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Mein Bachelor-Studium in der Pflege

Mit Disziplin und Fleiß zum Erfolg

Nach drei Jahren besonderem Engagement und Fleiß ist es nun geschafft. Wir Bachelorabsolventen haben unseren Abschluss in der Tasche. Am Nikolaustag wurden wir zur feierlichen Zeugnisübergabe in den Festsaal der Vitos Akademie eingeladen. Wie ich das Studium erlebt habe und wieso ich mich ursprünglich dafür entschieden habe, möchte ich hier im Blog berichten.

Feierliche Zeugnisübergabe

Die letzten drei Jahre haben meine Kommilitonen und ich neben unserer täglichen Arbeit ein Bachelor-Studium in der Pflege absolviert. Nach den Anstrengungen der vergangenen Zeit war es ein tolles Gefühl, die Bachelor-Urkunde endlich in den Händen zu halten. Neben Staatssekretär Andreas Westerfellhausen, Pflegebevollmächtigter der Bundesregierung und Reinhard Belling, Vitos Konzerngeschäftsführer nahmen auch Prof. Dr. Herbert Hockauf, Lehrstuhlinhaber der Steinbeis-Hochschule, Berlin sowie Marie-Luise Koch, Institutsdirektorin des Steinbeis-Transfer-Instituts Marburg und Sven Keitel, Krankenpflegedirektor des Vitos Klinikums Rheingau an den Feierlichkeiten teil. Dass die Zeugnisübergabe in einem so feierlichen Rahmen stattfand, hat mir gezeigt, wie sehr unser Engagement wertgeschätzt wird. Zwei Studenten und eine Studentin wurden für ihre Praxisprojekte sogar ausgezeichnet. Aufgrund des besonders großen Praxisnutzen wurden ihre Projekte prämiert und sie bekamen ein personalisiertes iPad mit Gravur von Jochen Schütz, Vitos Geschäftsbereichsleiter Personal, Organisation und Recht überreicht. Ich fand es besonders gut, dass alle Praxisprojekte noch einmal vorgestellt wurden, denn ein Großteil wird auch umgesetzt.

Reinhard Belling (links) und Jochen Schütz (rechts) freuen sich mit den prämierten Absolventen: Klaus Meier (2. v.li.), Stefanie Dersch-Turian (mitte) und Jens Rossel (2. v.re.).

Als Vertreter der Studierenden durfte ich einige Worte an die Anwesenden richten und habe im Vorhinein resümiert, warum ich mich ursprünglich für das Studium entschieden hatte.

Die wissenschaftliche Ebene der Pflege

Giacomo Kylau richtet einige Worte an seine Kommilitonen.

Als ich mich vor 4,5 Jahren bei Vitos beworben habe, wusste ich bereits, dass ich mich beruflich weiterbilden möchte. Dass Vitos sogar eine eigene Weiterbildungs-Akademie betreibt, hat mich beeindruckt, denn das ist nicht die Norm. Meine Ambitionen, neben der alltäglichen Arbeit zu studieren, wurden von Vitos als sehr positiv wahrgenommen. Nachdem ich fast ein Jahr in der Vitos kinder- und jugendpsychiatrischen Tagesklinik Oberursel gearbeitet hatte, wurde mir eine Position als Stationsleitung in der Vitos kinder- und jugendpsychiatrischen Tagesklinik Kelkheim angeboten. Zeitgleich habe ich mich für ein Stipendium für das Studium beworben. Es hat mich sehr erleichtert, dass ich nicht vor die Wahl gestellt wurde, ob ich die Stationsleitung übernehmen oder das Stipendium annehmen möchte. Nicht nur die Studiengebühren wurden mir finanziert, ich wurde zusätzlich für die Präsenztage freigestellt und erhielt eine Erstattung für Fahrt- und Übernachtungskosten.

Mit anderen Berufsgruppen, wie Therapeuten und Ärzten, auf wissenschaftlicher Ebene in den Dialog zu treten und strategische Projekte umsetzen zu können – das macht für mich den Reiz des Studiums aus. Dabei ist das Ziel nicht zwangsläufig, aus der Patientenversorgung rauszugehen, also eine Leitungsfunktion zu übernehmen, auch wenn es sich bei mir im Vorfeld so ergeben hatte.

Das Studium muss man wollen

Seit 2013 bietet Vitos in Kooperation mit dem Steinbeis-Transfer-Institut Marburg der Steinbeis-Hochschule Berlin zwei Studiengänge an. Parallel zur pflegerischen Ausbildung wird das Bachelor-Studium Social Management mit der Vertiefung Healthcare Service und dem Schwerpunkt „Advanced Nursing“ durchgeführt. Nach vier Jahren erlangen die Auszubildenden zum Gesundheits- und Krankenpfleger (zukünftig Pflegefachfrau bzw. –mann) zusätzlich den Bachelorgrad.

Ich habe mich für das Bachelor-Studium Social Management mit der Vertiefung Healthcare Services und dem Schwerpunkt „Psychiatric Nursing“ entschieden. Voraussetzung ist eine abgeschlossene pflegerische Ausbildung und erste Berufserfahrung. Das Studium dauert drei Jahre und wird berufsbegleitend durchgeführt.

Die vergangen drei Jahre habe ich pro Monat zwei aufeinanderfolgende Tage an der Vitos Akademie in Gießen verbracht. Der Abschluss ist ein „vollwertiger“ Bachelor of Arts mit 180 Credit Points (ECTS). Man kann sich also vorstellen, dass das Studium ein hohes Maß an Selbstdisziplin verlangt. Denn zwei Präsenztage pro Monat sind für einen solchen Abschluss nicht viel. Zusätzlich zu jedem Seminar habe ich im Selbststudium entweder eine Klausur vorbereitet oder eine Hausarbeit geschrieben. Es ist eine Herausforderung Studium, Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bekommen. Da ich mein Abitur bereits an einem Abendgymnasium absolviert habe, wusste ich allerdings auf was ich mich einlasse. Abends nach der Arbeit und am Wochenende Inhalte nachzuarbeiten, war für mich nichts Neues. Dies stellt einen wesentlichen Anteil des Studiums dar. Mit einer guten Portion Selbstdisziplin und der entsprechenden Bereitschaft, kann man das Studium aber gut schaffen. Und wenn die eigene Motivation mal nicht ausreicht, gibt es ja auch noch die Kommilitonen.

Die Chemie hat einfach gestimmt

Ich hatte das Glück mit 21 anderen Kolleginnen und Kollegen in das Studium zu starten. Zwei von Ihnen arbeiten am Universitätsklinikum Frankfurt und ein Absolvent am Universitätsklinikum Gießen. Alle anderen sind ebenfalls bei unterschiedlichen Vitos Gesellschaften angestellt. Bis auf vier Kommilitonen haben alle das Studium dieses Jahr abgeschlossen. Drei von ihnen werden den Abschluss aus unterschiedlichen Gründen nächstes Jahr oder später absolvieren. An dieser Stelle wünsche ich Ihnen viel Erfolg. Ich bin mir sicher, dass sie es genauso gut meistern werden, wie wir in diesem Jahr. Nicht umsonst, haben wir uns in den vergangenen Jahren gemeinsam „reingekniet“.

Die Dynamik in der Gruppe war motivierend und der Umgang miteinander immer wertschätzend. Die Chemie hat einfach gestimmt. Ich würde sagen, dass wir ein lebendiger und diskutierfreudiger Kurs waren. Für manche Dozenten war das sicherlich nicht einfach, aber am Ende für alle bereichernd. Bei der Abschlussfeier hat jeder seine persönliche Bachelor-Urkunde erhalten – aber das Studium haben wir als Kurs gemeistert.

Studienfahrt in die Niederlande

Mein persönliches Highlight war die Studienfahrt mit unserem Dozenten Hans-Hermann Heil-Ferrari in die Niederlande.

Zuerst besuchten wir die Vincent-van-Gogh-Klinik in Venray. Dort hörten wir einen Vortrag über den Strukturwandel in der psychiatrischen Versorgung in den Niederlanden. Besonders interessant war das Modell des „Mini-Arztes“. Hierbei wird Pflegekräften mit einem Zusatzstudium mehr Verantwortung übertragen. So dürfen diese speziell geschulten Fachkräfte Tätigkeiten, wie Medikamente verordnen, übernehmen. In Deutschland ist dies ausschließlich den Ärzten vorbehalten. Außerdem wurden in den letzten Jahren die ambulanten Strukturen der Klinik ausgebaut, sodass ein Großteil der offenen Behandlung (mit offenen Türen) ambulant erfolgt. Im stationären Bereich findet meist nur noch eine geschlossene Behandlung (mit verschlossenen Türen) für weglaufgefährdete bzw. fremd- oder eigengefährdende Patienten statt.

 

Am zweiten Tag besuchten wir das Zuyderland Medisch Centrum. Es gilt als eine der modernsten Kliniken in Europa. Besonders beeindruckend ist der hohe IT-Standard und die teilweise voll automatisierten Abläufe. Es werden beispielsweise kleine Roboter zum Transport der Mahlzeiten oder zur hygienischen Müllentsorgung eingesetzt. Die Patienten erfahren außerdem ein hohes Maß an Privatsphäre, da es ausschließlich Einzelzimmer gibt. Die Mitarbeiter-Zufriedenheit schien in dieser Klinik besonders ausgeprägt zu sein.

Außerdem waren wir in der forensischen Klinik Woenselse Poort in Eindhoven. Besonders spannend fand ich das Peer-In-Konzept. Ziel des Konzepts ist es Psychiatrie-Erfahrene, also ehemalige Patienten, zu Therapeuten auszubilden. Von der Selbsterfahrung und dem Perspektivwechsel der Peer-Mitarbeiter profitieren alle Beteiligten, sowohl das Therapeutenteam als auch die Patienten und die Angehörigen. Während unseres Besuchs hatten wir die Gelegenheit, mit einigen der aktuellen Patienten gemeinsam zu Mittag zu essen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Wir waren alle sehr überrascht, wie offen die Patienten über ihre Erfahrungen, ihre Lebenswege und auch Straftaten sprachen. Für uns war das sehr bereichernd und wir sind dankbar für diese Begegnung.

Ich kann das Studium also jedem empfehlen, der sich auf wissenschaftlicher Ebene mit der Pflege auseinandersetzten möchte und motiviert ist eigene Ideen zu entwickeln und einzubringen.

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Kommilitonen und allen Beteiligten, die zum erfolgreichen absolvieren des Studiums beigetragen haben, bedanken!

Bildquelle: Vitos