Assistenzroboter TEMI könnte künftig in der Betreuung von Klientinnen und Klienten unterstützen
Mehr Selbstständigkeit und Sicherheit für Menschen mit seelischer Behinderung – das ist ein Ziel, das uns von den Vitos begleitenden psychiatrischen Dienste Riedstadt und Rheingau sehr am Herzen liegt. Um dieses Ziel zu erreichen, ziehen wir immer wieder neue, innovative Mittel in Betracht. So ist künftig beispielsweise der Einsatz eines Assistenzroboters denkbar. Welche Aufgaben dieser übernehmen könnte, ermittelt ein Team der Frankfurt University of Applied Sciences derzeit in einem Forschungsprojekt. Natürlich wird eine fachliche Betreuung durch geschulte Mitarbeiter/-innen nie ersetzbar sein. Jedoch bieten digitale Lösungen verschiedene Möglichkeiten zur sinnvollen Unterstützung.
Videosprechstunden oder Teletherapie – digitale Hilfsmittel erleichtern unseren Alltag seit Jahren immer mehr. Gerade während der Corona-Pandemie wird deutlich, wie sie unsere Lebensbereiche vereinfachen und bereichern. Auch in der Betreuung von Menschen mit psychischen Erkrankungen können wir die digitalen Potenziale ausschöpfen. Genau diese ermittelt das Verbundprojekt „TeilhabeAssistenz – Digitale Lösungen für betreute Wohnformen“. Ein Projektteam des Forschungszentrums FUTURE AGING der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) hat hierzu gemeinsam mit der Softwarefirma PureSec seine Forschungsaktivitäten begonnen. Das Distr@l-Förderprogramm des Landes Hessen fördert das Projekt. Die digitale Neuerung ist die Entwicklung von Lösungen, die auf künstlicher Intelligenz (KI) basieren. Ein Assistenzroboter setzt diese für die betroffenen Klientinnen und Klienten um. Wir, die Vitos begleitenden psychiatrischen Diensten Riedstadt und Rheingau, haben die Aufgabe, das Projekt in unseren Einrichtungen einzuführen und praktisch zu erproben.
Unterstützen, nicht ersetzen
Der Telepräsenzroboter TEMI hat eine „Körpergröße“ von etwa 70 Zentimetern, hat Rollen und ein Tablet als Kopf. Damit ist er mobil und verfügt über alle wichtigen Informationen, die Klient/-innen im Alltag brauchen. Sei es die Erinnerung an einen Arzttermin, ein Rezept für ein gesundes Mittagessen oder die Bedienungsanleitung der Waschmaschine – TEMI weiß, was in verschiedensten Situationen nützlich ist. Natürlich kann und soll er seine „menschlichen Kolleg/-innen“ nicht ersetzen. Jedoch kann er schnell Hilfe holen, indem er Betreuer/-innen per Videoanruf kontaktiert. „Beim Einsatz von TEMI geht es nicht darum, Mitarbeitende zu ersetzen. Eine individuelle, fachliche Begleitung durch Betreuerinnen und Betreuer bleibt immer notwendig. Vielmehr soll das System den Betroffenen durch seine Präsenz Sicherheit vermitteln. Damit sich unser Klientel eher zutraut, Alltagssituationen eigenständig zu meistern. Besonders dann, wenn gerade keine betreuenden Personen präsent ist“, so Peter Mann, Regionalleiter der Region Süd der Vitos begleitenden psychiatrischen Dienste Riedstadt, Rheingau und Hochtaunus.
Das kann TEMI
TEMI hat verschiedene Basisfunktionen, beispielsweise Navigieren durch Wohnräume. Darüber hinaus kann man seine Fähigkeiten je nach Anforderungen individuell programmieren. So gelingt es TEMI, sich an die Bedürfnisse der Personen anzupassen, die er unterstützt. TEMIs Wissen gliedert sich in drei Module, die verschiedene Bereiche des betreuten Wohnens abdecken. „Digitale Betreuung“ meint vor allem die Funktionen, durch die Klient/-innen über räumliche Distanzen hinweg persönlichen Kontakt halten können. Das passiert zum Beispiel über Videoanrufe oder Kontrollgänge durch die Wohnung. So kann man zum Beispiel mögliche Gefahrensituationen frühzeitig erkennen. Das Modul „Digitale Assistenz“ beinhaltet Aufgaben, die normalerweise eine Betreuungsperson ausübt, wie zum Beispiel, eine Klientin an ihren Arzttermin zu erinnern. Das Tablet fordert die Person dann auf, die Einnahme zu bestätigen. Beim dritten Modul „Digitale Teilhabe“ geht es vor allem darum, die persönliche Beschäftigung und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu fördern. So stellt TEMI verschiedene Unterhaltungsmöglichkeiten, wie Spiele, Chatfunktionen oder Musik zur Verfügung. Gerade während der Corona-Pandemie sind solche Funktionen eine wertvolle Ergänzung, um Menschen abwechslungsreiche Freizeitbeschäftigungen anzubieten.
Ziele und Möglichkeiten
TEMI ermöglicht eine wertvolle Ergänzung zur direkten Betreuung durch geschultes Personal. Die Klientinnen und Klienten werden selbstständiger und digital kompetenter. TEMI kann Aufgaben vor Ort übernehmen, die nicht zwingend die Präsenz eines Mitarbeiters oder einer Mitarbeiterin erfordern. Das spart Fahrtwege und entlastet die Betreuungspersonen. Die gewonnene Zeit können sie dann für andere wichtige Aufgaben nutzen. Das verbessert die Versorgungsqualität. Besonders seit der Corona-Pandemie haben Klientinnen und Klienten weniger soziale Kontakte. Digitale Lösungen helfen dabei, persönliche Kontakte zu erhalten. Gleichzeitig verringern sie das Ansteckungsrisiko.
Fachliche Kenntnisse vereinen und Synergien nutzen
Das Projekt ist ein Verbundvorhaben zwischen der Frankfurt UAS, die die Koordination sowie wissenschaftliche Bearbeitung übernimmt und der Firma PureSec mit fachlichem Wissen in Softwaredesign/-entwicklung, Risikomanagement und Datenschutz. Wir, die Vitos begleitenden psychiatrischen Diensten Riedstadt und Rheingau, führen das Projekt in unseren Einrichtungen ein, um es in der Praxis zu erproben. Gleichzeitig bieten wir fachliche Expertise sowie Erfahrungswerte. Letzteres vor allem in Hinblick darauf, wie die Klient/-innen, aber auch die Mitarbeiter/-innen auf TEMI reagieren und wie gut sie seine Unterstützung annehmen. „Mit diesen drei Kooperationspartnern werden auf allen Ebenen Kenntnisse vereint, sodass gemeinsam die bestmögliche Umsetzung des Innovationsprojekts erfolgen kann“, so Peter Mann. Der Regionalleiter ergänzt weiter: „Wir sind gespannt, welche Erkenntnisse wir mit dem Einsatz von TEMI machen werden und wie wir unseren Arbeitsalltag dadurch künftig bereichern können.“ Bei erfolgreicher Umsetzung des Projekts wird TEMI von uns übernommen und künftig bei den Vitos begleitenden psychiatrischen Diensten Riedstadt und Rheingau eingesetzt.
Das Projekt TeilhabeAssistenz – Digitale Lösungen für betreute Wohnformen wird durch das Land Hessen / dem Distr@l-Programm gefördert (Förderlinie 2: Digitale Innovationsprojekte, Modul A Produktinnovationen).
Mehr über die Arbeit und das Leistungsangebot der Vitos begleitenden psychiatrischen Dienste Riedstadt erfahren Sie hier:
Bildquelle: © Medisana
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