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Weihnachtliches Ehrenamt

„Guten Tag, ich bin der Nikolaus!“ – Dieses Weichnachtslied von Rolf Zuckowski kann ich einmal im Jahr lauthals mitsingen. Immer wenn die Adventszeit beginnt, tausche ich meine Kochschürze gegen das XXL-Nikolauskostüm und beschere Patienten im Waldkrankenhaus Köppern. Bei Vitos engagieren sich insbesondere auch zur Weihnachtszeit Menschen für Menschen. Ich tue dies im Rahmen des Vereins Freundeskreis Waldkrankenhaus Köppern e.V.

Traditionell bin ich hier der Nikolaus, was vielleicht meinem üppigen Körperbau und meinem „Nikolaus-Bart“ geschuldet ist. Meine Helferin ist stets „Knechtin Ruprecht“,Güldane Kus, 2. Vereinsvorsitzende des Freundeskreises. Zusammen besuchen wir alle Patienten in den Stationen und überreichen jedem ein selbst gepacktes Süßigkeiten-Präsent verbunden mit dem Wunsch auf eine besinnliche Adventszeit, und manchmal reicht es sogar noch für Nikolaus-Teller für die Beschäftigten.

In der Weihnachtszeit benötigen psychisch Kranke unsere Solidarität

Seit 2009 engagiere ich mich ehrenamtlich bei Vitos, ganz einfach weil ich Zeit habe, mich für eine gute Sache zu engagieren und dies gerne tue. Ich denke, dass das Engagement für psychisch kranke Menschen, vielleicht aufgrund von Vorurteilen, nicht so beliebt ist wie ehrenamtliche Tätigkeit für andere Zwecke. Gerade darum ist für mich die Arbeit im Freundeskreis so wichtig und reizvoll.

Auch und gerade in der Weihnachtszeit benötigen psychisch Kranke unsere Solidarität. Für viele Patienten ist das Weihnachtsfest sehr emotionsbeladen und es ist eine große Belastung, gerade die Zeit des „Fests der Liebe“ im Krankenhaus verweilen zu müssen. Hinzu kommt, dass die meisten Therapieangebote über die Feiertage pausieren und Langeweile aufkommt. Das verleitet natürlich zusätzlich zum Grübeln.

Zudem ist die Personaldecke in den Kliniken zu den Festtagen „dünner“ als üblich und die Patienten haben oftmals weniger Ansprache, auch deswegen ist unsere ehrenamtliche Tätigkeit so wichtig. Das Engagement kostet auch keine Überwindung, da wir ein echter „Freundeskreis“ sind, in dem ein gutes freundschaftliches Klima herrscht und jeder mit Spaß bei der Sache ist.

Bei den Patienten ruft unser Besuch eigentlich immer ein Lächeln hervor, unabhängig von den jeweiligen Krankheitsbildern. Geriatrische Patienten sind genauso erfreut wie die jungen Patienten der „Illegale Drogen“-Station.

Ein unvergesslicher Moment

Mein schönstes Erlebnis ist drei Jahre her. Seinerzeit besuchten wir, wie stets am 6. Dezember, die Gerontopsychiatrie und ein Patient war darüber so gerührt, dass bei ihm spontan Kindheitserinnerungen wach wurden. Er dachte daran, dass er dem Nikolaus früher jedes Jahr ein Weihnachtsgedicht vorgetragen hat, und trotz seiner Demenzerkrankung brachte er die Zeilen wieder korrekt zustande. Diesen schönen Moment werde ich nie vergessen.

Die Freude, die Menschen zeigen, wenn man Gutes tut, ist einfach unbeschreiblich. Gerade auf den Nikolaus reagieren die Patienten sehr überrascht und erfreut, weil sie mit einer solchen Geste offenbar nicht rechnen

Aktionen übers ganze Jahr

Der Freundeskreis engagiert sich mit verschiedenen Aktionen. Beim „Christmas Barbecue“, immer am zweiten Weihnachtsfeiertag, gibt es frisch gegrillte Bratwürste und Köfte, gespendete Salate, Kaffee und Kuchen. Manchmal sogar Livemusik-Begleitung. Dieses Angebot ist kostenfrei. Am „Xmas BBQ“ nehmen oft Patienten teil, die über Weihnachten nicht nach Hause können oder keine Angehörigen haben. So bieten wir auch diesen Menschen eine weihnachtliche Heimat.

Außerdem läuft auch über die Weihnachtsfeiertage sowie Silvester/Neujahr das Internet-Café „OpenOffice“ ganz normal weiter. Nur am 26.12. lassen wir es in diesem Jahr wegen dem zeitgleich stattfindenden Barbecue geschlossen. Im „OpenOffice“ ist es wunderbar zu beobachten, wie manche Patienten von der Aufnahme bis zur Entlassung unsere Unterstützung in Anspruch nehmen. Anfangs wird häufig auf Facebook gesurft oder es werden Mails geschrieben/gelesen, später rufen die Patienten dann zunehmend Infos über weiterführende Therapieangebote, Jobs oder freie Wohnungen ab. Wir helfen den Patienten also beim „Sprung zurück ins Leben“. Das zu wissen, ist sehr erfüllend.

Unabhängig von der Weihnachtszeit engagiert sich der Freundeskreis auch am Ostermontag mit einem Barbecue und/oder Kaffeenachmittag, sowie an Pfingsten mit einem„Streichelzoo“, mit Tieren der Tierbrücke [1] und am Pfingstmontag inklusive Kaffee und Kuchen. In der Regel sind all diese Angebote kostenfrei, nur beim BBQ wird in Ausnahmefällen ein Unkostenbeitrag in Höhe von pauschal 1,50 EUR für Würstchen, Salate, Brötchen, Getränke, Kaffee und Kuchen fällig.

Finanzierung durch Spenden

Der Freundeskreis Waldkrankenhaus Köppern finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Zuschüssen. Mitgliedsbeiträge gibt es bei uns nicht, um auch finanziell schlechter gestellten Menschen die Mitgliedschaft zu ermöglichen. Im Freundeskreis und sogar im Vorstandsgremium arbeiten daher auch einige ehemalige Patienten aktiv mit, unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“. Einige von ihnen zählen sogar schon zu den Stützen des Vereins. Zu besonderen Anlässen wie Weihnachten, Ostern, Pfingsten oder auch zum Neujahrsempfang für unsere Patientinnen spenden viele Mitglieder selbst gebackenen Kuchen und diverse Salate.

Jeder hat Zeit zu geben

Jeder kann sich engagieren. Jeder hat Zeit zu geben. Zeit, Zuwendung, Engagement sind das Wertvollste, was unsere Mitglieder geben können. Die finanziellen Mittel, die wir für unsere Aktivitäten benötigen, müssen dagegen über Fundraising hereingeholt werden. Dankenswerterweise gibt es immer wieder Unternehmen, die uns unterstützen. Und auch Vitos Hochtaunus zeigt sich großzügig, z.B. durch die Überlassung von Räumlichkeiten für das „OpenOffice“ und die Übernahme der Betriebskosten, wie Heizung, Strom und Wasser.

Weitere Informationen über den Freundeskreis unter www.emil-sioli.de [2].