Erfolgsfaktor Vielfalt

Erfolgsfaktor Vielfalt

Wie unterschiedliche Perspektiven unsere tägliche Arbeit bereichern

Von kulturellen Hintergründen über unterschiedliche Generationen bis hin zu individuellen Lebens- und Karrierewegen – unsere Mitarbeitenden könnten kaum vielfältiger sein. Genau das macht uns stark. Was bedeutet Vielfalt im Arbeitsalltag? Songül Camci, Christina Bitter und Kodjo-Joel Hounkpe berichten, wie sie Vielfalt bei Vitos erleben und wie das Miteinander sie persönlich und beruflich bereichert.

Was genau machst Du bei Vitos und wie kam es zu Deiner Berufswahl?

Songül: Ich bin gelernte Erzieherin und Teamleitung der Wohngruppe 1 Buchenhaus der Jungendhilfe der Vitos Teilhabe. Meine Schwester ist auch Erzieherin bei Vitos in Idstein und hat mir immer viel von ihrem Beruf erzählt. Das hat mein Interesse geweckt und ich wollte auch gerne mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Ich habe dann ein Jahrespraktikum bei Vitos gemacht und das war voll mein Ding. Nach meinem Fachabitur folgte die Ausbildung als Erzieherin. Letztes Jahr fragte mich dann unsere Bereichsleitung, ob ich mir die Teamleitung zutrauen würde. Ich habe mich dafür entscheiden und diese Entscheidung bisher auch nicht bereut. Bevor ich die neue Stelle angetreten bin, habe ich viele Fortbildungen gemacht. Nächstes Jahr nehme ich am Personalentwicklungsprogramm der Vitos Akademie teil.

Kodjo-Joel: Ich arbeite als Gesundheits- und Krankenpfleger in der Allgemeinen Psychiatrie bei Vitos Hochtaunus. Zusätzlich bringe ich meinen Bachelor-Abschluss in Advanced Nursing Practice ein, indem ich an verschiedenen Projekten mitwirke. Außerdem bin ich Pate für FSJler sowie für Auszubildende aus Indien.

Zu meiner Berufswahl kam es durch mein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), das ich 2019 bei Vitos absolvierte. Während meiner Zeit auf der damaligen Station 4 (Allgemeine Psychiatrie) in Köppern habe ich sehr positive Erfahrungen gesammelt. Diese haben mich dazu motiviert, die Ausbildung im Pflegebereich bei Vitos zu beginnen.

Christina Bitter

Christina Bitter

Christina: Niemand aus meiner Familie arbeitet in der Pflege. Ich wusste aber schon früh, dass ich nicht den ganzen Tag im Büro sitzen, sondern Kontakt zu Menschen haben möchte. Ein Schulpraktikum im Krankenhaus brachte mich auf die Idee, den Pflegeberuf zu ergreifen. In ein Allgemeinkrankenhaus wollte ich aber nicht. In der Psychiatrie findet die Kommunikation auf Augenhöhe statt. Ich erlebe hier einen wertschätzenden Umgang aller Berufsgruppen miteinander, von der Oberärztin bis zum Hauswirtschafter.

2011 habe ich meine Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegerin bei Vitos begonnen. Nach meiner Ausbildung entschied ich mich, ein Bachelor Studium in Social-Management zu beginnen. 2020 folgte dann die Ausbildung zur Inhouse PART-Trainerin. Das alles war berufsbegleitend und entsprechend eine fordernde Zeit. Ich würde aber alles nochmal genauso machen. Vor allem meine Arbeit als Inhouse PART-Trainerin macht mir sehr viel Freude. Ich vermittle Mitarbeitenden zum Beispiel Methoden, wie sie bei herausfordernden Situationen mit Patient/-innen verbal deeskalieren können. Wichtig ist dabei, dass die Würde des Patienten sowie der Mitarbeitenden gewahrt wird.

Wie erlebst Du Vielfalt bei Vitos?

Christina: Vielfalt wird bei uns im Team gelebt. Zum einen arbeiten die unterschiedlichen Berufsgruppen im multiprofessionellen Team wertschätzend zusammen. Auch kulturell sowie in Bezug auf die verschiedenen Generationen ist unser Team bunt gemischt. Manchmal wird natürlich auch diskutiert. Dass wir so vielfältig sind, erleben wir in solchen Momenten eher als Vorteil. Denn die unterschiedlichen Perspektiven, die diese Vielfalt mit sich bringt, sind ein Gewinn für alle.

Kodjo-Joel: Ich war begeistert, als ich 2019 bei Vitos angefangen habe und schnell bemerkte, dass kulturelle Vielfalt hier aktiv gelebt wird. Bereits damals arbeiteten Kolleginnen aus Kenia als ausgebildete Pflegekräfte, und es gab mehrere Mitarbeitende aus Ländern wie Kamerun und Madagaskar, die entweder im FSJ oder in der Ausbildung waren.

Besonders beeindruckt, hat mich das Vorstellungsgespräch mit Bernd Kuschel, unserem Pflegedirektor. Er hat von Anfang an vermittelt, dass kulturelle Vielfalt ein wichtiger Bestandteil der Unternehmenskultur bei Vitos ist. Seit meinem Arbeitsbeginn konnte ich das immer wieder erleben. Heute freue ich mich, dass durch meine Empfehlungen mehrere Menschen aus Togo ihre Ausbildung bei Vitos begonnen haben und nun hier arbeiten.

Was die Vielfalt der Generationen angeht, bin ich ebenfalls positiv überrascht. Unser Team ist überwiegend jung, doch wir profitieren stark von der Erfahrung unserer älteren Kolleginnen und Kollegen. Der Austausch zwischen den Generationen ist eine große Bereicherung.

Allerdings sehe ich mit Sorge, dass der Anteil männlicher Pflegekräfte zurückgeht und ich würde es sehr begrüßen, wenn mehr junge Männer diesen Beruf für sich entdecken.

Kodjo-Joel Hounkpe

Songül: Bei der Vitos Teilhabe in Idstein wird Vielfalt großgeschrieben. Vor allem was das Alter betrifft, sind wir ein sehr gemischtes Team. Die älteren Kolleginnen und Kollegen bringen viel Erfahrung mit, die Jüngeren sorgen für frischen Wind und neue Ideen. Das bereichert mich sehr. Jeder hat seine eigene Arbeitsweise, aber wir sind ein Team.

Was würdest Du gerne verbessern?

Kodjo-Joel: Ich würde mir wünschen, dass es eine feste Integrationsberaterin oder einen festen Integrationsberater bei Vitos gibt, der speziell für Pflegekräfte aus dem Ausland zuständig ist. Das Arbeiten in Deutschland bringt für ausländische Fachkräfte viele Herausforderungen mit sich, sei es durch kulturelle Unterschiede oder administrative Hürden. Eine professionelle Begleitung könnte helfen, diese Herausforderungen zu meistern und die Mitarbeitenden langfristig an das Unternehmen zu binden.

Christina: Ich würde mir mehr stationsübergreifendes Arbeiten wünschen. Also kein Inseldenken der einzelnen Stationen, sondern die Bereitschaft, uns alle gemeinsam als großes Team zu verstehen.

Bist Du selbst oder sind Deine Eltern nach Deutschland eingewandert?

Songül: Meine Eltern sind in den 1970er Jahren aus der Türkei nach Deutschland eingewandert und haben sich hier ein Leben aufgebaut. Meine zwei älteren Geschwister und ich sind hier geboren.

Christina: Meine Eltern sind vor meiner Geburt aus Kasachstan nach Deutschland gekommen.

Kodjo-Joel: Ich bin alleine nach Deutschland eingewandert, bin aber froh, dass inzwischen meine Frau, mein Bruder und meine Cousine ebenfalls hier leben und arbeiten. Meine Eltern leben weiterhin in Togo. Ich besuche sie regelmäßig während meines Urlaubs. Da die Flugtickets nach Togo teuer sind, plane ich meine Reisen so, dass ich drei bis vier Wochen am Stück dort verbringen kann. Das muss natürlich mit meinem Team abgestimmt werden. Gott sei Dank hat das bis jetzt auf meiner Station immer geklappt.

Hast Du einen großen Bezug zu Deinen kulturellen Wurzeln?

Kodjo-Joel: Ich habe einen sehr großen Bezug zu meinen kulturellen Wurzeln. Obwohl es in Deutschland schwierig und teuer ist, traditionelle togolesische Gerichte zu kaufen, gönne ich mir mindestens zweimal im Monat ein besonderes Essen, wie zum Beispiel Fufu, Ayimolou, etc.

Songül Camci

Songül Camci

Songül: Meine Kultur ist weiterhin sehr wichtig für mich. Ich denke, man darf nie vergessen, woher die eigenen Wurzeln kommen. Ich fühle mich sehr „eingedeutscht“, auch was das Denken angeht. Es ist dennoch schön, in die Heimat zu kommen und zu wissen, da bin ich ebenfalls zuhause. Es ist mir außerdem wichtig, meine Werte und meine Kultur weiterzutragen, auch bei meiner Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen. Man sollte immer offen für Neues sein, denn dann ist Vielfalt eine Bereicherung für mich und andere.

Christina: Auch, wenn ich von Geburt an hier lebe, habe ich über meine Familie viel von der kasachischen Nationalität mitbekommen. Wir sprechen zuhause Russisch und auch meine Mentalität und meine kulinarischen Vorlieben sind ein bunter Mix aus Ostblock und Deutschland 🙂

Gibt es darüber hinaus noch etwas, was Dir beim Thema Vielfalt wichtig ist?

Kodjo-Joel: Ich finde es essenziell, dass Gesundheitsunternehmen stärker in die Integration ihrer ausländischen Mitarbeitenden investieren. Das Leben ausländischer Fachkräfte in Deutschland ist oft wie ein Eisberg: Man sieht nur die sichtbaren Herausforderungen, während der größte Teil – wie kulturelle Anpassung und persönliche Hürden – unsichtbar bleibt. Diese unsichtbaren Faktoren führen häufig dazu, dass Fachkräfte den Beruf oder Arbeitgeber wechseln. Vielfalt in der Pflege ist eine Bereicherung, von der alle profitieren können. Deshalb appelliere ich an alle Pflegenden, offen auf Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund zuzugehen, sie zu akzeptieren und aktiv zu unterstützen.

Autor/-in
Anna Pfläging, Social Media Managerin