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Was ist eine Demenz?

Aufgrund der Fortschritte der Medizin wird die Gesamtbevölkerung immer älter. Mit steigendem Alter verändert sich das Krankheitsspektrum des Menschen und es kommt zu einer deutlichen Zunahme hirnorganischer Erkrankungen wie der Demenz. Doch was passiert hier eigentlich genau?

Erkrankungsrisiko ab 60 Jahren

Man hat in groß angelegten Studien, besonders in skandinavischen Ländern, festgestellt, dass das Erkrankungsrisiko für psychische Erkrankungen bis zum 60. Lebensjahr bei ungefähr 34 Prozent für Männer und bei 47 Prozent bei Frauen liegt. Bis zum Alter von 89 Jahren steigt es noch einmal auf 75 Prozent bei Männern und 79 Prozent bei Frauen.

Erkrankungen im Alter

Wenn man die Erkrankungen, mit denen wir es im Alter zu tun haben, in einer Übersicht betrachtet, sind dies:

Formen der Demenz

Es gibt verschiedene Formen der Demenz. Unter anderem die Alzheimer-Demenz, die vaskulär bedingten Demenzformen, die frontotemporale Demenz, die Parkinson-Demenz und Lewy-Körperchen-Demenz.

Die Demenz ist keinesfalls ein Phänomen der Neuzeit. Bereits im Altertum wird über sie berichtet. Der Psychiater Alois Alzheimer referierte 1906 „über einen eigenartigen, schweren Erkrankungsprozess der Hirnrinde“. Im November 1901 hatte er Symptomatik und Verlauf bei einer 51-jährigen Patientin genau dokumentiert: Desorientiertheit, Aphasie, Wahn und unberechenbares Verhalten werden als herausragende klinische Zeichen genannt.

Demenz ist eines der größten medizinischen Probleme unserer Zeit. Sie kann nicht nur unerbittlich den Geist des Betroffenen zerstören, sondern führt zu einer großen Belastung der dabei involvierten Familien.

Was ist eine Demenz?

Demenz ist die Folge einer Erkrankung des Gehirns. Sie führt zu Störungen von Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache, Sprechen und Urteilsvermögen im Sinne der Fähigkeit zur Entscheidung. Das Bewusstsein hingegen ist nicht getrübt.

Symptome einer Demenz

Für die Diagnose Demenz müssen die Symptome über mindestens sechs Monate bestehen. Die Sinne (Sinnesorgane, Wahrnehmung) funktionieren im für die Person üblichen Rahmen. Ausnahmen kann es bei der Alzheimer´schen Erkrankung oder der Parkinson´schen Erkrankung beim Riechen geben. Gewöhnlich begleiten Veränderungen der emotionalen Kontrolle, des Sozialverhaltens oder der Motivation die kognitiven Beeinträchtigungen.

Im Rahmen der organischen Störungen sind typische Symptome:

Besonders das Gedächtnis und die intellektuellen Fähigkeiten werden in Mitleidenschaft gezogen. Dies führt zu einem langsamen Verlust der persönlichen Autonomie. Der Zeitraum, in dem sich die Erkrankung entwickelt, kann mehrere Jahre betragen. Bei frühem Auftreten kann mit einem rascheren Verlauf und Sprach- und Bewegungsstörungen gerechnet werden. Patienten mit späterem Beginn neigen zu einem langsameren Verlauf und einer allgemeinen Beeinträchtigung der Hirnfunktionen.

Verlauf einer Demenz

Oft beginnt die Erkrankung langsam und unmerklich. Wenn die Patienten ihre Erinnerungslücken wahrnehmen und feststellen, dass ihnen Worte nicht mehr spontan einfallen, kann dies zu Kompensationsmaßnahmen wie depressivem Rückzug oder aggressiver Projektion auf die Umgebung führen.

Oft wissen Patienten mit einer Alzheimer´schen Erkrankung, was sie tun wollen, können diesen Willen aber nicht mehr in die Tat umsetzen. Im Alltag kommt es durch die Gesamtheit dieser Störungen zur Antriebs- und Schwunglosigkeit. Es sind weniger die körperlichen als die geistigen Funktionen beteiligt. Die Bewegungsabläufe sind verlangsamt. Besonders in den Händen besteht oft eine dauernde Bewegungsunruhe, das „Nesteln“.
Viele Patienten versuchen lange Zeit dadurch in ihrer Umgebung zu bestehen, indem sie zunehmend zu Floskeln greifen bzw. Panikreaktionen zeigen. Ebenso treten illusionäre Verkennungen mit misstrauisch-wahnhafter Sicht der umgebenden Welt, besonders gegenüber nahen Bezugspersonen auf.

Folgen einer Demenz

Das Gedächtnis nimmt ab. Am deutlichsten wird dies beim Lernen neuer Informationen sichtbar. Jüngste Inhalte gehen als erstes verloren, Inhalte des Altgedächtnisses bleiben in der Regel lange Zeit erhalten. Zudem nehmen intellektuelle Funktionen ab. Eine Verminderung der Affektkontrolle, des Sozialverhaltens und des Antriebs sind ebenfalls Folgen der Demenz. Doch die Demenz ist mehr als eine Gedächtnisstörung. Auch das Denkvermögen ist beeinträchtigt. Damit ist die Fähigkeit zum vernünftigen urteilen eingeschränkt und der Wechsel von einem Thema zum anderen erschwert.

Körperliche Folge einer Demenz

Im weiteren Verlauf treten Störungen des Muskeltonus auf. Dies führt in der Konsequenz zu einer erhöhten Muskelspannung, einem Muskelzittern, einer verminderten Beweglichkeit und Störungen der Koordination. Der Gang wird langsamer, kleinschrittiger und schließlich schlurfend. Die Fähigkeit, auf plötzlich auftretende Änderungen der notwendigen Ganggeschwindigkeit zu reagieren nimmt ab, sodass zunehmend Stürze auftreten.

Geschmacks- und Riech- und Sprachverlust als Folge einer Demenz

Anfängliche Riech- und Geschmacksstörungen, führen letzten Endes dazu, dass die Patienten diese Fähigkeiten völlig verlieren. In der Folge tritt eine Bewegungsunruhe mit Tag-Nacht-Umkehr und versiegen der Sprachproduktion auf. Der Gang wird jetzt noch kleinschrittiger, die Orientierung geht völlig verloren, die Patienten verlieren die Kontrolle über Stuhlgang und Wasserlassen. Letztendlich kommt es zum völligen Verlust der Sprach-, Ausdrucks- und Bewegungsfähigkeit.

Wie wir eine Demenz behandeln können

Um eine Demenz therapeutisch zu behandeln, ist es notwendig, eine Diagnose zu stellen. Hier müssen wir andere Erkrankungen ausschließen, die „pseudodemente“ Symptome zeigen können, das heißt, die eventuell erfolgreich behandelt werden können. Darüber hinaus gibt es Erkrankungen, die zu Einschränkungen der kognitiven Funktionen führen, aufgrund ihrer Natur reversibel sind.

Ein weites Feld ist auch der Bereich der medikamentösen Behandlung der verschiedenen Erkrankungen im Alter mit ihren Wechselwirkungen. Bei neurodegenerativen Demenzerkrankungen gibt es bis jetzt keine Therapie, die  zur Heilung führen könnte. Angewandt werden Antidepressiva bei depressiven Syndromen, Neuroleptika zur Behandlung von wahnhaften Störungen und erheblicher Unruhe sowie Cholinesterasehemmer, aber auch Memantine zur Verlangsamung der kognitiven Störungen.

Darüber hinaus ist es notwendig, durch den Einsatz von Ergo-, Bewegungstherapeuten und Altenpflegern sowie den Angehörigen, die gestützt und beraten werden müssen, ein konstantes und annehmendes Umfeld zu schaffen, um möglichst lange eine optimale Selbständigkeit zu erhalten.

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