Weiterbildung zur Fachpflegerin für Psychiatrische Pflege
Mein Name ist Victoria Albrecht und ich bin Gesundheits- und Krankenpflegerin in der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Heppenheim. Nach meiner Ausbildung entschloss ich mich, die Weiterbildung zur Fachpflegerin für psychiatrische Pflege an der Vitos Akademie zu absolvieren. Von meinen Erfahrungen möchte ich Ihnen hier berichten.
Die eigenen Fähigkeiten im Umgang mit Patienten stärken
Schon nach meiner Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin stand für mich fest, dass ich mich auf die psychiatrische Pflege spezialisieren wollte. Da die Inhalte in der Grundausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger in Bezug auf den Fachbereich Psychiatrie eher kurz gehalten waren, wollte ich meine Fähigkeiten im Umgang mit meinen Patienten nach der Ausbildung noch weiter stärken. Ich entschied mich, die Weiterbildung zur Fachpflegerin für psychiatrische Pflege an der Vitos Akademie zu beginnen.
Besonders interessiert haben mich unter anderem die verschiedenen Pflegekonzepte und -phänomene, aber auch die Konzepte der Nachsorge. Dabei geht es darum, psychisch erkrankte Menschen besser zu verstehen und zu betreuen und ihnen nach ihrem stationären Aufenthalt eine Perspektive zu bieten. Ihnen also dabei zu helfen, eine Struktur in ihren Alltag zu bringen und besser mit ihrer Erkrankung umzugehen. Hilfe zur Selbsthilfe sozusagen.
Die Weiterbildung half mir, meine Selbstreflexion zu verbessern, und gab mir mehr Sicherheit in meinem täglichen Tun.
Nicht die Erkrankung steht im Vordergrund, sondern der Mensch
Ziel der Weiterbildung war es, sich die Besonderheiten der psychiatrischen Pflege anzueignen. Das passierte nicht nur durch theoretischen Unterricht, sondern auch Gruppenarbeiten, praktische Übungen, Diskussionen und Gespräche trugen hierzu bei. Dazu gehört es, sich mit pflegefachlichen und pflegewissenschaftlichen Themen sowie mit medizinischen und sozialwissenschaftlichen Aspekten zu beschäftigen. Wir lernten vieles über die Finanzierung im Gesundheitswesen und die verschiedenen Unterstützungsangebote, die es bietet. Auch die verschiedenen Versorgungsstrukturen und Kooperationen stellte man uns exemplarisch vor. Sei es stationär, ambulant oder komplementär, aber auch im Bereich Reha und Psychosomatik.
Die Beziehungsgestaltung zwischen Pfleger und Patient sowie verschiedene Arten der Kommunikation waren außerdem einer der Schwerpunkte der Weiterbildung.
Ich habe gelernt, wie man viel über einen Patienten, seine Biografie und seine Person erfahren und eine professionelle Beziehung zu ihm gestalten kann. Wichtig ist, dass nicht die Erkrankung oder die Einschränkung im Vordergrund steht, sondern viel eher, welche Weltanschauung, welche eigenen Bedürfnisse und Vorstellungen der Mensch für sich und sein Leben hat.
Die Weiterbildung umfasst vier Grundmodule mit insgesamt 240 Stunden. Hinzu kommen fünf Fachmodule mit insgesamt 570 Stunden sowie 1.800 berufspraktische Stunden, die in unterschiedlichen Einsatzgebieten abgeleistet werden müssen (stationär, ambulant, komplementär, Reha, Psychosomatik).
Psychiatrische Pflege unterscheidet sich stark von somatischer Pflege
Die psychiatrische Pflege unterscheidet sich sehr stark von der somatischen Pflege. In der somatischen Pflege steht die Funktionseinschränkung der Person im Vordergrund, also beispielsweise ein gebrochener Knochen. Was das für ein Mensch ist, der sich den Knochen gebrochen hat, welche Kindheit er hatte, was ihn prägte und, aus welchem Umfeld er stammt, ist dabei eher nicht so wichtig.
Im psychiatrischen Kontext muss man viele verschiedene Faktoren im Auge behalten. Zum Beispiel müssen wir uns anschauen, wie das soziale Umfeld eines Patienten aufgebaut ist. Genauso, was er für Wertvorstellungen mitbringt. Wie interagiert er mit anderen und was für Erfahrungen hat er in der Vergangenheit gemacht? All diese Fragen und noch viele mehr, müssen wir uns stellen.
Heute kann ich besser auf die Bedürfnisse meiner Patienten eingehen
Besonders gut haben mir in der Fachweiterbildung für psychiatrische Pflege die praktischen Einsatzgebiete gefallen. Man erlebt die Arbeit in verschiedenen Bereichen der Psychiatrie, zum Beispiel in der Psychosomatik und der Rehabilitation. So lernt man eine Vielzahl an Therapiekonzepten und Hilfsangeboten für psychisch erkrankte Menschen kennen. Zudem bekommt man Einblick in andere Handlungs- und Pflegekonzepte, die man auf der eigenen Station vielleicht nicht so kennt oder umsetzen kann. All dies erweitert enorm den persönlichen und natürlich den beruflichen Horizont und hilft dabei, Dinge neu zu überdenken und zu konzipieren.
Da ich viele neue Handlungsmöglichkeiten in der Fachweiterbildung kennenlernen durfte, kann ich heute besser auf die Bedürfnisse meiner Patienten eingehen. Ich kann sie außerdem kompetenter zu Hilfsangeboten beraten, die ihnen nach ihrem stationären Aufenthalt Halt und Orientierung geben.
In der Fachweiterbildung habe ich zudem viel über mich selbst gelernt und darüber, wie ich mein tägliches Tun reflektieren und mich so stets weiterentwickeln kann.
Bildquelle: Anna Heidenreich
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