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„Die Einsamkeit macht etwas mit den Menschen“

Corona-Pandemie: Die Vitos Hotline bietet Anrufern Unterstützung – kostenlos und auf Wunsch anonym

Das Coronavirus und die Maßnahmen zum Infektionsschutz haben in den vergangenen Wochen weitreichende Folgen gezeigt – für die Gesellschaft und für jeden Einzelnen. Die Ausnahmesituation, in der wir alle leben, befördert Einsamkeit, Ängste, Frustration. Vitos will Menschen in dieser Situation beistehen und hat deshalb im März ein niedrigschwelliges Hilfsangebot eingerichtet: Die Vitos Hotline richtet sich an Menschen, die auf Grund der aktuellen Krisensituation psychisch belastet sind.

Die Beratungshotline ist von montags bis freitags zwischen 10 und 12 Uhr zu erreichen. Ein Sekretariat nimmt die Anrufe unter der kostenfreien Rufnummer 0800 – 8 48 67 01 entgegen. Die Anrufer werden dann an eine Psychologin bzw. einen Psychologen oder an eine Psychiaterin oder einen Psychiater weitergeleitet. Zum Beispiel an Harald Wurz. Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie arbeitet in der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Heppenheim. „Die Einsamkeit während des Lockdowns hat mit den Menschen etwas gemacht. Vor allem, wenn sie bereits vorbelastet waren, haben sich die fehlenden sozialen Kontakte ausgewirkt und persönliche Krisen befördert“, berichtet er von seinen Erfahrungen der vergangenen Wochen. Er nennt ein Beispiel: Wer ohnehin unter Ängsten leide, habe es zu Beginn des Lockdowns zunächst vielleicht als entlastend empfunden, nicht aus dem Haus gehen zu müssen. Allerdings wachse gerade in dieser Situation die Gefahr, dass sich Symptome verfestigten und eine Krise ausgelöst werde.

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Harald Wurz ist einer der Berater der Vitos Hotline.

Angebot richtet sich an alle Hilfesuchenden

Häusliche Isolation, Einsamkeit oder familiäre Konflikte, finanzielle Sorgen, Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes oder vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus – bei diesen und anderen Anliegen stehen die Berater der Vitos Hotline den Anrufern zur Seite. Die Gespräche sind vertraulich und auf Wunsch anonym. Für Anliegen, die das telefonische Beratungsgespräch nicht vollständig klären kann, vermitteln die Psychologen und Psychiater auf Wunsch weitere Hilfe. Sie verweisen dann beispielsweise auf die entsprechenden ambulanten und stationären Angebote in den Regionen.

Die Vitos Hotline richtet sich hessenweit an alle Hilfesuchenden – ausdrücklich auch an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheits- und Sozialwesen. Denn gerade die Profis in Altenpflegeheimen, Behindertenhilfeeinrichtungen und Krankenhäusern arbeiten seit Wochen unter starken Belastungen. Zum einen sind sie einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt. Zum anderen pflegen und betreuen sie Menschen, die im Falle einer Infektion mit dem Coronavirus besonders gefährdet sind, schwer zu erkranken. Es kann psychisch sehr belastend sein, für den Schutz und die Gesundheit dieser gefährdeten Personen verantwortlich zu sein.

„Es ist viel Unsicherheit spürbar“

Für die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat Vitos bereits 2016 ein telefonisches Beratungsangebot eingerichtet, dass von Fachkräften aus dem eigenen Haus betreut wird. Vitos Mitarbeiter können sich bei psychischen Belastungen an diese Hotline wenden. Auch dieses Beratungsangebot ist vertraulich und auf Wunsch anonym. An die Hotline wenden sich Mitarbeiter mit sehr unterschiedlichen Themen – zum Beispiel, wenn sie Probleme mit Kollegen oder Vorgesetzten haben. Auch rein private Probleme, beispielsweise finanzielle Sorgen, sind hin und wieder Thema in den telefonischen Beratungsgesprächen.

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Florian Stoll steht Vitos Mitarbeitern bei Problemen zur Seite.

Florian Stoll, Leitender Arzt in der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Herborn, ist einer von fünf Beratern, die die Hotline betreuen. „In den vergangenen Wochen haben sich vereinzelt Mitarbeiter gemeldet, die durch die Verbreitung des Coronavirus verunsichert sind oder Ängste haben“, schildert der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Die Gespräche behandeln unter anderem die Angst vor einer Ansteckung und einen geeigneten Selbstschutz. Auch die Befürchtung, unbemerkt infiziert zu sein und das Virus ungewollt an Patienten zu übertragen, spielt eine Rolle. „Wenn Mitarbeiter in einem größeren Haushalt leben, sind natürlich potentielle Infektionswege vorhanden. Das treibt die Kollegen um“, schildert Stoll. Als leitender Arzt führt er täglich mit seinen Mitarbeitern und Kollegen Gespräche, die sich um einen geeigneten Selbstschutz drehen. Was mache ich, wenn ich selbst eine Vorerkrankung mitbringe? Was, wenn zu Hause pflegebedürftige Angehörige versorgt werden müssen, die vor einer Ansteckung geschützt werden müssen? Wie können trotz Abstandsregeln die Patienten bestmöglich versorgt werden? – All das sind Fragen, die Mitarbeiter seit Beginn der Pandemie umtreiben. „Insgesamt ist überall viel Unsicherheit spürbar. Es ist deshalb wichtig, zu beraten und aufzuklären“, findet Stoll.

„Der Bedarf an Beratung ist da“

Auch Harald Wurz hält ein niedrigschwelliges Beratungsangebot für sehr sinnvoll. „Der Bedarf ist da. Diejenigen, die sich melden, sind für die Unterstützung sehr dankbar.“ Er wünscht sich noch etwas mehr Resonanz auf das Angebot von Vitos: „Die Hotline wird von Fachkräften betreut, die auch in schwierigen Situationen weiterhelfen und unterstützen können.“

Hier erfahren Sie mehr über die Vitos Hotline: https://www.vitos.de/ueber-uns/wir-mit-ihnen/vitos-hotline [3]

Bildquelle: iStock, Vitos