All jene Mitarbeiter, die schon etwas länger bei Vitos Rheingau beschäftigt sind, kennen sie, unsere selbstgedruckten Weihnachtskarten. Die Wenigsten jedoch wissen, wie diese exquisiten kleinen Kunstwerke entstehen. Ihr Geburtsort ist das Atelier für Begleitendes Malen. Es gehört zu den begleitenden psychiatrischen Diensten Rheingau. Dort erblicken die weihnachtlichen Druck-Erzeugnisse das Licht der Welt. Sie werden exklusiv für Vitos Rheingau, Vitos Kalmenhof und Vitos Hochtaunus hergestellt.
Ein Projekt mit Tradition
Begonnen hatte das weihnachtliche Projekt mit einer relativ kleinen Auflage von 600 Karten im Jahr 2006. Seit 2009 versorgt unser Atelier nun drei Vitos Gesellschaften mit Weihnachtskarten für die Mitarbeiter sowie zum externen Versand. Inzwischen konnten wir die Auflage auf stolze 3.000 Stück steigern. Für den Preis von zwei Euro sind die Motivkarten, inklusive Inlett und Umschlag, zu erstehen.
Schritt für Schritt zur exklusiven Weihnachtskarte
Der Produktionsablauf ist genau geregelt. Zunächst fertigen all jene unserer Klienten, die Interesse haben, an dem Projekt teizunehmen, verschiedene Entwürfe rund um die Themen Weihnachten und Jahreswechsel an. Diese werden zur Auswahl eingereicht. Die Entscheidung über das Motiv treffen die Betriebsstättenleiter, welche auch einen Großteil der Karten an externe Empfänger versenden.
Steht das Motiv fest, erfolgt die Herstellung des Druckstocks. Aus diesem werden nach dem dem Druck insgesamt sechs Karten geschnitten.
Vier unserer Klienten bilden das Druck-Team. Dieses ist dafür zuständig, den gesamten Druckablauf durchzuführen. Hierfür sind vier Monate eingeplant. Ein wichtiger Bestandteil dieses Prozesses ist die Kontaktaufnahme zur Firma Neutech, unserem Kooperationspartner aus Wiesbaden-Schierstein. Bereits seit vielen Jahren spendiert uns Neutech den Druckstock, welcher für das Projekt unverzichtbar ist. Müsste das Atelier die Kosten für den Druckstock selbst tragen, wären die gedruckten Karten unverhältnismäßig teuer.
Nun folgt eine Vielzahl handwerklicher Vorgänge, welche sich unser Druck-Team teilt. Hierzu zählen die Vorbereitung der Hochdruckpresse, das Einfärben des Druckstocks, die Handhabe der Presse und das Ablegen des fertigen Druckbogens in den Stapeltrockner. Im Anschluss erfolgt der Zuschnitt der Karten, die Endkontrolle, das Falzen, das Abwälzen und Bündeln der Karten und im letzten Schritt die Auslieferung in die Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Eltville. Hier werden unsere Karten-Texte gedruckt, geschnitten und anschließend in die Karten gelegt. Die fertigen Karten werden kurvertiert und an die jeweiligen Empfänger versandt.
Das gute Gefühl, gebraucht zu werden
Unsere Klienten gehen mit viel Freude und Motivation ans Werk. Die Weihnachtskartenproduktion bietet ihnen vielfältige Lernmöglichkeiten. So eignen sie sich neue handwerkliche Techniken an und erhalten ihre fein- und grobmotorischen Fähigkeiten oder bauen sie sogar weiter aus. Des Weiteren findet durch die Erhebung und Terminierung der unterschiedlichen Planungsabläufe eine kognitive Schulung statt. Der Kundenkontakt zu Privatkunden und Einzelhändlern, welche ebenfalls kleine Mengen Weihnachtskarten kaufen, stärkt das Verantwortungsbewusstsein und somit auch das Selbstwertgefühl jedes Einzelnen. Nicht zuletzt erhalten unsere Klienten auf diese Weise Einblicke in einen Industriezulieferbetrieb. Im Zentrum des Projekts steht jedoch die Teamarbeit in Kleingruppen. Hier haben unsere Klienten das gute Gefühl, gemeinsam an einer sinnvollen Tätigkeit zu arbeiten. Sie fühlen sich wichtig und gebraucht. Dies und natürlich auch das Endprodukt, die wunderschönen Weihnachtskarten, bringen unseren Klienten hoffentlich mindestens ebenso viel Freude, wie allen unseren Mitarbeitern, welche mit den exquisiten Weihnachtswünschen aus eigener Produktion überrascht werden.
Damit wir diese Überraschung nicht verderben, erscheint das Foto des aktuellen Drucks erst nach den Feiertagen.
Über den Autor: Alfred Niedecken [1], Mitarbeiter Vitos begleitende psychiatrische Dienste Rheingau
Alfred Niedecken ist Dipl.-Sozialpädagoge (FH Wiesbaden) mit Studienschwerpunkt Gesundheit und Rehabilitation und Dipl. -Kunsttherapeut (IHK Zürich) für Begleitetes Malen und Lösungsorientiertes Malen.