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    Frank Wagner, Dipl.-Sozialpädagoge /
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  • Kategorie Allgemein, Einrichtungen, Karriere, Mitarbeiter, Vitos Welt
„Wir bieten Süchtigen eine Perspektive“

„Wir bieten Süchtigen eine Perspektive“

19. August 2020
So arbeitet die Übergangseinrichtung der Vitos begleitenden psychiatrischen Dienste Hasselborn

Umgeben von den waldreichen Hügeln des Hintertaunus liegt Hasselborn, ein kleines Dorf mit 400 Einwohnern. Hier beginnt für manch einen der schwierige Weg in ein Leben ohne Suchtmittel: Die Übergangseinrichtung der Vitos begleitenden psychiatrischen Dienste Hasselborn nimmt seit über 30 Jahren suchtmittelabhängige Menschen auf. Im Anschluss an die Entgiftung lernen sie hier, eine Perspektive zu entwickeln – für ein Leben ohne Drogen und Alkohol. Sozialpädagoge Frank Wagner ist einer der 25 Mitarbeiter, die sie dabei unterstützen. Hier berichtet er von seiner Arbeit.

Als die Übergangseinrichtung der Vitos begleitenden psychiatrischen Dienste Hasselborn gegründet wurde, war sie die erste ihrer Art in Deutschland. Damals wie heute gilt die Erkenntnis, dass wir suchtmittelabhängige Menschen nach ihrer Entgiftung nicht einfach nach Hause entlassen sollten. Vor allem, wenn noch nicht klar ist, wie es anschließend für sie weitergeht. Der körperliche Entzug mag weitgehend überstanden sein, aber die psychische Abhängigkeit (Sucht) besteht trotzdem weiter. Damit werden die Klienten oft nicht alleine fertig.

Die suchtmittelabhängigen Menschen kommen aus der Entgiftung zu uns, meist ohne irgendwelche Pläne für ihre Zukunft. Wir stabilisieren sie und schauen, welche Optionen es für sie gibt. Wenn alles gut läuft, bleiben die Klienten zwei oder drei Monate bei uns. Anschließend gehen unsere Klienten in eine stationäre Therapie, also in eine Reha. Für andere ist ein therapeutisch begleitetes Wohnen eine Option. Sie werden dort weiter therapiert und begleitet. Alleine und auf sich gestellt könnten sie den Alltag noch nicht bewältigen. Einrichtungen für betreutes Wohnen oder auch soziotherapeutische Einrichtungen, in denen die Klienten langfristig leben, können ebenfalls eine Möglichkeit sein.

Wenn die Klienten zu uns kommen, fehlt ihnen häufig auch eine persönliche Perspektive. Sie wissen gar nicht so genau, warum sie ein Leben ohne Suchtmittel führen sollen. Was ist meine Motivation, clean zu bleiben? Was macht mir im Alltag Spaß? Was ist mein Ziel im Leben? – Das sind Fragen, denen sie sich bei uns stellen.

Der Drogenkonsum verändert sich

In den vergangenen Jahren hat sich unser Klientel immer wieder verändert. Früher kamen Klienten zu uns, die von einer Droge abhängig waren. Heute sind die Klienten überwiegend polytox, nehmen also unterschiedliche Drogen. Außerdem ist fast jeder Zweite substituiert. Diese Klienten nehmen beispielsweise Methadon, zum Teil auch über Jahre hinweg. Bevor sie zu uns kommen, machen sie eine Beikonsum-Entgiftung. Das bedeutet, sie entgiften von Alkohol oder den Drogen, die sie zusätzlich noch nehmen. Den Ersatzstoff (z. B. Methadon oder Subutex) nehmen sie aber weiterhin. Für viele ist ein Leben ohne Substitut nicht denkbar. Substituierte sind bei uns häufig schneller stabil – allerdings können sie sich nicht im selben Maße wie nicht substituierte Klienten mit ihrer Suchtmittelabhängigkeit auseinandersetzen. Das sehe ich als Nachteil und erhöht meines Erachtens das Risiko für eine Rückfälligkeit.

Ressourcen finden und fördern

All unsere Klienten bringen Fähigkeiten mit, an die wir anknüpfen können. Wir versuchen gemeinsam mit ihnen herauszufinden, wo ihre Stärken liegen. Und was er oder sie tun kann, um dauerhaft clean oder trocken zu bleiben. Eine Aufgabe zu finden, die Spaß macht und den Tag strukturiert, ist für viele sehr hilfreich. Bei uns können sie aus den Bereichen Hauswirtschaft, Garten oder Ergotherapie wählen und dort mitarbeiten. Zur Hauswirtschaft gehört unsere Küche, die von einem ehemaligen Restaurantkoch geleitet wird. Unser Essen hat hier im Umkreis einen sehr guten Ruf. Unsere Küche beliefert auch die benachbarte Klinik mit Essen.

In der Ergotherapie arbeiten die Klienten mit Holz, Leder oder Ton. Viele entdecken dabei zum ersten Mal, wie erfüllend es sein kann, etwas selbst herzustellen. Auch kleinere Reparaturarbeiten für die Einrichtung werden hier durchgeführt.

Wer im Garten mitarbeitet, kann auch unsere Tiere mitversorgen. Wir haben Lamas und Alpakas, die das Kontaktverhalten unserer Klienten besonders fordern. Die Arbeit mit den Tieren ist daher ein wichtiges therapeutisches Angebot. Unsere Klienten haben vielfach ein massives Misstrauen gegenüber Menschen entwickelt. Durch den Umgang mit den Tieren lernen sie, Vertrauen zu fassen und eine Bindung aufzubauen.

Gemeinsam mit Kleint/innen hat Frank Wagner einen Trimm-Dich-Pfad eingerichtet.
Wer möchte, kann sich in der Küche einbringen.
Im eingen Garten wird Gemüse angebaut.

Ergotherapie in der Übergangseinrichtung Hasselborn.
Im Umgang mit den Tieren lernen die Klient/innen wieder Vertrauen aufzubauen.

Ein Leben ohne Suchtmittel

Etwa 40 Prozent unserer Klienten können wir regulär entlassen. Wir haben hier aber natürlich auch viele vorzeitige Beendigungen. Das sind zum einen Klienten, die von sich aus die Einrichtung verlassen und zum anderen solche, die wir aus disziplinarischen Gründen entlassen müssen. Bei uns gelten drei Regeln: Keine Suchtmittel, keine Diebstähle, keine Gewalt. Wer sich daran nicht hält, muss gehen. Wir sind eine ausstiegsorientierte Einrichtung: Einen Rückfall wollen wir auch zum Schutz der anderen Klienten nicht akzeptieren.

Für uns als Sozialpädagogen oder Arbeitstherapeuten ist es schwer, wenn Klienten unsere Maßnahme nicht durchhalten. Vor allem, wenn sie schon längere Zeit bei uns waren und wir eine gute Beziehung aufgebaut haben, kommen nicht alle Kollegen gut damit klar. Es gibt immer wieder Situationen, die persönlich belastend sein können. Jeder von uns hat sein Rezept, wie er damit umgeht. Mir hilft der Sport, den Kopf frei zu bekommen. Andere machen Yoga. Hilfreich sind auch die regelmäßigen, externen und kollegialen Supervisionen. Nicht zuletzt haben wir ein hervorragendes Team, dessen Mitglieder gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Wir können uns gut gegenseitig stützen.

Die Übergangseinrichtung der Vitos begleitenden psychiatrischen Dienste Hasselborn bietet 28 Plätze. Von den Klienten, die bei uns waren und es schaffen, anschließend ein Leben ohne Drogen und Alkohol zu führen, bekommen wir sehr positive Rückmeldungen auf die therapeutische Arbeit, die wir leisten. Auch von den Klienten, die einen Rückfall erlebt oder die Maßnahme auf eigenen Wunsch beendet haben, entscheiden sich immer wieder Klienten zu einem weiteren Aufenthalt bei uns. Das bestärkt uns in unserer Arbeit.

Übergangseinrichtungen der Vitos begleitenden psychiatrischen Dienste

Vitos betreibt drei Übergangseinrichtungen mit insgesamt 46 Plätzen. Acht Plätze befinden sich in Riedstadt, 28 in Hasselborn und zehn in Gießen. Im Netz der hessischen Suchthilfe haben die Übergangseinrichtungen die Funktion, keinen suchtmittelabhängigen Menschen nach der Entgiftung ohne Anschlussoption entlassen zu müssen und ihnen Orientierung und Stabilisierung zu bieten.

Auf unserer Website erfahren Sie mehr über die Übergangseinrichtungen.

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  • / Schlagworte  Entgiftung, Suchtbehandlung, Suchterkrankung, Übergangseinrichtung Hasselborn, Vitos begleitende psychiatrische Dienste, Vitos Blog
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Autor/in Frank Wagner, Dipl.-Sozialpädagoge

Ich arbeite seit 1995 als Dipl.- Sozialpädagoge in der Übergangseinrichtung Hasselborn. Seit 2014 gehört sie zu den Vitos begleitenden psychiatrischen Diensten Hochtaunus. Seit 2001 arbeite ich zusätzlich als Laufgruppentherapeut. Seither nutze ich den Weg zur Arbeit als Trainingsweg. So konnte ich auch recht schnell in Wettkämpfen Erfolge verbuchen. Meine Bestzeit auf 10 km steht bei 33:28 Minuten, Marathon in 2 Stunden 51 Minuten und den Ironman absolvierte ich in 10 Stunden 04 Minuten. Den Spaß an der Bewegung versuche ich auch unseren Klienten zu vermitteln.

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