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Operation Indien: „in jeder Hinsicht unvergesslich“

Gemeinsam mit Interplast e. V. hilft Dr. Martin Bergmann jungen Menschen in Megh Nagar

Dr. Martin Bergmann kam schon als PJ-ler zum ersten Mal in die Vitos Orthopädische Klinik Kassel (OKK). Nach der Assistenzarzt- und der Facharztausbildung bei Vitos entwickelte sich Bergmann zum Funktionsoberarzt und übernahm schließlich als Oberarzt den Fachbereich Kinder- und Jugendorthopädie in der OKK. 2022 gab ihm die Klinik unbürokratisch die Zusage für eine zweiwöchige Fortbildungsreise nach Indien mit dem Verein Interplast, der kostenlos plastische Operationen in Entwicklungsländern durchführt. Aus Megh Nagar im Bundesstaat Madhya Pradesh in Zentralindien schickte Dr. Bergmann seine Eindrücke nach Kassel.

Von München über Dubai und Delhi nach Indore
Ein herzlicher Empfang

Ein herzlicher Empfang

Mit einem zehnköpfigen Team bestehend aus zwei Kinderorthopäden, einem plastischen Chirurgen, zwei Narkoseärztinnen, zwei Fachkräften für Anästhesie sowie drei OP-Fachkräften sind wir Ende Oktober am Flughafen München gestartet. Dabei hatten wir 26 Gepäckstücke gefüllt mit medizinischem Material. Nachdem die erste Hürde, das Einchecken mit so einer Menge Gepäck, gemeistert war, ging es mit dem Flugzeug über Dubai in die Hauptstadt Indiens: Delhi. Nach einer Übernachtung flogen wir weiter nach Indore. Dort wurden wir bereits sehnsüchtig erwartet. Geistliche aus der Klosteranlage Megh Nagar, zwei Schwestern und Organisatoren nahmen uns mit Geschenken herzlich, offen und freundlich in Empfang.

Eine wilde Autofahrt nach Megh Nagar

Mit einem Klein-LKW voller Gepäck und einem Bus sowie einem Wagen voller Begleit-Security ging es dann auf eine rund vierstündige wilde und erlebnisreiche Autofahrt nach Megh Nagar. Am späten Abend angekommen, wurden wir mit einer musikalisch untermalten Zeremonie von dem Father der katholischen Klosteranlage sowie Geistlichen und Bewohnern der Ortschaft herzlich empfangen.

Kleinen und großen Patientinnen und Patienten

Am ersten Tag in Megh Nagar stand das große Patientenscreening auf dem Programm. Doch zuvor wurde auch hier am Krankenhaus nochmals eine große Willkommenszeremonie mit Chorgesang und Musik sowie Reden Geistlicher unterschiedlichster Religionen veranstaltet. Das Krankenhaus füllte sich mit kleinen und großen Patienten, die nach medizinischer Hilfe suchten. Normalerweise bleibt ihnen diese, aufgrund ihres sozialen und/oder ökonomischen Status, verwehrt. Zu den Erkrankungen zählten schwerste Verbrennungsfolgen, angeborene oder durch Unfälle oder Erkrankungen wie Poliomyelitis etc. erworbene Fehlbildungen, wie zum Beispiel Beinachsen- oder Armdeformitäten, Fußfehlstellungen oder schwere Vernarbungen mit Gelenkkontrakturen.

Entsprechend dem Erkrankungsbild haben wir die vielen Patienten zur Sichtung zwischen dem Plastischen Chirurgen und uns Orthopäden aufgeteilt und den OP-Plan für die kommenden acht Tage gefüllt. Das medizinische Pflegepersonal bereitete unterdessen die noch aus Vorjahren vorhandenen und mitgebrachten Hilfsmittel für ihren Einsatz in den kommenden Tagen vor. Am Ende des ersten langen Tages waren dann die Krankenhausflure geleert, die OP-Pläne jedoch gut gefüllt.

Jeden Tag im OP

Seit dem ersten OP-Tag überließ uns das kleine Krankenhaus seine zwei OP-Säle. Personell waren wir so ausgestattet, dass wir Kinderorthopäden in dem einem und der Plastische Chirurg in dem anderen OP-Saal ganztägig arbeiten konnten. In der ersten Woche haben wir Orthopäden zwei Kinder mit schweren angeboren Fußfehlbildungen und ein Kind mit starker Bewegungseinschränkung der Kniegelenke versorgt. Der Plastische Chirurg kümmerte sich um Patienten mit diverse Gesichtstumoren und Narbenstränge im Halsbereich. Pro Tag führten wir in jedem OP-Saal circa drei bis fünf OPs durch. Am 10. November war unser Einsatz beendet. Dann ging es wieder über Indore-Delhi-Dubai-München zurück nach Kassel.