Warum Serienbrandstifter das Zündeln nicht lassen können
Feuer übt auf den Menschen eine ganz besondere Faszination aus. Jeder hat wohl als Kind schon mal mit den Streichhölzern der Eltern gespielt oder Unfug mit den Adventskerzen getrieben. Doch es gibt Menschen, bei denen der Drang zu zündeln, deutlich stärker ausgeprägt ist. Sie stecken Häuser in Brand, gefährden Menschenleben. Scheinbar, ohne sich der Konsequenzen ihres Handelns bewusst zu sein. Was also steckt hinter dem Bedürfnis, Dinge in Flammen aufgehen zu sehen?
Pyromanie –kein zeitgemäßer Begriff
Pyromanie ist ein diagnostischer Begriff. Er stammt aus dem 19. Jahrhundert und meint, den krankhaften Drang eines Menschen, Feuer zu legen. In der heutigen forensischen Psychiatrie nutzen wir diesen Begriff nicht mehr. Wir sprechen von Serienbrandstiftern.
Serienbrandstifter weisen oft ähnliche Eigenschaften auf
Die meisten Serienbrandstifter sind Männer. Die Feuerwehr übt auf viele von ihnen eine hohe Anziehungskraft aus. Bei vielen Serienbrandstiftern kann man zudem übermäßiger Alkoholkonsum und eine geringe intellektuelle Leistungsfähigkeit beobachten. Oft handelt es sich um Alkoholiker. In ihrer Fähigkeit, Probleme zu lösen, sind Serienbrandstifter oft stark eingeschränkt.
Die Krankheit Pyromanie an sich gibt es nicht. Vielmehr sind es Menschen mit einer schwierigen Persönlichkeit, die Brandstiftung als Ventil nutzen. Stehen sie unter großer Anspannung, fangen sie an, zu zündeln. Dinge in Brand zu setzen, hilft ihnen dabei, Frust abzubauen. Oft sind diese Menschen nicht in der Lage, sich durchzusetzen, sei es im Beruf oder im Privatleben.
Wenn sie etwas in Brand setzen, kommt die Feuerwehr, es entsteht große Unruhe. Für die Brandstifter ist das eine Art Genugtuung.
Serienbrandstifter haben oft Verbindung zur Feuerwehr
Häufig wünschen sich Serienbrandstifter, zur Feuerwehr zu gehören. Es gibt auch Fälle von Feuerwehrleuten oder Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr, die einen Brand selbst legen, um sich bei der anschließenden Löschung hervorzutun.
Serienbrandstifter – Man muss die Grunderkrankung behandeln
Wie bereits erwähnt, ist der Drang, Feuer zu legen, kein eigenständiges Krankheitsbild. Wir behandeln also die eigentliche Grunderkrankung des Serienbrandstifters. Ist der Patient beispielsweise Alkoholiker, behandeln wir die Suchterkrankung. Auch die Behandlung von problematischen Persönlichkeitsanteilen oder einer Persönlichkeitsstörung ist von Bedeutung.
Dabei kommt unter anderem die sogenannte Psychoedukation zum Einsatz. Dabei geht es darum, dem Patienten klar zu machen, welche Konsequenzen sein Handeln hat. Vielen Serienbrandstiftern ist schlichtweg nicht bewusst, dass ein Brand außer Kontrolle geraten kann, dass Menschen dabei sterben können. Besonders die tödliche Wirkung des Rauches unterschätzen sie meist völlig.
Wir trainieren die Problemerkennung und die Problemlösefähigkeit mit unseren Patienten. Das funktioniert zum Beispiel über Rollenspiele. Der Patient lernt, wie er mit Problemen und Konflikten besser umgeht.
Wie erfolgreich die Behandlungsaussichten sind, ist unterschiedlich. Das hängt von der jeweiligen Grunderkrankung ab.
Auch das Umfeld des Patienten spielt eine entscheidende Rolle, wenn es um das Rückfallrisiko geht. Serienbrandstifter sind, aufgrund ihrer eingeschränkten Problemlösefähigkeit, schnell überfordert. Das Umfeld muss Rücksicht auf diesen Umstand nehmen. Es darf den Betroffenen nicht zusätzlich überfordern. Vielmehr müssen die Bezugspersonen erkennen, wenn der Betroffene überfordert ist und ihn entlasten und unterstützen. So entstehen erst gar keine Situationen, in denen der Serienbrandstifter das Feuer als Ventil für seine Überforderung nutzt.
Der Entlassungsvorbereitung und der ambulanten Nachsorge kommt in diesem Zusammenhang ein besonderer Stellenwert zu.
Bildquelle:
© ernie_pixabay_CC0 Bild 1
© jarmoluk_pixabay_CC0 Bild 2
© skeeze_pixabay_CC0 Bild 3
0 Kommentare Kommentieren