
18 Juni „Ich wollte für meine Familie und insbesondere für meine Kinder eine bessere Zukunft haben“
Interview mit unseren bosnischen Kollegen Haris Jusufovic und Sasa Mikic
Haris Jusufovic und Sasa Mikic kommen beide gebürtig aus Bosnien und arbeiten beide als Pflegefachpersonen in der Heilpädagogisch-Therapeutische Intensivgruppe Riedstadt von Vitos Teilhabe. Warum haben sie sich entschieden, nach Deutschland auszuwandern? Welche Hürden mussten sie überwinden und was gefällt ihnen an der Arbeit in der Heilpädagogisch-Therapeutische Intensivgruppe besonders gut? Diese und weitere Fragen beantworten die beiden im Interview.
Was war Deine Motivation, in Deutschland zu arbeiten?
Haris: Das war zum einen die Sprache, denn ich konnte schon vor meiner Bewerbung bei Vitos Teilhabe sehr gut Deutsch. Daher war Deutschland schon immer ein potenzielles Ziel von mir, wenn ich ans Auswandern dachte. Zum anderen war mir die soziale Sicherheit wichtig, die mir durch meine Arbeit hier geboten wird.
Sasa: Ausschlaggebend war die politische Situation in Bosnien. Ich wollte für meine Familie und insbesondere für meine Kinder eine bessere Zukunft haben. Das hat mich dazu bewogen, nach Deutschland zu kommen.
Wie lief der Bewerbungsprozess?
Haris: Der lief schnell und problemlos, vor allem dank unserer Vermittlerin Natasa Dinic Djukic, die ich über eine Online-Plattform kennen gelernt hatte, und dem Team von Vitos Teilhabe in Riedstadt. Vor allem bezüglich des bürokratischen Aufwands wurde mir viel durch Natasa abgenommen beziehungsweise sehr gut vorbereitet.
Sasa: Der Prozess dauerte insgesamt ein Jahr, aber ich wurde sehr gut von unserer Vermittlerin Natasa Dinic Djukic unterstützt. Die Bürokratie war ziemlich aufwändig und langwierig, aber insgesamt bin ich zufrieden damit, wie es lief. Ich musste lediglich den Nachweis über die Langzeitpflege erbringen. Gelernt, habe ich viel über den Prozess der Dokumentation – ein nicht unerheblicher Teil unserer Arbeit.
Warum hast Du Dich für die Arbeit bei Vitos Teilhabe entschieden und warum gerade in der Heilpädagogisch-Therapeutische Intensivgruppe (HTI)?
Haris: Ich wollte gerne in der Behindertenhilfe arbeiten, da ich damals in Bosnien als Krankenhelfer in der Psychiatrie tätig war und schon mein ganzen Leben Verbindung zu Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen hatte. Das fing schon in der Grundschule an und zog sich über mein frühes Berufsleben, in dem ich ein Kind mit Autismus Spektrum betreut habe. Daher hat es mich sehr in diesen Bereich gezogen.
Sasa: Ich wollte ursprünglich in der Psychiatrie arbeiten, aber dann hat mich unser Regionalleiter, Alexander Kurz-Fehrlé, auf die Heilpädagogisch-Therapeutische Intensivgruppe aufmerksam gemacht. Dort habe ich hospitiert und mich dann direkt entscheiden, hier zu arbeiten.
Mit welchen Erwartungen bist Du hier angekommen?
Haris: Meine Priorität in Sachen Erwartung war, dass ich einen sicheren Arbeitsplatz und ein sicheres Einkommen habe.
Sasa: Meine persönliche Erwartung war, dass alles schnell geht. Aber das war nicht der Fall. Ich musste mich ans Warten gewöhnen;-) Ich habe dabei sehr viel Unterstützung durch Frau Dinic, Haris und das Team der HTI erfahren. Das hat mir den Start hier erleichtert.
Was davon hat sich erfüllt und was ist ganz anders als erwartet?
Haris: Die Erwartung an die Arbeitsplatzsicherheit hat sich auf jeden Fall erfüllt, ansonsten hatte ich keine allzu konkreten Erwartungen. Ich kam hierher und habe einen Tag hospitiert. Danach war für mich klar, dass ich hier in der HTI arbeiten möchte. Anders als erwartet war lediglich, dass ich damit gerechnet hatte, dass es länger dauern würde, bis ich eine eigene Wohnung finden würde. Aber auch das lief sehr gut – ich fand direkt eine Wohnung, die mir gut gefällt.
Was waren die größten Hürden bei Deinem Start in Deutschland?
Haris: Ganz eindeutig die Bürokratie, auch wenn das vergleichsweise schnell ging. Die größte Hürde war meine viermonatige Anerkennung als Fachkraft. Als gelernter Krankenpfleger musste ich diese in einem Krankenhaus in Frankfurt absolvieren und konnte sie nicht hier an meinem Arbeitsplatz oder an einer Vitos Gesellschaft vor Ort erlangen.
Sasa: Ich hatte zu Anfang sprachliche Probleme, was es schwergemacht hat, die ganzen neuen Informationen aufzunehmen. Aber die Leute hier haben sehr geholfen, auch in schwierigen Situationen.
Was hat Dich positiv überrascht?
Haris: Positiv überrascht hat mich, dass hier alles so super geregelt ist. Wenn ich eine Frage hatte, habe ich immer sofort eine Antwort bekommen. Die Einarbeitung war wirklich sehr gut. Ich habe mir zu Anfang viele Fragen gestellt, z.B. woher weiß ich, was ich selbstständig mach kann und was nicht. Aber nach einem Monat war alles klar und ich konnte eigenverantwortlich arbeiten.
Sasa: Das Team der HTI gefällt mir sehr gut, auch wenn die Arbeit herausfordernd ist. Wir müssen uns eng untereinander abstimmen und den Tag gut strukturieren. Sehr positiv finde ich das Miteinander der Kolleginnen und Kollegen. Dass es hier sehr viel Regeln gibt, hat mich überrascht, aber im positiven Sinn, denn ich mag einen geregelten Arbeitsablauf.
Wie sieht Dein Arbeitsalltag in der HTI aus?
Haris: In der HTI gibt es sehr viel Struktur im Tagesablauf mit den Klientinnen und Klienten und das bestimmt auch meinen Arbeitsalltag. So werden zum Beispiel die Mahlzeiten der einzelnen Bewohner immer zur selben Zeit eingenommen, damit es zu keinen Irritationen kommt. Wir haben hier nur sechs Bewohner, aber die Begleitung im Alltag ist sehr intensiv.
Sasa: Neben der Arbeit suche ich gerade ein Haus für meine Familie, um sie dann auch nach Deutschland zu holen. In meiner Freizeit mache ich gerne Fitness und lese viel.
Wie zufrieden bist Du mit der Arbeit bei Vitos Teilhabe?
Haris: Mit meiner Arbeit hier bin ich sehr zufrieden und möchte auf jeden Fall in der HTI bleiben. Die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen ist wirklich eng und ich habe mich hier immer gut unterstützt gefühlt – vom ersten Tag an bis heute.
Was wünschst Du Dir für Deine berufliche Zukunft?
Haris: Ich möchte mich gerne fachlich weiterbilden, um hier einen möglichst guten Job zu machen und mich auch persönlich weiter zu entwickeln.
Sasa: Ich bin hier sehr zufrieden und möchte hier in der HTI bleiben. In Zukunft würde ich mich gerne fachlich weiterbilden.
Was ist HTI?
HTI steht für Heilpädagogisch-Therapeutische Intensivgruppe. Unsere Wohnstätte der HTI befindet sich auf dem Gelände von Vitos Südhessen in Riedstadt-Philipps-Hospital.
In der Gruppe leben sechs Bewohner mit z.T. schweren Beeinträchtigungen, die rund um die Uhr ein hohes Maß an Betreuung und Unterstützung benötigen. Die HTI von Vitos Teilhabe ist ein hessenweit einzigartiges Pilotprojekt.