzept bleibt, sondern gelebte Realität wird. Wir möchten noch mehr Unternehmen und Partner für unsere Arbeit gewinnen, um unseren Mitarbeitenden vielfältige und interessante Arbeitsplätze bieten zu können. Gleichzeitig müssen wir die politische und gesellschaftliche Unterstützung für die Arbeit in einer WfbM aufrechterhalten.
Was wünschen Sie sich für die nächsten 40 Jahre?
Eva Fuhrmann: Mein großer Wunsch ist es, dass wir auch in Zukunft so viele Erfolgsgeschichten schreiben können wie in den letzten 40 Jahren. Ich wünsche mir, dass die Werkstatt weiterhin ein Ort bleibt, an dem Menschen mit Behinderung ihre Talente und Stärken entfalten können. Es ist schön zu sehen, wie die Mitarbeitenden aufblühen und stolz auf das sind, was sie erreicht haben.
Tom Wäsche: Ich wünsche mir, dass die Inklusion in der Arbeitswelt weiter voranschreitet und wir unsere Rolle als Vorreiter in diesem Bereich weiter ausbauen können. Es gibt noch viel zu tun, aber ich bin optimistisch, dass wir gemeinsam mit unseren Partnern und der Gesellschaft eine Zukunft gestalten können, in der Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen selbstverständlich ein Teil der Arbeitswelt sind.