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Das gute Gefühl wirklich zu helfen

Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin

Lena Seibel hat im Herbst 2019 bei Vitos Haina eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin begonnen. Nach verschiedenen eingeschlagenen Wegen fühlt sich die 33-Jährige beruflich nun endlich angekommen. Im Interview berichtet sie uns von ihren Erfahrungen aus dem ersten Ausbildungsjahr.

Emphatisch und authentisch sein

Nach einer langen Suche und einigen Umwegen hat mich ein Praktikum bei der Lebenshilfe darin bestärkt, eine Ausbildung in der Pflege zu machen. Es ist schön, mit Menschen zu arbeiten, die wirklich Probleme haben. Ob das körperliche, seelische oder geistige sind. Ich habe einfach ein gutes Gefühl dabei, wenn ich jemandem helfen kann und Erfolge sehe. Für Vitos als Arbeitgeber habe ich mich entschieden, weil ich die Arbeit mit psychisch kranken Menschen besonders interessant finde.

In Haina habe ich bisher vor allem mit intelligenzgeminderten Menschen gearbeitet. Sie sind sehr direkt und unverstellt. Das finde ich persönlich sehr spannend. Empathie und Authentizität sind wichtige Eigenschaften in der Bezugspflege. Vor allem psychisch kranke Menschen merken sehr gut, wenn man sich verstellt, Angst hat oder sich unwohl fühlt. Und genauso ist es mit Empathie: es geht nicht darum vorauszuahnen, was sich die Patienten wünschen. Aber man sollte ein Gespür dafür haben, wo das Problem eines Patienten liegt. Und man sollte das Interesse haben, diesem Problem auf den Grund gehen zu wollen.

Den richtigen Umgang mit den Patienten lernt man in der Ausbildung. Unter anderem spielen die Themen Distanz und Nähe eine große Rolle. Im Schulzentrum für Pflegeberufe des Kreiskrankenhauses in Frankenberg habe ich einen festen Schultag in der Woche. Zusätzlich findet auch blockweise Unterricht statt.

Letztendlich lernt man im Arbeitsalltag aber am meisten. Es gibt Situationen, auf die man sich nicht einstellen kann. Generell habe ich die Erfahrung gemacht, dass man sich nicht zu viele Gedanken machen sollte. Es ist wichtig, die Situationen auf sich zukommen zu lassen und dann auf Grundlage des erlernten Wissens richtig zu handeln.

Die praktischen Einsätze während der Ausbildung absolvieren wir angehenden Gesundheits- und Krankenpflegerinnen in verschiedenen Einrichtungen des Gesundheitswesens: unter anderem in der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Haina, aber auch in den verschiedenen Bereichen eines somatischen Krankenhauses wie dem Kreiskrankenhaus: also in der Inneren Medizin oder in der Chirurgie. Und auch Einsätze im ambulanten Pflegedienst gehören zur Ausbildung. Außerdem gibt es Wunscheinsätze, etwa in der Kinderkrankenpflege. Die regelmäßigen Wechsel haben Vor- und Nachteile. Man hat sich gerade erst eingewöhnt, schon geht es in den nächsten Praxisblock. Andererseits lernt man so umso mehr Einrichtungen und Stationen kennen und sammelt viele Erfahrungen.

Schwierige Situationen meistern

Die Tätigkeiten sind stark vom Einsatzort abhängig. In einem somatischen Krankenhaus wie in Frankenberg gehört es zum Alltag, die Vitalzeichen der Patienten zu messen, beim Verteilen der Mahlzeiten zu helfen oder die Patienten bei der Körperpflege zu unterstützen. Die Tage sind weitestgehend durchgetaktet. Und doch muss man flexibel sein, wenn Patienten beispielsweise plötzlich auftretende Beschwerden haben.

An meiner Arbeit schätze ich sehr, dass ich in einem gewissen Rahmen eigenständig arbeiten darf und meine erworbenen Kompetenzen einbringen kann. Natürlich kommt es auch immer wieder mal zu herausfordernden Situationen. Die Dozenten an der Schule sind dann ein großer Rückhalt. Hier können ich und meine Mitschülerinnen und Mitschüler Probleme ansprechen und Hilfestellungen erfahren. Die dreijährige Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin befähigt zur Arbeit in verschiedenen Bereichen. Ich persönlich finde den psychiatrischen Bereich interessanter und spannender als die Somatik.

Im Umgang mit psychisch kranken Patienten kommt es hin und wieder auch zu schwierigen Situationen. Wichtig ist es dabei, das Verhalten oder die Reaktion eines Patienten nicht immer konkret auf sich selber zu beziehen. Unterschiedliche Faktoren können die Ursache für Konflikte sein. Es ist aber gut, die erfahrenen Kollegen an seiner Seite zu wissen. Doch entscheidend sind die vielen schönen Momente, die ich mit Patienten erlebe. Manche freuen sich richtig, wenn man morgens ins Zimmer kommt. Mit anderen kann man auch mal einen Scherz machen. Ich glaube, dass Menschen spüren, ob du den Job gerne machst. Und wenn ich entsprechend positive Rückmeldungen bekomme, ist das besonders schön. Es ist toll, wenn die Menschen dich als Individuum wahrnehmen und das auch schätzen. Und das gibt’s in der Psychiatrie tatsächlich oft.

Neugierig bleiben und weiter forschen

Nach dem Abschluss der Ausbildung haben wir Gesundheits- und Krankenpflegerinnen die Möglichkeit, eine Fachweiterbildung zu machen und uns für einen bestimmten Bereich zu spezialisieren. Es öffnen sich viele Türen, vor allem bei Vitos. Beispielsweise ein berufsbegleitendes dreijähriges Studium mit dem Abschluss Bachelor of Arts in Psychiatric Nursing.

Vitos bietet in Kooperation mit dem Studienzentrum Marburg der Steinbeis-Hochschule Berlin außerdem ein Bachelor-Studium an, das bereits parallel im zweiten Ausbildungsjahr startet. Nach insgesamt vier Jahren hat man dann sowohl das Examen als auch den Bachelor „Advanced Nursing Practice“ in der Tasche. Das Studium ist projektbezogen angelegt. Gemeinsam mit der Pflegedienstleitung und der Schule sucht man sich ein Projektthema aus, das in der Praxis bearbeitet, beobachtet und erforscht wird. Außerdem finden alle vier bis sechs Wochen Präsenztage in der Universität statt. Dort belegt man verschiedene Module, für die im Anschluss Tests, Klausuren oder Abhandlungen geschrieben werden. Zeitaufwendig, aber zu schaffen.

Vor einem Jahr hätte ich nicht gedacht, dass ich parallel zu meiner Ausbildung noch studieren werde. Denn ursprünglich hatte ich mich bei Vitos Haina für eine einjährige Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegehelferin beworben. Ich wollte erst einmal sehen, ob ich wirklich dauerhaft in diesem Bereich arbeiten möchte. Im Vorstellungsgespräch haben mir Pflegedienstleitung und Personalabteilung nahegelegt, die dreijährige Ausbildung zu absolvieren. Und in diesem Gespräch wurde mir auch die Perspektive mit dem Studium eröffnet. Nach einer kurzen Bedenkzeit habe ich mich dann dafür entschieden. Zum Glück, denn mittlerweile habe ich das Gefühl, in dem Beruf angekommen zu sein. Diese positiven Erfahrungen, der Rückhalt in der Schule und die Unterstützung von Vitos Haina haben mich motiviert, ausbildungsbegleitend das Studium zu beginnen.

Informationen zur Ausbildung bei Vitos finden Sie in unserem Karriereportal [1].

Hintergrund zur Ausbildung:
Bislang erhielten angehende Gesundheits- und Krankenpfleger, Kinderkrankenpfleger und Altenpfleger jeweils eine separate Ausbildung. Allerdings gibt es in der pflegerischen Praxis bereits heute viele Überschneidungen – beispielsweise, wenn Gesundheits- und Krankenpfleger demenzkranke Patienten versorgen. Oder wenn Pflegekräfte in Altenpflegeheimen krankenpflegerische Tätigkeiten übernehmen. Seit 2020 gibt es daher die neue, generalisierte Ausbildung zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann.

 

Bildquelle: Vitos Haina