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Medizincontrolling

Eine junge aber nicht mehr wegzudenkende Fachabteilung 

Medizincontrolling ist eine junge und schnell gewachsene Berufsgruppe von großer Bedeutung. Aber was bedeutet das eigentlich? Wer steckt dahinter? Warum heißt es eigentlich nicht einfach nur Controlling?

Die Antwort darauf ist eigentlich ganz einfach. Wir Medizincontroller und Medizincontrollerinnen beschäftigen uns zu einem überwiegenden Teil mit den Leistungen, die innerhalb der Kliniken erbracht werden und deren Kosten und Erlösen. Heißt, wir sind zuständig, Leistungen am Patienten darzustellen und mit den Kostenträgern abzurechnen. Wir beschäftigen uns also mit rein medizinischen Leistungen. Anders als das Controlling, welches sich mit Unternehmenskennzahlen beschäftigt und dabei den Fokus mehr auf Finanzen im weiteren Sinne legt.

Die Sicht auf medizinische Leistungen ist in der Wahrnehmung Außenstehender oft nicht eindeutig, da man nicht jede Leistung auch sichtbar machen kann. Das liegt häufig einfach nur an einer entsprechenden Beschreibung irgendwo in den Tiefen der Dokumentation. Für alle Berufsgruppen ist das Medizincontrolling mittlerweile eine etablierte Einheit. Wir sind in jeder Lage Ansprechpartner. Sei es, weil Leistungen nicht erfasst werden können oder man nicht weiß, wie man diese darstellen soll. Oder sei es, dass der Chefarzt oder die Chefärztin eine Erklärung benötigt, wie sich die Erlöse im Abrechnungssystem zusammensetzen und welche Diagnosen in welchen Bereichen tatsächlich betroffen sind.

Mittler zwischen Medizin und Verwaltung

Medizincontrolling ist also ein Mittler zwischen Medizin und Verwaltung. Warum benötigt ein Patient ein teures Medikament und warum muss er das jetzt haben? Solche Fragen werden von Verwaltungsseite gestellt. Eine Erklärung dazu liefert das Medizincontrolling. Nicht, weil dort zwingend Ärzte und Ärztinnen arbeiten müssen. Vielmehr, weil wir uns mit jeder Krankengeschichte auseinandersetzen und aus medizinischer Erfahrung heraus Sachverhalte erklären beziehungsweise ableiten können. Es geht dabei nicht um das Anzweifeln einer medizinischen Indikation, sondern rein um die Klärung der Umstände und der finanziellen Auswirkungen.

Im Medizincontrolling sitzen also Experten der Medizin und der Verwaltung, oft in einer Person oder durch mehrere Expert/-innen zusammengesetzt.

Das sind nur Teilaspekte des Medizincontrollings. Eine gute Erklärung liefert auch der bereits vor längerer Zeit veröffentlichte Beitrag im Blog: Lernende Mitarbeiter im lernenden System [1].

Medizincontrolling beeinflusst mittlerweile viele Prozessen, Vorgängen und Leistungen in den Kliniken. An der einen Stelle zu einem hohen Prozentsatz, an anderer Stelle vielleicht etwas weniger. Das liegt daran, dass unsere Abrechnungssysteme leistungsbasiert sind. Die Krankenkassen greifen sie auf und prüfen sie. Wir Medizincontroller und Medizincontrollerinnen nutzen die Ergebnisse dieser Überprüfungen dann für die Verbesserung klinikinterner Prozesse.

Medizincontrolling in Zeiten der Pandemie

Während der letzten zwei Jahre waren wohl alle Mitarbeiter/-innen im medizinischen Bereich stark gefordert. Das gilt auch für uns Medizincontroller und Medizincontrollerinnen. Besonders die Covid-Testerfassung erforderte eine enorme Flexibilität unsererseits. Wir entwickelten zum Beispiel Formulare zur Dokumentation.

Genauso mussten wir auf mehrfache Änderungen der spezifischen Diagnosestellung zu den Covid-Tests und den Erkrankungen reagieren. Allein In den Kliniken von Vitos Weil-Lahn und Vitos Herborn haben wir in zwei Jahren mehr als 60.000 Testungen erfasst, kodiert (so nennt man es, wenn man Leistungen in einen Code umwandelt) und abgerechnet. Aber nicht nur mit den Tests beschäftigt sich das Medizincontrolling, sondern auch mit allen positiv getesteten Fällen. Sie müssen spezielle Diagnosen erhalten. Im Medizincontrolling arbeiten auch Pflegeexpert/-innen. Sie haben in dieser schweren Zeit unsere Kolleg/-innen auf der Intensivstation unterstützt. Das wiederum führte zwangsläufig zu enormen Belastungen unseres verbleibenden Teams.

Auch das Bearbeiten der mittlerweile über 315 Corona Newsletter der Hessischen Krankenhausgesellschaft innerhalb von zwei Jahren und der damit verbundenen Erlasse und Gesetzgebungen gehören zu den Arbeitsschwerpunkten des Medizincontrollings. Hinzu kamen über 100 Krisensitzungen der eigenen Gesellschaften. Hier galt und gilt es, die relevanten Themen auszuarbeiten und umzusetzen, gemeinsam mit den Kliniken und deren Mitarbeiter/-innen.

Corona ist an der Stelle sicher eine Herausforderung für alle Klinikbeschäftigten ob direkt oder indirekt.