Tagesklinik für Kinder und Jugendliche. Was ist das überhaupt?

Tagesklinik für Kinder und Jugendliche. Was ist das überhaupt?

Die Vitos kinder- und jugendpsychiatrische Tagesklinik in Limburg feiert ihr fünfjähriges Jubiläum. Grund genug, einmal genauer hinzusehen. Was ist eine Tagesklinik? Mit welchen Erkrankungen kommen Kinder und Jugendliche nach Limburg? Wie können wir ihnen helfen? Ein kleiner Einblick in unsere tägliche Arbeit.

Die Tagesklinik Limburg für Kinder und Jugendliche

Eine Tagesklinik bietet eine teilstationäre Behandlung über Tag an. Die Grundidee ist eine in den Alltag integrierte Therapie in Wohnortnähe. Die Kinder und Jugendlichen wohnen in ihren Familien. Tagsüber werden sie in der Tagesklinik behandelt, wo sie einen strukturierten Tagesablauf mit integrierten einzel- und gruppentherapeutischen Angeboten vorfinden.

Schon Kinder und Jugendliche können psychisch erkranken

Das Behandlungsspektrum umfasst Erkrankungen, wie zum Beispiel Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten, emotionale Störungen, psychotische und affektive Störungsbilder, psychosomatische Beschwerden oder auch Essstörungen. Der Unterschied zur Tagesklinik der Erwachsenen besteht zum einen im intensiven Einbezug der Familien in die Therapie. Zum anderen in der engen Zusammenarbeit mit der, der Klinik angegliederten, Rehbergschule mit dem Ziel der Rückführung in die Stammschulen.

Wer arbeitet in einer Tagesklinik?

In der Tagesklinik arbeitet ein multiprofessionelles Team bestehend aus Ärzten, Psychologen, Sozialpädagogen, Bewegungstherapeuten, Ergotherapeuten und Mitarbeitern vom Pflege und Erziehungsdienst. Neben seiner beruflichen Profession bringt natürlich jeder Mitarbeiter sich selbst mit ein, was sich in der Vielfältigkeit der Denk- und Handlungsweisen niederschlägt und zur Offenheit für Lösungen beiträgt.

Besonders ist die Unterschiedlichkeit und Individualität der Menschen, die in die Tagesklinik kommen. Zum einen, um hier Unterstützung zu bekommen und zum andern, um hier zu arbeiten. Es ist immer wieder faszinierend, wie das Zusammenwirken der verschiedenen Persönlichkeiten zu besonderen Denkansätzen und Handlungsstrategien führt.

Die Mitarbeiter in einer Tagesklinik

Das Handwerkzeug in der Psychiatrie ist der Mitarbeiter selbst. Seine Persönlichkeit, seine Gefühle, Gedanken, Haltung, berufliche Professionalität und die Möglichkeiten seiner Beziehungsaufnahme und -gestaltung. Der Beziehungsprozess wird als problemlösender Prozess verstanden. Meine grundlegende Aufgabe sehe ich hier in der Vermittlung einer Haltung, die diesen Anforderungen gerecht wird und der Organisation des Stationsablaufs mit all seinen Facetten.

Fünf Jahre in Limburg

Vergangenen Freitag haben wir unser fünfjähriges Jubiläum mit einer Feier und Fachveranstaltungen begangen. Alle Mitarbeiter haben sich hier eingebracht und ihr Fachwissen an die Gäste weitergegeben. Wir haben Themen, wie Familienarbeit, schulische Reintegration und Darstellung einer Fallvignette vorgestellt. Zudem gab es Arbeitsgruppen zur Familiengruppe, Familienarbeit, tiergestützten Ergotherapie und dem sozialen Kompetenztraining. Wir alle haben uns an den Vorbereitungen und der Durchführung beteiligt.

Einbindung in die Gemeinden

Im Laufe der fünf Jahre hat sich die Tagesklinik innerhalb von Limburg und den umliegenden Gemeinden gut etabliert. Wir haben gemeinsam mit der Rehbergschule verlässliche Kontakte zu den umliegenden Schulen geknüpft und nutzen regelmäßig eine kreiseigene Sporthalle für die Sportgruppe. In Form von Spenden und Preisnachlässen bei Eintrittsgeldern erfahren wir Unterstützung.

Wir arbeiten mit verschiedenen Kooperationspartnern zusammen

Grundsätzlich arbeiten wir mit internen und externen Kooperationspartnern eng zusammen. Unter internen Kooperationspartnern verstehen wir unsere hauseigenen Stationen. Hier sind insbesondere die im gleichen Gebäude untergebrachte psychiatrische Ambulanz und Tagesklinik von Vitos Hadamar zu nennen, mit denen wir im Rahmen des Projekts „Psychisch kranke Eltern“ eng kooperieren. Externe Kooperationspartner sind komplementäre Institutionen, die mit Einverständnis der Sorgeberechtigten in die Behandlung mit einbezogen werden.

Das Umfeld trägt zur nachhaltigen Genesung bei

Die letzten fünf Jahre sind geprägt von positiven Entwicklungen und Geschichten von jungen Menschen, denen wir helfen konnten. Besser wünschen würde ich mir jedoch die Umsetzung unserer Empfehlungen an das Umfeld der Patienten bei ihrer Entlassung. Denn insbesondere das Umfeld hilft, die angestoßene Entwicklung des Patienten zu stabilisieren und trägt damit zur Nachhaltigkeit des Behandlungsprozesses bei.

Die Familien arbeiten mit

Als positiv möchte ich die Zusammenarbeit und den guten Kontakt mit den Familien hervorheben. Ob innerhalb der Familiengruppen, der Familiengespräche, der Elternkontakte oder auch den gemeinsamen Aktivitäten. Auch unangenehme Themen und verschiedene Haltungen können auf der Basis gegenseitiger Wertschätzung gut besprochen und geklärt werden. Viele Familien finden auch nach der Entlassung den Weg zu einem kurzen Besuch in die Tagesklinik.

Was bringt die Behandlung in einer Tagesklinik?

Das Schönste an meiner Arbeit ist die oft bereichernde Begegnung mit den verschiedensten Menschen und Charakteren. Es ist besonders zu erleben, wie die Kinder oder Jugendlichen sich zu einem Menschen entwickeln, der sich seiner eigenen Kräfte bewusst wird und sich so den Herausforderungen und Aufgaben der Zukunft stellen kann. Besondere Erlebnisse sind immer wieder die Aktivitäten mit den Eltern. Das Erleben, dass es in den Beziehungen zwischen Eltern und Kindern gute, liebevolle Momente gibt, die schon lange in den Familien nicht mehr möglich waren bzw. nicht mehr gestaltet und wahrgenommen werden konnten.

Auch für die kommenden Jahre wünsche ich mir, dass die Tagesklinik für die Familien ein stabiler Anlaufpunkt bleibt und die Behandlung ihres Kindes in der Klinik als hilfreich erlebt wird.

 

Autor/-in
Ute Wagener, Stationsleitung und Fachkrankenschwester für Psychiatrie