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Bretter, die die Welt bedeuten/Lampenfieber – mit dem Vitos Theater-Ensemble auf der Bühne

19:55 Uhr – jetzt gibt es kein zurück! Wir sind auf unseren Plätzen hinter der Bühne, sind geschminkt, in unseren Kostümen – und aufgeregt. Die Saaltür geht auf, die Zuschauer strömen herein. Ist es eine gute Idee, durch den Spalt im Vorhang zu schauen und festzustellen, wer alles reinkommt? Der Kollege, die Freundinnen von zuhause und, oh Schreck, jemand aus der Chefetage!

Was die können, das traue ich mich doch auch, oder?

Was hat mich denn dazu gebracht, bei der Vitos Theatergruppe mitzumachen? Bei der ersten Aufführung dieser Truppe habe ich noch bewundernd im Publikum gesessen und gestaunt. Was meine Kollegen an Text gelernt hatten und wie überzeugend sie auf der Bühne spielten, war beeindruckend. Erinnerungen aus der Jugend wurden wach. Ich hatte zwar nie selber Theater gespielt, war aber mal bei der Regie beteiligt. Zudem haben meine eigenen Kinder bereits mehrmals bei Theater- und Musicalaufführungen mitgemacht. Was die können, das traue ich mich doch auch, oder?

Also habe ich beim zweiten Stück mitgemacht. Das dritte habe ich wohlwollend von meinem zwischenzeitlichen Arbeitsplatz im Ausland aus begleitet und mich nach meiner Rückkehr zu Vitos Hochtaunus gleich wieder zum Mitmachen gemeldet.

Fünf Frauen, ein Mord und eine Grippewelle

Im September 2015 haben wir uns das erste Mal getroffen, haben nach zähem Ringen das zu spielende Stück ausgesucht („Fünf Frauen und ein Mord“ von Gladys Heppleworth) und versucht, den Text der ersten Szenen zu lernen. Da fängt das Dilemma an: Muss ich mir das mit über 50 Jahren noch geben, etwas auswendig zu lernen? Sind da schon Zeichen einer beginnenden kognitiven Einschränkung zu bemerken? Diese Gedanken machen sich bei mir um Weihnachten breit, als ich versuche, mir den Text des zweiten Aktes ins Gehirn zu schaffen. Voller Bewunderung sehe ich den Theaterkollegen, der als Inspektor bei einer Mordermittlung die ganze Zeit auf der Bühne steht und damit auch den meisten Text (scheinbar mühelos) lernt.

Der Regisseur wird etwas nervös, als die Grippewelle auch unsere Truppe erwischt und einige Proben ausfallen müssen. Der Premierentermin am 11. März rückt näher, die Kostüme sind noch nicht alle da. Wir wissen bis zur Generalprobe nicht, ob die Theaterflaschen, mit denen effektvoll, aber hoffentlich nicht mit Personenschaden der Inspektor niedergeschlagen werden soll, auch wirklich funktionieren. Glücklicherweise geht bei der Generalprobe auch etwas daneben, Theaterleute sind ja durchaus abergläubisch: Nicht nur die besagte Flasche, sondern auch eine Glaskaraffe zerbricht, aber wir spielen, ohne zu zucken, und ohne größere Schnittwunden zu Ende.

Glücklich, die Herausforderung angenommen zu haben

Das Fazit nach 20 abendlichen Proben, acht am Wochenende, einiges an häuslicher Textlernarbeit, vier Aufführungen: Es war eine Herausforderung, hat aber riesigen Spaß gemacht! Man lernt Kollegen aus dem Pflegedienst und aus der Verwaltung in einem ganz anderen Kontext kennen, staunt über bislang verborgen gebliebene Talente und hat vielen Zuschauern einen vergnüglichen Abend bereitet.

Was spielen wir als Nächstes?

Autorin Dr. Andrea Braum

Ich bin 53 Jahre alt, verheiratet und habe zwei erwachsene Kinder. Mit Unterbrechungen bin ich seit 1989 bei Vitos. Ununterbrochen seit 2001. Ich bin Ärztin in der Vitos psychiatrischen Tagesklinik Bad Homburg und engagiere mich zudem ehrenamtlich in der Pfarrgemeinde St. Marien Neu-Anspach.