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Warum wird ein psychisch Kranker zu einem seelisch Behinderten?

Symposium Chronifizierung psychischer Erkrankungen

Rund 130 Teilnehmer besuchten im April das Symposium in Gießen. Alles drehte sich um die Chronifizierung psychischer Erkrankungen. Die Referenten beleuchteten das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Während der anschließenden Podiumsdiskussion brachten die Zuhörer ihre Perspektiven ein. Welche Rolle spielen Entstigmatisierung, Therapiekonzepte und Vernetzung? Welche neuen Behandlungsansätze gibt es bei Vitos? Das erfahren Sie hier.

Zum Symposium eingeladen hatte Reinhard Belling, Geschäftsführer der Vitos GmbH. Über die große Resonanz der Veranstaltung freute sich die Vitos Akademie als Organisatorin des Symposiums.

Psychische Störungen: Spitzenreiter bei der Erwerbs- und Berufsunfähigkeit

Psychische Störungen sind mittlerweile Spitzenreiter bei der Erwerbs- und Berufsunfähigkeit. Immer mehr Menschen sind auf Unterstützungsleistungen der Eingliederungshilfe durch das Sozialamt angewiesen. Wer eine solche Unterstützung bekommen möchte, muss allerdings die Voraussetzungen für eine wesentliche Behinderung erfüllen.

Die Referenten diskutierten gemeinsam mit den Teilnehmern die Fragen, ob es möglich ist, diesem Trend entgegenzuwirken.

Auswirkungen der Entstigmatisierung

Steigende Behandlungsraten erklären sich nicht mit einer zahlenmäßigen Zunahme von psychischen Neuerkrankungen. Die Gesellschaft nimmt psychische Krankheiten heute einfach viel besser wahr.

In den vergangenen Jahren baute man Angst und Vorurteile immer weiter ab. Somit sind viele Betroffene eher bereit, sich behandeln zu lassen. Dennoch warten noch immer viele Menschen zu lange, manchmal jahrelang, bevor sie sich psychiatrische Hilfe holen. Häufig ist dann schon eine Chronifizierung eingetreten. Gehen die Betroffenen frühzeitig zum Psychiater oder Therapeuten, kann das einer Chronifizierung entgegenwirken. Es bleibt deshalb wichtig, die Gesellschaft über psychische Erkrankungen aufzuklären und die Hemmschwellen zu deren Behandlung weiter abzubauen.

Therapiekonzepte und Vernetzung

Neben dem Abbau von Angst und Vorurteilen ist es entscheidend, wirksame Therapiekonzepte miteinander zu kombinieren. Hierzu ist es wichtig, dass sich die beteiligten Institutionen bei Therapien (stationär, teilstationär, ambulant) enger vernetzen. Mit einem flexibleren Versorgungsangebot können sie einen wichtigen Beitrag dazu leisten.

Die Teilnehmer der Podiumsdisskussion betonten in diesem Zusammenhang die Behandlung zur Stärkung der psychischen Widerstandskraft (Resilienz). Der behandelnde Arzt ist dabei stärker beratend tätig, während der Patient die Eigenverantwortung behält. Gleichzeitig ist es wichtig, dass Patienten ambulante und niedrigschwellige Angebote schnell und unkompliziert wahrnehmen können.

Die Rehabilitation von Patienten zurück in ihren Lebensalltag sollte in den Fokus rücken. Genauso wie bei somatischen Erkrankungen ist es bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen wichtig, dass man Rehabilitationsmaßnahmen gleich in die Behandlung mit einplant.

Neue Behandlungsansätze bei Vitos

Einige der genannten Ansätze hat Vitos bereits umgesetzt. So arbeitet das Vitos Klinikum Riedstadt mit seiner Erwachsenen, Kinder- und Jugendpsychiatrie seit Anfang 2016 in einem Modellprojekt nach § 64b SGB V. Es ermöglicht, die Patienten jetzt leichter sektorübergreifend (stationär, teilstationär, ambulant und sogar zu Hause) und stärker orientiert am Krankheitsverlauf zu behandeln.

Die Gesellschaft Vitos Reha setzt sich für die medizinische Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit psychischen Störungen am Arbeitsleben und in der Gemeinschaft ein.

Die Vitos Klinik Bamberger Hof bietet seit 16 Jahren die ambulante psychiatrische Akutbehandlung zu Hause.

Fazit

Die Veranstaltung konnte wichtige Impulse für eine zukunftsweisende Entwicklung der psychiatrischen Landschaft setzen. Sie machte deutlich, dass man Chronifizierungen von psychischen Erkrankungen auf vielschichtige Weise begreifen muss.