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„Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sind kein Widerspruch“

Interview mit Philipp Schlösser, Vitos Konzerngeschäftsführer COO

Alle reden von Nachhaltigkeit. Auch wir tun das. Aber ist Nachhaltigkeit für Vitos als Dienstleister im Gesundheits- und Sozialwesen überhaupt so ein wichtiges Thema? – „Unbedingt“, sagt Philipp Schlösser, Vitos Konzerngeschäftsführer COO. Warum Vitos nachhaltiger werden will, was wir schon tun, um Ressourcen und Umwelt zu schonen und wo wir noch besser werden müssen, schildert er in diesem Interview.

Vitos möchte nachhaltiger werden. Was verstehen wir als Unternehmen unter „Nachhaltigkeit“?

Philipp Schlösser: Zunächst einmal das, was vermutlich alle zuerst mit diesem Begriff verbinden: Wir wollen unseren Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten. Dass wir nachhaltig und ressourcenschonend handeln wollen, steht explizit in unserem Leitbild. Ökologie ist auf jeden Fall ein wesentlicher Aspekt der Nachhaltigkeit, wie wir sie verstehen.

Welche weiteren Aspekte gibt es?
Nachhaltigkeit bei Vitos

Nachhaltigkeit bei Vitos umfasst ökologische, ökonomische und soziale Aspekte.

Schlösser: Die ökonomische und die soziale Nachhaltigkeit. Ökonomische Nachhaltigkeit ist unerlässlich, damit wir die qualitativ hochwertige Versorgung unserer Patientinnen und Patienten langfristig erhalten können. Die soziale Nachhaltigkeit betrifft unser Miteinander, aber auch unser Wirken innerhalb der Gesellschaft. Das haben wir mit unseren Unternehmenswerten und unserem Leitbild sehr genau definiert.

Warum ist Nachhaltigkeit für Vitos ein zunehmend wichtiges Thema?

Schlösser: Als sozial geprägtes Unternehmen sind die verschiedenen Aspekte der Nachhaltigkeit per se schon ein Teil unserer DNA. Schon deshalb steht das Thema bei uns im Fokus. Hinzu kommt, dass der Gesetzgeber großen Unternehmen wie uns Vorgaben macht. Das ist gut und richtig so.

Welche Vorgaben sind das?

Schlösser: Wir müssen zum Beispiel auf die Einhaltung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes achten. Sperriger Name. Dahinter steckt – verkürzt gesagt – die gesetzliche Verpflichtung, auch bei unseren Zulieferern darauf zu achten, dass Umwelt und Menschenrechte geschützt werden. Wir haben dazu unter anderem eine Beschwerdestelle eingerichtet. Dort kann sich jeder melden, wenn es einen Verdacht gibt, dass Umweltstandards oder Menschenrechte missachtet werden.

Wie wirkt sich das konkret aus, zum Beispiel auf den Einkauf bei Vitos?

Schlösser: Im Einkauf ist das Thema Nachhaltigkeit präsent. Wenn wir größere Aufträge vergeben, sind die Aspekte der Nachhaltigkeit zunehmend wichtige Kriterien. Und bei Verbrauchsartikeln prüfen wir, ob wir sie durch regionale oder auch mehrfach verwendbare Alternativen ersetzen können.

Ist eine nachhaltige Unternehmensführung nicht unwirtschaftlich?
Vitos Klinikum Heppenheim - Solaranlage

Vitos Südhessen hat im Januar 2020 eine Photovoltaikanlage mit 235 kWp in Betrieb genommen. Sie nimmt fast die gesamte Dachfläche des Vitos Klinikums Heppenheim ein.

Schlösser: Absolut nicht. Im Gegenteil: Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit stehen oft gar nicht im Widerspruch zueinander. Nehmen Sie zum Beispiel unsere Investitionen in Photovoltaik-Anlagen. Bis 2025 wollen wir ein Viertel unseres Stroms über diese Anlagen selbst erzeugen. Damit sparen wir langfristig bei den Stromkosten, denn die Anlagen rechnen sich in der Regel schon nach sechs oder sieben Jahren. Das sind also wirtschaftlich sinnvolle Investitionen für Vitos. Auch unseren Fuhrpark wollen wir nach und nach auf Elektro-Fahrzeuge umstellen. Das führt nicht nur zu einer verbesserten CO2-Bilanz, sondern hilft uns auch dabei, die Kosten zu verringern.

Was spricht – neben den wirtschaftlichen Vorteilen – noch für eine nachhaltige Unternehmensführung?

Schlösser: Wir stehen als Unternehmen im harten Wettbewerb um gute Fachkräfte. Mitarbeitende zu gewinnen und dauerhaft zu binden, ist für uns in den nächsten Jahren die wichtigste Aufgabe. Und Mitarbeitende erwarten heute schlichtweg die Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie. Diese Erwartungshaltung nimmt in der Generation Z sogar noch zu, also bei Nachwuchskräften, die Ende der 90er und in den 00er-Jahren zur Welt gekommen sind. Sie ist die Generation, der bewusst ist, dass sie die Folgen des Klimawandels tragen wird. Von dem Unternehmen, für das sie arbeitet, erwartet sie ein klares Bekenntnis zur ökologischen Verantwortung.

Unternehmen schreiben sich Nachhaltigkeit gerne auf die Fahnen, um ihr Image aufzuwerten. Können Sie für Vitos ausschließen, Greenwashing zu betreiben?

Schlösser: Vitos hat sich beim Thema Nachhaltigkeit schon auf den Weg gemacht, lange bevor der Begriff en vogue wurde. Einfach, weil es unserem Selbstverständnis entspricht und wir unsere Verantwortung in und für die Gesellschaft wahrnehmen wollen. Greenwashing wäre ein Fehler, der übrigens auch schnell vom Umfeld entlarvt werden würde. Nein, wir machen das Thema Nachhaltigkeit nicht für das Marketing. Aber dennoch gilt selbstbewusst: „Tue Gutes und sprich drüber“.

Was macht Vitos beim Thema Nachhaltigkeit schon gut?

Schlösser: Ganz viel! Besonders deutlich wird das an unseren Immobilien. Wir haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Neubauten für unsere Kliniken errichtet, die eine deutlich bessere Energiebilanz haben als die zuvor genutzten Gebäude. Wichtig sind aber auch die vielen kleinen Maßnahmen in unseren Einrichtungen – angefangen von energiesparender Beleuchtung bis hin zu Maßnahmen der Abfallvermeidung. Da gibt es viele Ideen, die zeigen, dass die Kolleginnen und Kollegen das Thema Nachhaltigkeit vor Ort vorantreiben und ihren Beitrag leisten.

Welche Kolleginnen und Kollegen sind das, die das Thema bei Vitos bearbeiten?

Schlösser: Wir haben bei Vitos keine eigene Abteilung, die sich nur um das Nachhaltigkeitsmanagement kümmert. Die Projekte und Maßnahmen werden an ganz vielen Stellen angeschoben und bearbeitet, zum Beispiel durch die Energie- und Umweltmanager oder im Arbeitskreis Abfallmanagement. Im vergangenen Jahr haben wir außerdem einen Arbeitskreis Nachhaltigkeit gegründet. Die Konzerngeschäftsführung ist darin vertreten, außerdem Führungskräfte aus verschiedenen Bereichen. Gemeinsam erarbeiten wir die konkreten Ziele für die kommenden Jahre. Für das Jahr 2025 werden wird diese Ziele und die entsprechenden Maßnahmen erstmals in einem Nachhaltigkeitsbericht kommunizieren.

Was sind hier für Vitos in den nächsten Jahren die größten Aufgaben?

Schlösser: Ich sehe den Schwerpunkt der Maßnahmen beim Umwelt- und Klimaschutz. Wir haben sehr viele Immobilien, etwa die Hälfte ist denkmalgeschützt. Mit Blick auf die Energieeffizienz ist das eine echte Herausforderung. Dafür müssen wir auch unser bestehendes Klimaschutz-Monitoring weiterentwickeln und unsere Zielerreichung konsequent messen.

Was genau meinen Sie damit?

Schlösser: Wie schon erwähnt, haben wir uns beim Thema Strom das Ziel gegeben, bis 2025 ein Viertel unseres Strombedarfs selbst über Photovoltaik zu erzeugen. Das ist ein gutes Beispiel für ein konkretes Ziel. Für die Bereiche CO2-Footprint, Abfall und Wasser gilt es ebenfalls, für uns gute und klare Ziele zu definieren und dazu Maßnahmen zu entwickeln.

Vitos ist dem UN Global Compact beigetreten. Was genau bedeutet das für unser Unternehmen?

Schlösser: In erster Linie ist unser Beitritt ein Bekenntnis: Wir unterstreichen damit, dass es uns mit dem Thema Nachhaltigkeit wirklich ernst ist. Das ist eine wichtige Botschaft nach Innen und Außen. Und ich muss sagen, dass ich mich wirklich freue auf die Impulse, die aus diesem Netzwerk kommen werden. Am UN Global Compact beteiligen sich immerhin etwa 14.000 Organisationen. Es ist die weltweit größte Initiative für nachhaltige und verantwortungsvolle Unternehmensführung.

Zum Schluss: Welchen persönlichen Beitrag leisten Sie für mehr Nachhaltigkeit?

Schlösser: Ich lege seit diesem Jahr den Großteil meiner Fahrten mit der Bahn zurück. Da kommt bei rund 60.000 Reise-Kilometern im Jahr auch schon ein kleiner Beitrag zusammen.

Zur Person: Philipp Schlösser ist seit Mai 2022 Vitos Konzerngeschäftsführer COO. Er ist bei Vitos primär für die operative Steuerung und im Speziellen für die Themen IT-Management, Bauen und Einkauf zuständig.

Mehr zum Thema Nachhaltigkeit bei Vitos erfahren Sie hier [1].