Interview mit der Geschäftsführerin der Gemeinnützigen Gesellschaft für digitale Gesundheit GDG mbH
Keine acht Jahre ist es her, da startete Laura Kuhlmann ihre Karriere bei Vitos als Referentin der Geschäftsführung in der Vitos Holding. Heute ist sie selbst Geschäftsführerin der Gemeinnützigen Gesellschaft für digitale Gesundheit GDG mbH.
Im Interview hat sie uns verraten, wie ihr Werdegang aussieht. Was ihr an ihrer Führungsrolle besonders große Freude macht. Und welche Herausforderungen der Job mit sich bringt.
Wie sieht Ihr Werdegang aus?
Meine berufliche Laufbahn bei Vitos startete 2014. Damals fing ich in der Vitos Holding als Referentin des Geschäftsführers Reinhard Belling an. Zuvor hatte ich in Bad Homburg BWL studiert und zwei Jahre in Frankfurt am Main gearbeitet. Dass ich mal im Gesundheitswesen arbeiten würde, war eigentlich schon vorprogrammiert. Meine Mutter war Krankenpflegerin, mein Vater ist es noch. Schon als Kind war ich deshalb oft auf den Klinikfluren unterwegs, habe dort gespielt oder meine Hausaufgaben erledigt. Auch meine Schwester hat es in diesen Bereich gezogen. Sie ist heute Arzthelferin.
Von Beginn an war ich als Referentin des Geschäftsführers an großen Projekten beteiligt und habe viel gelernt. Mit der Zeit wurde das Thema Digitalisierung immer wichtiger. Man wusste allerdings nicht genau, wo man es greifen und wie man damit beginnen sollte. Vitos entschloss sich dann, die Stabsstelle E-Health und digitale Teilhabe zu gründen. Ich habe mich für die Leitung der Stabsstelle beworben und bekam den Job. Mit tollen Kolleginnen und Kollegen aus den Kliniken der Tochtergesellschaften haben wir eine ganze Reihe unterschiedlicher Pilotprojekte durchgeführt: Blended Care, Online Selbsthilfe oder Robotik. Wir haben alles ausprobiert, was uns als sinnvolle Ergänzung zu einer Face-to-Face-Behandlung erschien. Darüber hinaus haben wir Kolleginnen und Kollegen aller Fachdisziplinen und Berufsgruppen zu verschiedenen „Zukunftswerkstätten“ eingeladen, um stets den Blick aus der Praxis zu sichern. Die Eckpunkte der Vitos Digitalisierungsstrategie, die unter anderem auf diesen Praxiserfahrungen der Pilotprojekte basiert, haben wir auf zwei Führungskräftekonferenzen zusammen mit den Vitos Führungskräften entwickelt.
Zwei wichtige Erkenntnisse konnten wir aus den Pilotphasen ziehen. Erstens: Damit wir bei dem Tempo des sich schnell entwickelnden Marktes mithalten können, brauchen wir eine eigene Struktur und eine eigene Organisation. Und zweitens: Es braucht eine Plattform, um digitale Angebote gebündelt abbilden und entwickeln zu können.
Im Februar 2020 war es dann so weit. Die Gründung einer eigenen Gesellschaft bekam grünes Licht. Damals habe ich mich für den Posten der Geschäftsführerin beworben. Zu meiner großen Freude bekam ich den Job.
Im Mai 2020 haben wir die Gemeinnützige Gesellschaft für digitale Gesundheit GDG mbH gegründet, mit allem, was dazu gehört. Ihr Zweck ist es, die benötigte Plattform zu entwickeln. Wenige Monate später, ab Sommer 2020, kamen unsere drei Partner LWL, LVR und KBO hinzu. Alle vier Träger haben dieses große Projekt vollumfänglich inhaltlich und konzeptionell geprägt.
Das ist keine zwei Jahre her. Und nun sprechen wir bereits über die Pilotierung der Plattform für digitale Anwendungen im patientennahen Bereich. Wenn ich auf die letzten zwei Jahre zurückblicke, finde ich es bemerkenswert, wie viel wir bereits umsetzen und anstoßen konnten.
Wie hat Vitos als Arbeitgeber Ihre Entwicklung unterstützt?
Vitos hat mich bei meiner Entwicklung sehr unterstützt! Ich habe beispielsweise meinen Master berufsbegleitend im Unternehmen machen dürfen. Außerdem durfte ich am Vitos Traineeprogramm und an ganz verschiedenen Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen. Ich stand nie vor verschlossenen Türen und habe die Abstimmung mit meinem Vorgesetzten immer als sehr wertschätzend und zugewandt erlebt.
Haben Sie sich vor Antritt der Position mit der Frage auseinandergesetzt, ob Sie Geschäftsführerin werden wollen? Gab es für Sie hierbei einen Schlüsselmoment oder war der Entschluss eher ein Prozess?
Ich hatte die Möglichkeit, etwas ganz Neues zu schaffen. Das hat mich direkt gereizt. Da musste ich nicht lange nachdenken. Es war ein großer Wunsch. Somit war es der logische Schluss für mich, mich für die Position der Geschäftsführerin zu bewerben.
Darüber hinaus war für mich ausschlaggebend, dass ich die Aufgabe als etwas Sinnstiftendes erlebe. Ich kann mit meinen Anstrengungen dazu beitragen, Menschen zu helfen und das Leben für sie ein Stück einfacher zu machen. Das motiviert mich ungemein.
Wie lässt sich eine so verantwortungsvolle Position mit dem Privatleben vereinbaren?
Ähm … Privatleben – was ist das? 😉 Um ganz ehrlich zu sein: Die ersten Jahre fordern mich schon enorm. Jeder, der mal ein Unternehmen gegründet hat, weiß wohl, wovon ich spreche. Aus dem Nichts etwas Neues zu erschaffen, erfordert großen Einsatz, bringt aber auch viele Freiheiten mit sich. Ich habe in den vergangenen zwei Jahren gern meine Energie in meine Arbeit gesteckt. Und es ist sehr erfüllend, zu sehen, was daraus bereits alles erwachsen ist. Wenn die Plattform läuft und alles gut ineinandergreift, werden sicher auch wieder Zeiten kommen, in denen ich wieder mehr Zeit für Privates habe.
Was sind die größten Herausforderungen, die Ihre neue Rolle mit sich bringt?
Es ist definitiv eine große Herausforderung, das riesige Spannungsfeld zu bedienen, das eine Plattform im medizinischen Bereich mit sich bringt. Auf der einen Seite hat man die datenschutzrechtlichen und gesetzeskonformen Regelungen an die man sich halten will und muss. Auf der anderen Seite möchte man, dass Nutzer/-innen die Plattform möglichst niedrigschwellig nutzen können.
Um solch eine Plattform zu realisieren, ist es wichtig, dass man das gemeinsame Ziel nicht aus den Augen verliert. Dass alle an einem Strang ziehen, ist der Schlüssel zum Erfolg. Zudem läuft es in meinem eigenen Team wirklich rund. Wir sind ein kleines Team, das sich aus vier Mitarbeiterinnen und einem Mitarbeiter zusammensetzt. Wir kommunizieren stets offen und transparent. Unser wertschätzender und empathischer Umgang miteinander sowie die klare Sachorientierung, die wir alle gemein haben, sorgen dafür, dass wir jede Herausforderung lösungsorientiert und gemeinsam als Team annehmen. Jeder bringt dabei seine eigenen Stärken ein. Die nötige Prise Humor und Gelassenheit im Büro-Alltag gehören fest dazu.
Welche Pläne haben Sie, um Ihr Team weiterzuentwickeln?
Wichtig war mir immer, dass bei der Entwicklung der Plattform auch Kolleg/-innen mitwirken, die aus der Praxis kommen. Denn die Plattform soll das ergänzen, was vor Ort passiert und keine Parallelwelt sein. Heute besteht mein Team aus einer gesunden Mischung aus Mitarbeiter/-innen der IT, der Praxis und dem kaufmännischen Bereich.
Langfristig möchte ich meinen Mitarbeiter/-innen Verantwortung für eigene Teilprojekte übertragen. Dieses Vertrauen bringe ich ihnen entgegen.
Was macht Ihnen in Ihrer Führungsrolle am meisten Freude?
Ganz klar das Gestalten. Zu sehen, dass ich etwas beeinflussen kann, das einen Effekt hat und anderen Menschen wirklich hilft. Genauso erfüllt es mich mit Freude zu sehen, wie sich meine Mitarbeiter/-innen weiterentwickeln und mit großem Einsatz und Freude täglich ans Werk gehen.
Was raten Sie Kolleginnen und Kollegen, die gerade für sich klären, ob eine Position als Führungskraft für sie in Frage kommt?
Die wichtigste Voraussetzung ist meiner Meinung nach, dass man den Wunsch hat, Dinge selbst zu gestalten. Damit geht einher, dass man auch bereit ist, die Verantwortung für diese Dinge zu übernehmen.
Ein weiterer Rat ist, dass man sich an eine Person des Vertrauens wendet und das Gespräch sucht. Am besten jemand, der bereits Erfahrung als Führungskraft mitbringt und einem eine Idee davon vermitteln kann, auf was man sich da einlässt. Mit so jemandem kann man dann offen über seine Vorstellungen, aber auch über Vorbehalte und Bedenken sprechen. Nichts ist wertvoller als jemand, der einem offenes, ehrliches und klares Feedback gibt.
Und nun noch meine letzten beiden Ratschläge: Man sollte nie den Humor und die Gelassenheit verlieren. Und man sollte sich ein tolles Team aufbauen, mit dem man eine gemeinsame Vision teilt und in dem alle an einem Strang ziehen.
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