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  • Kategorie Aktuelles, Allgemein, Einrichtungen, Vitos Welt
Selbstverständlich!

Selbstverständlich!

10. Mai 2017

Reha-Angebot für Menschen mit psychischen Erkrankungen

Am 22. März 2017 hat die Vitos Reha Kassel Eröffnung gefeiert. Rehabilitation für Menschen mit psychischen Erkrankungen ist nun fester Bestandteil der Angebote in der Region – wohnortnah, ambulant, mittendrin. Selbstverständlich.

Selbstverständlich?

Die Geschichte von Frau Soma

Frau Soma sitzt in ihrem Büro und trinkt noch einen Tee. Gerade ist sie aus der Pause gekommen, hat ihre Kolleginnen getroffen und ein Schwätzchen gehalten. Nun schafft sie sicher auch die letzten drei Stunden bis zum Feierabend. Heute kribbeln die Füße wieder mächtig. Sie schließt ihre Bürotür und genießt die Ruhe. Dann macht sie sich wieder an ihre Arbeit.

Erkrankung

Frau Soma ist 30 Jahre alt und hatte sich in den letzten zwei Jahren immer schlapper gefühlt, die Füße wollten nicht mehr, manchmal hatte sie Sehstörungen. Immer wieder ist sie gestolpert, schließlich sogar gestürzt.

Behandlung

Zu dieser Zeit war sie schon krankgeschrieben. Der Hausarzt hat sie nach einiger Zeit an einen Neurologen verwiesen. Dieser schickte sie ins Krankenhaus. Nach vielen Untersuchungen stand die Diagnose fest: Multiple Sklerose. Sie war schockiert.

Rehabilitation

Nach der medikamentösen Einstellung und nachdem sich die Symptome etwas zurückgebildet hatten, fand sich Frau Soma wenige Wochen später in der Reha wieder. Hier lernte sie den Umgang mit der Medikation, erforschte eigene Belastungsgrenzen, fand heraus, was ihr gut tat und was die Symptomatik im Hintergrund hielt. Gemeinsam mit dem Sozialdienst und ihrer Psychotherapeutin betrachtete sie ihre berufliche Tätigkeit. Frau Soma ist Sachbearbeiterin in der Personalabteilung eines Import- und Exportbetriebes. Klar wurde, dass sie regelmäßige Pausen braucht, dass sie eine reizärmere Arbeitsumgebung für ihre Konzentration benötigt. Bisher arbeitete sie in einem Großraumbüro. Frau Soma machte sich Sorgen, wie ihr Arbeitgeber auf ihre Einschränkungen reagieren würde.

Wiedereingliederung

Der Sozialdienst nahm Kontakt mit dem Betriebsarzt auf. Direkt nach der Reha hatte Frau Soma dort einen Termin gemeinsam mit ihrem Chef und einem Vertreter des Betriebsrates. Auch die Schwerbehindertenbeauftragte war bei dem Gespräch dabei. Frau Soma hatte noch in der Reha einen Antrag auf Schwerbehinderung gestellt. Vereinbart wurde eine stufenweise Wiedereingliederung. Außerdem bekam Frau Soma ein eigenes kleines Büro zur Verfügung gestellt. Die Verantwortung für die regelmäßigen Pausen obliegt ihr. Wenn Frau Soma keine Symptome hat, fühlt sie sich nicht krank. Ihr Leben ist ruhiger geworden, nicht schlechter.

 

Die Geschichte von Herrn Seel

Herr Seel, 30 Jahre alt, sitzt auf seinem Sofa und raucht. Er grübelt. Wie konnte es nur so weit mit ihm kommen? Vor zwei Jahren stand der Speditionskaufmann voll in einem Leben, mit dem er rundum zufrieden war. Er mochte seinen Job und die meisten seiner Kollegen.

Erkrankung

Dann begannen die Schlafstörungen. Er wurde unkonzentriert, machte Fehler an der Arbeit. Immer wieder war er mal ein oder zwei Tage krankgeschrieben, was aber nichts half. Sein Misstrauen wuchs. Beobachteten ihn die Kollegen kritisch? Schließlich hörte er sie schon seit einiger Zeit immer wieder hinter seinem Rücken reden. Wenn er sich umsah, taten alle so, als wäre nichts. Aber er hatte schließlich Ohren zum Hören.

Behandlung

Der Hausarzt wollte ihn zum Psychiater schicken. Er fand das absurd, schließlich war er nicht krank, nur müde. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Herr Seel kann sich nur noch bruchstückhaft erinnern. Seine verzweifelte Freundin, die Polizei, Blaulicht, die Station im psychiatrischen Krankenhaus, sein Widerwille gegen die Medikamente, seine Angst vor den Anderen. Nach wenigen Wochen war er wieder einigermaßen klar im Kopf, das Misstrauen verflogen, die Stimmen in seinem Kopf stumm. Er selber fühlte sich wie ein Teigbatzen. Keine Energie, keine Pläne, sich selber fremd. Er war erleichtert, als die Entlassung anstand. Aber wie sollte es weiter gehen? Der Arzt hatte zu ihm gesagt, er habe eine Psychose, er müsse sich Zeit lassen, solle sich nicht zu viele Gedanken machen und erst einmal wieder gesund werden. Die Medikamente müsse er wohl den Rest seines Lebens nehmen. Alle drei Wochen hatte er nun einen Termin bei einem niedergelassenen Psychiater, bekam dort das Rezept für die Tabletten, sollte immer sagen, wie es ihm geht. Auf seinem Tisch lagen die Telefonnummern von Psychotherapeuten. Da sollte er anrufen.

Erkrankung

Er ging nicht mehr raus, nahm den Telefonhörer nicht ab, wusch sich nicht mehr. Er bestellte Pizza. Seine Freundin hatte ihn irgendwann aufgegeben. Egal.

Behandlung

Schließlich fand er sich erneut im Krankenhaus wieder. Er bekam andere Medikamente. Inzwischen hatte er dreißig Kilo zugenommen. Keine Hose passte. Die Vorstellung, so an seinen Arbeitsplatz zu gehen, war unerträglich peinlich. Es hatte alles keinen Sinn. Er kündigte seinen Job, ohne noch einmal Kontakt mit seiner Firma aufgenommen zu haben. Was sollten die von ihm schon noch erwarten können?

Erkrankung? Behandlung?

Jetzt hat Herr Seel einen Entschluss gefasst. Er holt sich sein schönes Leben zurück. Er setzt ab morgen die Medikamente ab. Schlimmer kann es nicht mehr werden. Oder doch? Gestern hatte ihn sein Psychiater gefragt, ober er sich nicht mal eine Tagesstätte ansehen wolle. Alternativ käme wohl auch eine Werkstatt für behinderte Menschen in Frage. Er brauche doch eine Tagesstruktur.

 

Fortsetzung der Geschichte von Herrn Seel

Herr Seel, 31 Jahre alt, sitzt auf dem Sofa und raucht. Er hat ein flaues Gefühl im Bauch. Vor ihm auf dem Tisch liegt die Kostenzusage für die ambulante Reha. Nächste Woche soll es losgehen. Das hatte ihm beim letzten Krankenhausaufenthalt, den ihm das Absetzen der Medikamente beschert hat, der neue Stationsarzt vorgeschlagen. Er wusste gar nicht, dass es so was gibt. Jetzt wundert er sich über sich selbst, dass er nicht danach gefragt hatte. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, so eine Reha. Er hat sich das Ganze jedenfalls mal angesehen, etwas skeptisch erst. Es gefiel ihm. Irgendwie schien dort keiner einen Zweifel daran zu haben, dass es sich lohnen würde, ihm zuzuhören und sich mit ihm gemeinsam auf den Weg zu machen. Arbeiten gehen? Na klar, wird ausprobiert. Zurück in den alten Job? Warum denn nicht? War doch interessant, was Sie gemacht haben. Und wenn´s schief geht?

Er hat ein flaues Gefühl im Bauch. Dann lächelt er. Am Vortag hat er eine ehemalige Kollegin beim Einkaufen getroffen. Erst war er erschrocken, denn sie saß im Rollstuhl. Elfi Soma, die Lustige aus dem Büro. Sie rollerte einfach auf ihn zu und begrüßte ihn, als hätten sie sich gestern zuletzt gesehen. Ja, sie sei kurze Zeit nach ihm krank geworden. Sie hätten ihn anfangs sehr vermisst, keiner hätte verstanden, warum er gekündigt habe. Na, er würde ja sehen, dass sie nicht nur Glück gehabt habe. Sie komme gerade aus ihrer zweiten Reha nach einem erneuten MS-Schub. Jetzt brauche sie halt doch den Rolli. Heute werde die neue breitere Tür zu ihrem Büro eingebaut, daher habe sie frei. Ob er nicht mal auf einen Kaffee vorbeischauen wolle? Die anderen würden sich bestimmt freuen. Der Chef habe immer mal nach ihm gefragt.

Okay, denkt er jetzt auf dem Sofa: Ich hole mir mein Leben zurück. Die in der Reha werden mir dabei helfen. Selbstverständlich.

 

Sie suchen weiterführende Informationen? Die finden Sie auf unserer Homepage unter www.vitos-reha.de und unter bagrpk.de (Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation psychisch kranker Menschen).

Sie kommen aus dem Raum Frankfurt? Dann lesen Sie den Blogbeitrag zur Vitos Reha in Frankfurt.

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Autor/in Dr. med. Sabine Kreß

Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Sozialmedizin. Seit 2000 befasse ich mich mit dem Thema psychiatrische Rehabilitation. Inzwischen bin ich in Kassel und Frankfurt tätig in der Funktion der Medizinischen Geschäftsführung der Vitos Reha gGmbH.

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3 Kommentare Kommentieren
  1. Dr. Sonja Jochem-Gawehn am 11. Mai 2017 um 10:27

    eine wunderbare Geschichte, die zeigt, wie Menschen mit psychischen Erkrankungen stigmatisiert werden, ohne dass sich jemand etwas Böses dabei denkt und wie unhinterfragt wir uns immer noch selbst dafür verantwortlich machen, wenn wir psychische Störungen entwickeln.

    Antworten
    • Name am 24. Juni 2021 um 2:49

      Es fällt auf, daß bei Ihren Beispielen die Patienten immer um die 30 Jahre alt sind, und ich dachte mir zunächst nichts dabei. Doch dann rief ich bei Ihnen vor ca. zwei Jahren an und erfuhr, daß Sie „knallharte“ Altersbeschränkungen haben. Um 50 jährige kümmere man sich nicht, so hieß es brüsk und ohne Mitgefühl zu zeigen. Weshalb steht in der Internetseite von Ihnen nirgendwo Ihre Alters-Einschränkungen und sonstiger Vorraussetzungen? Ich empfinde das als sehr scheinheilig und verlogen, weil Sie so tun, als wären Sie für den gesamten von Ihnen beschrieben Personenkreises da und das ist nicht der Fall. Im übrigen erhalten gerade die Jüngeren auch noch Leistungen der Berufsbildungswerke und haben in der Regel noch fitte Elten, die sich kümmern können. Mit um die 50 Jahren eine Altersdekriminierung zu erleben, damit habe ich nicht gerechnet. In der Öffentlichkeit kommt die Information über den medizinischen Notstand nicht an, weil Sie ihn bewußt verschweigen.

      Antworten
      • Dr. Sabine Kress am 24. Juni 2021 um 12:53

        Es kann sich hier bei der Frage der „knallharten Altersbegrenzung“ nur um ein Missverständnis handeln, das ich natürlich sehr bedauere. In unseren Vitos Rehaeinrichtungen werden Menschen mit psychischen Erkrankungen ab einem Alter von 18 Jahren behandelt, 15% aller Rehabilitanden und Rehabilitandinnen in den letzten Jahren waren zwischen 50 und 60 Jahre alt.

        Antworten

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