Wie funktioniert eine OP mit dem Roboter?

Wie funktioniert eine OP mit dem Roboter?

Interview mit Chefarzt Dr. Sebastian Siegert

Im OP der Vitos Orthopädischen Klinik Kassel ist neben einem großen Team aus Ärzten/-innen und Pflegekräften seit 2021 auch ein OP-Roboter im Einsatz. Der Hightech-Computer ist auf Eingriffe an der Wirbelsäule und am Becken spezialisiert.

Nicht nur Patienten/-innen profitieren von der sicheren, extrem präzisen OP-Führung und kürzeren OP-Zeiten. Auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringt die Technik aus den USA viele Vorteile, vor allem die deutliche Strahlenentlastung.

Dr. Sebastian Siegert, Chefarzt Wirbelsäulenorthopädie, beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema Robotik im OP.

Herr Dr. Siegert, Sie arbeiten seit drei Jahren mit dem OP-Roboter. Wie bewerten sie ihn heute?

Seit der Einführung der Robotik in unserer Klinik haben wir rund 400 Operationen an der Wirbelsäule und am Becken unter Zuhilfenahme des neuen Systems durchgeführt. Die Erwartungen, die wir hatten, haben sich voll erfüllt.

Welche Erwartungen waren das?

Kurz gesagt: hohe Präzision, weniger Strahlung und kürzere OP-Zeiten. Neben der hohen Genauigkeit in Bezug auf die Implantat-Lage konnten wir die Röntgenstrahlung bei den roboterassistierten, minimalinvasiven Eingriffen im Vergleich zur früher praktizierten Freihandtechnik signifikant senken. Gut für unsere Patienten/-innen – und auch für unsere Mitarbeiter/-innen. Zudem dauern die Eingriffe meistens weniger lang, auch die Belastung durch die Narkose sinkt dadurch.

Für welche Erkrankungen ist die Robotik interessant?

Prinzipiell ist die Verwendung des OP-Roboters für alle Operationen der Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule geeignet, bei denen ein stabilisierendes Schrauben-Stab-System implantiert wird; also bei verschleiß-, fraktur- oder tumorbedingten Instabilitäten und auch Fehlstellungen der Wirbelsäule. Als einzige Klinik in der Region wenden wir den OP-Roboter auch zur Implantation von Platzhaltern im Zwischenwirbelraum der Lendenwirbelsäule bei der Versteifung (Fusion) eines Bewegungssegmentes an. Zudem setzen wir die Technik bei altersbedingten Brüchen des Kreuzbeins (Sakrumfrakturen) ein, die osteoporosebedingt immer häufiger werden.

Was kann der Roboter besser als der Mensch?

Nachdem der Operateur den Eingriff mit Hilfe einer Feinschicht-Computertomographie (CT) geplant hat, kommt der Roboter ins Spiel. Er steuert den Eintrittspunkt des späteren Bohrkanals der zu implantierenden Schraube millimetergenau an – so findet die Schraube an genau der Stelle ihre Lage, die zuvor am Rechner geplant wurde. Zudem sorgt er dafür, dass die OP-Zugänge kleiner und dadurch nach dem Eingriff oft weniger schmerzhaft sind.

Chefarzt Dr. Sebastian Siegert

Was kann er nicht? Was tut er nicht bei der OP?

Der OP-Roboter wird während der gesamten OP-Zeit durch den Operateur oder die Operateurin bedient und gesteuert. Die Schrauben zur Stabilisierung werden nicht durch den OP-Roboter implantiert, er gibt lediglich den Bohrkanal und die spätere Schraubenlage so vor, wie diese durch den Operateur geplant wurde. Der Roboter führt somit keine eigenständigen Eingriffe am Patienten aus.

Kann er ohne den Menschen arbeiten?

Nein, das kann er nicht.

Thema Sicherheit: Könnte es denn nicht, etwa durch einen Absturz, einen Computerfehler o.ä. zu schlimmen Fehlern während der OP kommen?

Der Globus Excelsius GPS-Roboter ist ein unterstützendes System, das, genau wie andere technische Geräte, beispielsweise ein OP-Mikroskop oder ein mobiles Röntgengerät, bei einer Operation zum Einsatz kommt. In jedem OP-Saal gibt es ein umfangreiches Sicherheitskonzept, um das Risiko technischer Störungen zu minimieren. Alle bislang durchgeführten Eingriffe mit Verwendung der Robotik verliefen ohne Störungen.

Autor/-in
Stefanie Hadding