Meine Famulatur in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
Nun ist meine Famulatur bereits ein paar Wochen her und ich bin wieder komplett im universitären Corona-Alltag gefangen – ohne Praxis, alleine zu Hause vor dem Rechner. Wehmütig erinnere ich mich an meine viereinhalb Wochen in der Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Herborn. Am Ende wollte ich gar nicht wieder gehen.
Mein Name ist Toril Frederichs und ich bin Medizinstudentin. Was mir an der Arbeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie so gefallen hat, möchte ich hier berichten.
„Oh echt?“
Als ich Kommilitonen davon erzählte, dass ich meine erste Famulatur in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie machen würde sagten viele: “Oh echt? Ist das nicht total krass? Sind die Patienten da nicht vielleicht gefährlich? Ich kann mir das gar nicht vorstellen!”.
Sicherlich ist die Psychiatrie, in welcher Form auch immer, nicht das erste Fachgebiet, an das man denkt, wenn man eine Famulatur plant. Ich fand diese Erfahrung allerdings unheimlich schön und bereichernd! Ich interessierte mich natürlich vorher schon für diesen Fachbereich. Meinen Mitstudenten konnte ich diesen Bereich, dank meiner Erfahrungen, schmackhaft machen. Sodass einige sich nun vorstellen können, selbst in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu famulieren.
Ich habe mich sofort wohlgefühlt
Nun aber dazu, was ich während meiner Famulatur so gemacht habe. Die Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Herborn ist eine relativ kleine, somit aber sehr familiär wirkende Einrichtung. Ich habe mich dort sofort wohlgefühlt. Es kam nie das Gefühl auf, dass ich als unwissende Famulantin abgestempelt wurde. Man hat mich von vornherein einbezogen, so gut das eben ging, mit Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der Patient/-innen.
Jeder Morgen begann mit einer Frühbesprechung. Dort berichteten die Kolleginnen und Kollegen vom vorangegangenen Dienst. Alle Stationen waren anwesend. Danach begab ich mich auf meine mir zugeteilte Station – in meinem Fall diejenige mit Patient/-innen im Alter von 15 bis 18 Jahren.
In der Kinder- und Jugendpsychiatrie werden sehr viele Gespräche geführt
In der Kinder- und Jugendpsychiatrie werden sehr viele Gespräche geführt – Einzelgespräche, Familiengespräche, Gruppengespräche – all diesen durfte ich, wenn die Patient/-innen damit einverstanden waren, beiwohnen. Zum Ende meiner Famulatur hat man mich tatsächlich auch damit betraut, selbst kürzere Gespräche zu führen. Das habe ich als unheimlichen Vertrauensbeweis der zuständigen Ärzte und Ärztinnen mir gegenüber empfunden. Für diese Erfahrung bin ich sehr dankbar!
Natürlich kam ich auch dazu, die körperliche Untersuchung und das Blutabnehmen zu lernen und zu üben. Zur Seite standen mir dabei stets sehr motivierte und hilfreiche Ärzte und Ärztinnen. Zudem durfte ich mir mit meinem Oberarzt den Alltag in der kinder- und jugendpsychiatrischen Ambulanz ansehen. Dort ging es viel darum, bestehende Medikationen bei jungen Patient/-innen zu kontrollieren und gegebenenfalls zu optimieren. Etwa alle drei Monate wird geschaut, wie es ihnen geht, teils nachdem sie zuvor in der Klinik gewesen waren.
Jede Woche durfte ich der Klinikkonferenz, Fortbildungen (sofern diese trotz Corona angeboten wurden) und der Visite und Belegungsplanung der Station beiwohnen. So habe ich viel über die Abläufe in der Klinik erfahren.
Die Patient/-innen nehmen außerdem an sogenannten überstationäre Therapien teil. So konnte ich mir zum Beispiel einen Eindruck von der Kunst-Medien-Therapie, der Spielsucht-Therapie, der Kunsttherapie und der Mototherapie machen.
Die Zeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Herborn war sehr wertvoll und hilfreich für mein weiteres Studium und für mein späteres Berufsleben. Die betreuenden Ärzte und Ärztinnen haben sich wirklich sehr viel Mühe gegeben. Ich konnte vieles lernen – vor allem auch Dinge, die im Studium meist viel zu kurz kommen. Die Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Herborn hat eine tolle Atmosphäre und ich kann eine Famulatur hier wärmstens weiterempfehlen!
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