Chatten, posten, twittern, surfen, Freunde bei Facebook zählen, Rollentausch im Cyberspace, zocken in online-Glücksspielen. Wenn das den Alltag bestimmt, Familie, Freunde und Hobbies nur noch eine „Ferner liefen“-Rolle haben, liegt ein Suchtverhalten vor.
Ob es eine eigenständige Krankheit „Internetsucht“ gibt, darüber streiten sich die Geister. Diese Sucht nach der Möglichkeit, anonym im Netz seinen Frust los zu lassen, sein mangelndes Selbstwertgefühl aufzuwerten oder geheime Vorlieben auszuleben, ist nämlich oft an andere psychische Probleme und Erkrankungen gekoppelt. Frauen und Männer aller Altersstufen und Gesellschaftsschichten sind davon betroffen. Wie bei jeder anderen Sucht, haben die Betroffenen meist kein Problembewusstsein, obwohl ihre Ehepartner und Familien darunter leiden.
Austragungsort Internet
Oft liegen Verhaltens-, Zwangs- oder Persönlichkeitsstörungen, auch Depressionen zugrunde, die zu dieser unkontrollierten Faszination ‚Internet‘ führen. Das Internet ist nur der Austragungsort. Besonders gefährdet sind Menschen, die mit sich und ihrem Leben unzufrieden sind. Schnelle, einfache Kontaktaufnahme und die Anonymität setzen die Hemmschwelle herab, sich zu äußern und sich darzustellen. Man begibt sich in eine Scheinwelt, die schließlich immer mehr das wirkliche Leben verdrängt.
Beratung und Hilfe
Nicht jeder Betroffene muss zum Psychiater. Die Vitos Klinik in Haina kooperiert deshalb mit der Suchtberatung des Diakonischen Werkes Waldeck-Frankenberg, die Betroffene und Angehörige berät (Tel. 05631-60330). Liegt tatsächlich eine schwerwiegende psychische Störung vor, sind wir der richtige Ansprechpartner. Süchte lassen sich verhaltenstherapeutisch behandeln. Der Betroffene lernt, den Grund für seine Sucht zu erkennen und Lösungsstrategien zu entwickeln. Es geht beim Internet nicht um einen Totalverzicht wie etwa bei Drogen, sondern um die richtige Dosis.
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Dr. Gisela Heimbach.
Headerbild: © Andreas Hermsdorf/ pixelio.de
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