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Die Weiterentwicklung der Pflege aktiv mitgestalten

Meine Teilnahme am Queen Silvia Nursing Award Germany

Eigene Ideen einbringen, um die Weiterentwicklung der Pflege aktiv mitzugestalten, darum geht es beim Queen Silvia Nursing Award. Ich habe mich beworben und durfte meine Idee vor einer Jury in Berlin präsentieren.

Was ist der Queen Silvia Nursing Award?

Auf seiner Website beschreibt es der Veranstalter wie folgt: Der Queen Silvia Nursing Award wurde am 23. Dezember 2013 anlässlich des 70. Geburtstags von Königin Silvia von Schweden von Swedish Care International – gemeinsam mit verschiedenen Partnern ins Leben gerufen.

Der Preis wird vergeben, um junge Pflegekräfte zu animieren, sich aktiv mit Vorschlägen und Ideen an der Weiterentwicklung der Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz zu beteiligen.

Mir gefiel die Idee, einen Vorschlag zur Weiterentwicklung der Pflege einzubringen

Auf den Award aufmerksam, machte mich ein Flyer den uns unser Klassenlehrer mitbrachte. Mir gefiel die Idee, einen eigenen Vorschlag zur Weiterentwicklung der Pflege einzubringen.

Meine Idee entstand aus einer Erkenntnis, die ich in der Einsatzpraxis gewonnen habe.

Die Medikamentenvergabe ist ein hochsensibler Bereich. Allergrößte Vorsichtsmaßnahmen sind geboten, damit menschliche Fehlerquellen weitestmöglichst ausgeschaltet werden können.

Die Medikamente für unsere Patienten stehen digital in unserem System. Die Pflegefachkraft, die die Medikamente stellt, ruft die Seite mit den zu verabreichenden Medikamenten auf, um diese danach zu stellen.

Fehlende Konzentration beim Stellen der Medikamente kann zu Fehlern führen. In der Nachtschicht beispielsweise ist die Pflegekraft oft allein auf Station. Wird sie dann während des Medikamentenstellens von einem Patienten gerufen und muss unterbrechen, kann etwas durcheinander kommen. Auch Müdigkeit kann eine Fehlerquelle sein.

Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, ob es Möglichkeiten gibt, das Stellen der Medikamente mit einer Art Hilfsmittel sicherer umzusetzen.

Meine Idee

Meine Idee sieht wie folgt aus: Die Medikamente, welche digital im System stehen, werden durch Kopfhörer einzeln vorgelesen. Hat man ein Medikament gestellt, soll es durch das eingebaute Mikrofon an den Kopfhörern möglich sein, ein „Ok“ auszusprechen und so automatisch zum nächsten Medikament zu gelangen. Ist man mit dem Stellen der Medikamente eines Patienten komplett fertig, soll das System die Medikamente noch einmal vollständig wiedergeben. Durch eine Rückfrage „Alle Medikamente gestellt?“, welche wieder mit einem „Ok“ bestätigt werden muss, wird sichergestellt, dass die Medikamente vollständig und korrekt sind.

Dadurch, dass man die Medikamente sieht und hört, werden zwei Sinnesorgane gleichzeitig angesprochen. Das erhöht die Sicherheit zusätzlich.

Außerdem soll das System über eine „Start-Stop-Funktion“ verfügen. Meldet sich während des Stellens ein Patient, kann man einfach „Stop“ sagen und das System hält an. Ist man wieder zurück und kann weiter Medikamente stellen, sagt das System, wo man stehen geblieben ist. So kann die Pflegefachkraft für die Patienten verfügbar sein und das fehlerfreie Stellen der Medikamente ist trotz kurzer Unaufmerksamkeit dennoch gesichert.

Jury wählte die sechs vielversprechendsten Ideen aus

Diese Idee schickte ich also an die Veranstalter des Awards. Eine Jury bewertete alle eingegangenen Ideen und wählte die sechs vielversprechendsten aus. Fünf Tage bevor die besten sechs Ideen persönlich vor der Jury in Berlin präsentiert werden sollten, bekam ich die Zusage, dass ich dabei war. Ich war sehr aufgeregt, aber auch stolz, dass die Jury meine Idee ausgewählt hatte.

Die Jury stellte allen Teilnehmern Fragen auf deutsch und englisch

Die Jury stellte allen Teilnehmern Fragen auf deutsch und englisch

Dann war es auch schon soweit. Ich stand auf einer Berliner Bühne. Vor mir sechs Jurymitglieder, ein Protokollant sowie zwei Vertreter aus Schweden. Ich hatte zehn Minuten Zeit, meine Idee anhand einer vorbereiteten Power-Point-Präsentation vorzustellen. Im Anschluss stellte die Jury noch Fragen auf deutsch und englisch und dann war es geschafft. Die Aufregung wich der Erleichterung 🙂

Im Finale

Noch am selben Tag erfuhr ich, dass ich mit meiner Idee ins Finale gekommen bin. Die Gewinnerin darf zur Preisverleihung des Queen Silvia Nursing Awards ins Stockholmer Schloss fahren. Königin Silvia hochstpersönlich überreicht dann die Auszeichnung. Zudem erhält die Gewinnerin ein Stipendium. Neben einem Geldpreis gibt es die Möglichkeit, an einem sechsmonatigen individualisierten Praktikum teilzunehmen. Dieses vermittelt umfassende Eindrücke, Erfahrungen und Wissen aus unterschiedlichen Perspektiven im Gesundheitswesen und der Altenpflege.

Es war sehr aufregend, meine Idee vor der Jury präsentieren zu dürfen

Es war sehr aufregend, meine Idee vor der Jury präsentieren zu dürfen

Kurz vor Weihnachten wurde die Siegerin bekannt gegeben. Den ersten Platz habe ich leider nicht belegt. Dennoch freue ich mich sehr und bin stolz, dass ich unter die Top drei gekommen bin und der Jury meine Idee präsentieren durfte. Auf der Bühne zu stehen, hat mich einiges an Überwindung gekostet. Aber man wächst ja schließlich mit seinen Aufgaben 🙂

Wie ich zur Pflege kam

Ursprünglich habe ich eine Ausbildung beim Finanzamt begonnen. Ich merkte aber schnell, dass mir der Kontakt zu Menschen fehlte. Ich brach die Ausbildung ab und entschied mich, ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Pflege zu machen. Meine Eltern arbeiten bei Vitos und so lag es nah, das ich mein FSJ auch dort absolviere. Sechs Monate arbeitete ich in der Vitos Klinik Rehberg, einer Kinder- und Jugendpsychiatrie. Anschließend stand für mich fest, dass ich meine Zukunft in der Pflege sehe. Vor allem die Dankbarkeit, die mir meine jungen Patienten während dieser Zeit entgegenbrachten, war ausschlaggebend für meine Entscheidung. Es macht mich einfach glücklich, wenn ich Menschen dabei unterstützen kann, dass es ihnen besser geht. 2016 begann ich dann meine Ausbildung an der Vitos Schule für Gesundheitsberufe Mittelhessen.

Allen jungen Menschen, die sich fragen, ob der Pflegeberuf auch für sie das Richtige sein könnte, möchte ich Folgendes raten: Macht ein langes Praktikum oder besser noch ein FSJ in der Pflege! Nur, wenn man mal mehrere Monate in der Pflege gearbeitet hat, bekommt man einen Eindruck, ob einem die Arbeit liegt und Freude macht.

Weiterführende Informationen zum Queen Silvia Nursing Award Germany finden Sie auf der offiziellen Website des Veranstalters: https://www.queensilvianursingaward.de/ [1]

Bildquelle: Queen Silvia Nursing Award Deutschland / Lukas Schramm