23 Juli „Größer, moderner und an die heutige Zeit angepasst“
Ersatzneubau der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Haina setzt neue Maßstäbe
Vitos Haina hat im Mai den Ersatzneubau der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Haina in Betrieb genommen, eine der modernsten Maßregelvollzugseinrichtungen Deutschlands. Der Ärztliche Direktor Dr. Sven Krimmer erklärt, was den Neubau so besonders macht und welche Vorteile er nicht nur Patientinnen und Patienten, sondern auch Mitarbeitenden bietet.
Was unterscheidet den Neubau von den alten Gebäuden?
Dr. Sven Krimmer: Der forensische Neubau ist an die aktuelle Zeit angepasst. Wir haben nun im wesentlichen Einbettzimmer als Standard. Im Altbau waren es noch Zweibett-, teilweise Drei- und sogar Vierbettzimmer. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Jeder Patient in der forensischen Unterbringung hat mehr Privatsphäre, mehr Rückzugsraum. Er kann sich von Mitpatienten abgrenzen. Das ist ein ganz großer Fortschritt. Darüber hinaus gibt es insgesamt mehr Platz im Neubau. Das hat Vorteile für die Patientinnen und Patienten, aber auch für Therapeutinnen und Therapeuten.
Summa summarum haben wir durch den Neubau bessere Therapiebedingungen für Patienten. Beispielsweise durch mehr Frei- und Rückzugsräume für Untergebrachte, wir haben mehr Lichtdurchflutung im Gebäude, es gibt eine Vielzahl an Sportangeboten in der neu gebauten Sporthalle. Der Ersatzneubau steht für einen ganzen Blumenstrauß an Fortschritten.
Welche Vorteile bietet der Neubau den Mitarbeitenden?
Jeder Psychologe, jeder Sozialarbeiter, jeder Arzt und jede Ärztin hat nun ein Büro auf Station. Die waren bislang über den Campus verteilt. Das bedeutet kurze Wege zum Patienten. Das erleichtert vieles und hält den Kontakt eng, auch zu den Pflegeteams, die naturgemäß ihren Arbeitsplatz auf Station haben. Auch für die Pflegenden, die ja einen Großteil der forensischen Arbeit im Alltag machen, gibt es sehr viele Vorteile, ebenso für die Co-Therapie mit der Sporthalle und dem Physiobereich.
Die Klinik für forensische Psychiatrie nutzt nach wie vor auch Altbauten. Ist es ein Problem für die Mitarbeitenden, dass die Arbeitsplätze recht unterschiedlich sind?
Wir haben eher Situationen erlebt, in denen Mitarbeitende fast etwas Wehmut hatten, in die modernen, fortschrittlichen Bedingungen umzuziehen, weil sie eben die bisherigen Bedingungen schätzen und lieben gelernt haben. Wenn man mitunter über 20 Jahre in alten Gebäuden arbeitet und jeden Tag das Beste draus macht, dann ist man da beruflich zu Hause und dann fällt der Abschied durchaus schwer. Das haben wir mehrfach gesehen. Das führt jetzt dazu, dass es keine Ressentiments gibt. Viele Mitarbeiter sind weiterhin gerne im Altbestand. Die Klinikleitung hat das Onboarding in den Neubau aber intensiv unterstützt. Das hat den Mitarbeitenden den Wechsel erleichtert, sie kennen auch die neuen Räume wie ihre Westentasche.
Inwiefern hat sich durch den Neubau die Sicherheit verbessert?
Baulich hat sie sich definitiv verbessert, weil wir nach modernsten forensischen Standards gebaut haben, in Anlehnung an viele andere forensische Bauprojekte in Deutschland und Europa. Sicherheit hat im Bereich der forensischen Psychiatrie viel mit baulicher Struktur zu tun, aber natürlich auch mit den vor Ort arbeitenden Mitarbeitern, mit orchestrierten Abläufen, Arbeitsroutinen und letztlich mit Rädchen, die ineinandergreifen. Deshalb glaube ich, dass wir am Ende einen besseren Sicherheitsstandard mit dem Neubau erreichen können. Wir müssen jetzt diese neuen Strukturen in unsere Prozesse einbinden. Bislang läuft das sehr gut.
Wenn Sie eine Veränderung benennen dürfen, auf die Sie besonders stolz sind: Welche ist das?
Ich habe mich beim Beginn der Planungen für die Fahrzeugschleuse stark gemacht. Als ich als junger Assistenzarzt in der Marburger Uni-Klinik gearbeitet habe, damals noch in der Chirurgie, erlebte ich, dass Rettungswagen direkt mit den verletzten Menschen ins Gebäude fahren konnte, und dass man so die Wege kurzhielt. Das floss in meine Überlegungen ein. Wir haben immer wieder erlebt, wie die Polizei durch den ganzen Park fahren und manchmal nachts im Regen die Patienten vor dem Haus übergeben musste. Wir mussten mit der Taschenlampe die Papiere sichten.
Deswegen war es, das sage ich nicht ohne Stolz, ein Vorschlag von mir, dass die Polizei in Zukunft direkt ins Gebäude fährt. Dort ist es nun trocken und hell, egal zu welcher Zeit. Man kann den neuen Patienten direkt im Gebäude empfangen und ihn auf kurzen Wegen unterbringen. Das ist ein großer Fortschritt und forensisch hochmodern.
Das Interview führte Mark Adel
- Im Innenhof
- Privatsphäre für Patienten
- Küche- und Aufenthaltsbereich


