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„Muss ich vorher aufräumen?“

Fragen und Antworten rund um Vitos Behandlung Zuhause Kurhessen

Um es gleich vorweg zu sagen: Nein, das Team von Vitos Behandlung Zuhause Kurhessen kommt nicht zur Kontrolle. Es prüft nicht, ob die Küche blinkt und das Wohnzimmer aussieht wie in einem Hochglanzmagazin. Die Mitarbeitenden machen vor Ort das, was sonst in der Klinik geschehen würde: sich um die Belange der Patient/-innen kümmern und therapeutisch mit ihnen arbeiten.

Vitos Behandlung Zuhause Kurhessen ist ein Angebot für psychisch kranke Menschen im Raum Kassel und Bad Emstal. Wer aufgrund seiner Beschwerden in einer psychiatrischen Klinik behandelt werden muss, kann unter bestimmten Umständen auch zuhause bleiben. Eine Therapie findet trotzdem statt. Mitarbeitende des Behandlungsteams kommen nach einem Behandlungsplan zu den Patientinnen und Patienten in deren eigene vier Wände. Jeden Tag gibt es ein Treffen, auch an Wochenenden und Feiertagen.

Vitos Behandlung Zuhause ist noch ein relativ neues Angebot, deshalb sind damit viele Fragen verbunden. Einige davon haben wir hier aufgegriffen und beantwortet.

Bei welchen psychischen Beeinträchtigungen ist Behandlung Zuhause möglich?

Grundsätzlich können alle psychischen Erkrankungen im häuslichen Umfeld behandelt werden, egal ob Menschen an Zwangsstörungen oder Depressionen leiden, emotional instabil sind oder Störungen infolge eines Traumas entwickelt haben.

Was sind die Voraussetzungen, um Behandlung Zuhause zu nutzen?

Vitos Behandlung Zuhause ist eine Alternative zum Krankenhausaufenthalt. Deshalb benötigen die Patient/-innen eine Überweisung zur stationären Aufnahme durch ihren Fach- oder Hausarzt. Der aufnehmende Klinikarzt /die aufnahmende Klinikärztin entscheidet dann, ob Behandlung Zuhause infrage kommt. Auch die Patienten müssen mit den Hausbesuchen einverstanden sei, desgleichen alle im selben Haushalt lebenden Personen über 18 Jahre. In der häuslichen Umgebung sollte ein Raum für ungestörte Gespräche zur Verfügung stehen.

Wie geht es weiter, wenn Behandlung Zuhause vereinbart ist?

Zunächst gibt es ein Erstgespräch, in dem sich ein Arzt/eine Ärztin, eine Pflegekraft und der Patient/die Patientin austauschen. Das findet normalerweise nach Terminabsprache bei den Patienten zuhause statt und bietet ihnen auch die Möglichkeit, das behandelnde Team kennenzulernen.

Bei diesem Gespräch werden unter anderem Formalitäten erledigt, zum Beispiel dem Einlesen der Versichertenkarte. Manchmal finden auch noch einige Untersuchungen zur Diagnostik statt. Aktuell wird ein Abstrich für den Corona-Antigenschnelltest gemacht.

Das Erstgespräch dient vor allem der Orientierung: Der Patient/die Patientin beschreibt seine/ihre Beschwerden und die aktuelle Situation. Die Mitglieder des Behandlungsteams verschaffen sich einen Überblick über das persönliche Umfeld: Gibt es Familienangehörige, die versorgt werden müssen? Können zusätzliche Hilfen eingerichtet werden, zum Beispiel Kinderbetreuung oder Tagespflege für ältere Angehörige? Erwartungen des Patienten/der Patientin an die Therapie und Angebote des Teams werden abgeglichen.

Außerdem formuliert der Patient/die Patientin ein Behandlungsziel: Was will er/sie erreichen? Danach richten sich die Inhalte der Behandlung: den Tag wieder in den Griff bekommen – hilft ein Plan? Wie kann ich meine Ängste vor anderen Menschen abbauen – kann man das üben? Was tut mir gut, wenn mir alles zu viel wird – welche Hilfsmittel und Tricks gibt es?

Gemeinsam mit den Behandlern und Behandlerinnen erstellen die Patienten einen Behandlungsplan. Darin ist geregelt, wer von welcher Berufsgruppe wann zum Hausbesuch kommt. Der Plan wird wöchentlich oder nach Bedarf aktualisiert.

Wer gehört zum Team?

Ärzte und Ärztinnen, Pflegekräfte, Mitarbeitende der Psychotherapie, der Ergotherapie und des Sozialdienstes betreuen den Patienten im Wechsel.

Tägliche Besuche – wer kommt wann und macht was?

Nach dem Erstgespräch kommen täglich ein oder mehrere Mitglieder des Behandlungsteams zum Patienten/zur Patientin, meist zwischen 8 und 17 Uhr. Wer wann kommt, richtet sich nach der Zielsetzung und der aktuellen Situation. Die Besuche werden im Behandlungsplan festgehalten. Beispiel: Anfangs ist neben der ärztlichen und psychologischen Berufsgruppe vielleicht jemand vom Sozialdienst häufiger vor Ort, etwa um behördliche Dinge zu regeln oder Anträge zu stellen. Später liegt der Schwerpunkt beispielsweise mehr auf der Wiedergewinnung einer Tagesstruktur. Dazu erarbeitet eine Pflegekraft mit dem Patienten einen Tagesplan. Die Zielsetzung beeinflusst wesentlich den Inhalt.

Welche Corona-Schutzmaßnahmen gibt es?

Behandlung Zuhause ist ein Konzept, das sich in Zeiten der Pandemie gut bewährt hat. Das Team von Vitos Kurhessen hat eine Reihe von Schutzmaßnahmen ergriffen, um alle Beteiligten vor einer Ansteckung zu schützen.

Dazu zählt, dass die Mitarbeitenden von Vitos Behandlung Zuhause Kurhessen geimpft sind und – ebenso wie die Patient/-innen – täglich getestet werden. Bei den Hausbesuchen tragen alle Beteiligten FFP2-Masken. Und natürlich achtet das Team darauf, dass die allgemeinen Corona-Regeln eingehalten werden: Abstand halten, in die Armbeuge husten und nießen, regelmäßig lüften, Hände vor und nach dem Hausbesuch desinfizieren.

Wenn im Haushalt Angehörige leben, die zu einer Risikogruppe zählen und vor einer Ansteckung besonders geschützt werden müssen, achten die Behandler auf weitere Schutzmaßnahmen – zum Beispiel kann die Behandlung dann auch im Freien stattfinden.

Was können Patienten/Patientinnen in einer Krisensituation außerhalb der Therapiezeit tun?

Das Team bespricht mit den Patienten und Patientinnen einen Notfallplan, in dem individuelle Verhaltensregeln im Krisenfall festgehalten werden.

Beispiele: Die behandelte Person meldet sich stündlich bei einem festen Ansprechpartner. Oder es gibt eine Bedarfsmedikation für bestimmte Situationen. Sie bekommt eine Reihenfolge an die Hand, durch die sie Skills zum Spannungsabbau nutzen kann. Oder sie vereinbart mit einem Teammitglied, dreimal täglich zu bestimmten Zeiten zu telefonieren.

Außerdem sind die Pflegekräfte von Behandlung Zuhause über ein Bereitschaftstelefon rund um die Uhr erreichbar, ebenso der diensthabende Arzt/die diensthabende Ärztin in der Klinik.

Wie lang kann jemand zuhause behandelt werden?

Ganz banal gesagt: Bis das formulierte Behandlungsziel erreicht ist. Dann wird nach Absprache mit dem Patienten/der Patientin die Behandlung Zuhause beendet. Allerdings kann er/sie sich bei Bedarf melden und eine erneute Therapie anstreben. Im Schnitt dauert die Behandlung Zuhause etwa sechs Wochen.

Können die Ziele nicht erreicht werden oder gibt es keine Veränderung, dann stößt das Behandlerteam eine andere Form der Unterstützung an. Das kann beispielsweise die therapeutische Betreuung durch einen niedergelassenen Fachtherapeuten oder die Anbindung an eine Tagesstätte sein.

Unter bestimmten Bedingungen kann die Therapie gezielt unterbrochen und nach ein paar Wochen wiederaufgenommen werden. Das nennt man Intervallbehandlung.

Welche Menschen nutzen Behandlung Zuhause?

Eine Behandlung im eigenen häuslichen Umfeld eignet sich gut für Menschen, für die eine stationäre Behandlung nicht in Frage kommt – zum Beispiel, weil sie familiäre Aufgaben zu bewältigen haben oder weil ihre psychische Erkrankung es ihnen erschwert. Bei Vitos Behandlung Zuhause Kurhessen suchen ganz unterschiedliche Menschen Hilfe. Zum Beispiel eine junge Mutter, bei der nach der Schwangerschaft eine Depression aufgetreten ist. Der Berufstätige, der irgendwann aufgrund einer Depression das Bett nicht mehr verlassen kann und der Schwierigkeiten hat, seinen Alltag zu meistern. Menschen mit Gewalterfahrung, die aufgrund von Rückblenden – Flashbacks genannt – in Spannungszustände geraten. Personen mit Angst- und Panikattacken, die den Kontakt zu anderen Menschen möglichst meiden. Betroffene mit Zwangsstörungen, die unter ihren Verhaltensweisen leiden.

Hintergrund: Vitos Behandlung Zuhause Kurhessen ist ein Angebot der Vitos Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie Bad Emstal und Kassel. Weitere Informationen dazu finden Sie hier:

https://www.vitos.de/gesellschaften/vitos-kurhessen/einrichtungen/vitos-klinik-fuer-psychiatrie-und-psychotherapie-bad-emstal/behandlung-zuhause-kurhessen [1]

Vitos bietet Behandlung Zuhause auch an anderen Orten in Hessen an. Einen Überblick dazu finden Sie hier: https://www.vitos.de/unsere-fachbereiche/erwachsenenpsychiatrie/erwachsenenpsychiatrie/vitos-behandlung-zuhause [2]

Der Beitrag ist nach einem Interview mit Rita Hahn entstanden, leitende Pflegekraft bei Vitos Behandlung Zuhause in Bad Emstal.