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„Ich will nah am Patienten arbeiten“

Meine Arbeit als Pflegekraft im Drogenentzug

Die Gesundheits- und Krankenpflegerin Natascha Brand arbeitet in der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Herborn. Hier berichtet sie von ihrem Arbeitsalltag.

Drogenscreening

Drogenscreening

Das Haus 4, in dem ich als Gesundheits- und Krankenpflegerin arbeite, hat den Schwerpunkt des Drogen- und Medikamentenentzuges. Es gibt eine Station für Doppeldiagnosen, auf der Patienten mit einer Suchterkrankung sowie einer weiteren psychiatrischen Erkrankung behandelt werden. Das Haus verfügt über 19 Betten. Es gibt Patienten, die auf freiwilliger Basis zu uns kommen. Manche werden auch per Gerichtsbeschluss untergebracht, weshalb die Station meist geschlossen geführt wird.

Vitalzeichenkontrolle

Vitalzeichenkontrolle

Ich bin hauptsächlich für die Patienten im reinen Drogen- oder Medikamentenentzug zuständig. Sie  kommen im Rahmen einer Entgiftung oder bei bestehender Substitutionsbehandlung zur Beigebrauchsentgiftung, also der Entgiftung von Substanzen neben dem verordneten Substitut. Sie werden während ihrer Entzugsbehandlung von uns pflegerisch begleitet und unterstützt.

Gemeinsam Strategien entwickeln, um Rückfall vorzubeugen

Im Rahmen der Bezugspflege können die Patienten sich einer pflegerischen Person anvertrauen und die bestehende Problematik thematisieren. Gemeinsam entwickeln wir unter anderem alternative Coping-Strategien, also Bewältigungsstrategien, die einem Rückfall vorbeugen sollen. Unterstützend bieten wir in der Entzugsbehandlung auch eine suchtspezifische Ohr-Akupunktur an. Die meisten Mitglieder unseres Pflegeteams sind darin weitergebildet, sodass wir eine konsequente Therapie ermöglichen können. Der strukturierte Wochenplan bietet den Patienten die Möglichkeit, sich wieder an einen regulären Tagesablauf zu gewöhnen. Das ist wichtig, damit sie dies auch nach der Behandlung fortführen können.

Suchtspezifische Ohrakupunktur

Suchtspezifische Ohrakupunktur

Für unsere Patienten gibt es täglich Gruppengespräche. Dabei geht es unter anderem darum, dass sie für sich Ziele formulieren und sich gegenseitig darin unterstützen, diese auch zu erreichen. Außerdem erhalten die Patienten bei uns wichtige Informationen, zum Beispiel über eine adäquate Rückfallprophylaxe, Medikation (u. a. Substitutionsalternativen) und Weiterbehandlungsmöglichkeiten (wie Langzeittherapie, Übergangseinrichtungen oder ambulante Versorgungsmöglichkeiten).

Die Therapieziele in unserem Haus sind im Wesentlichen:

Pflegekräfte sind in die Behandlung stets eingebunden
Patientenberatung

Patientenberatung

Ich wollte den Beruf der Gesundheits- und Krankenpflegerin erlernen, weil ich Menschen mit ihren Defiziten unterstützen sowie lösungsorientiert mit ihnen zusammenarbeiten möchte. Ich habe mich nach der Ausbildung bewusst für die Arbeit in der Psychiatrie entschieden, weil ich nah am Patienten arbeiten und zur Wirksamkeit der Therapie beitragen wollte. Die Arbeit in einem multiprofessionellen Team hat mir schon während der Ausbildung gefallen, als ich in der Psychiatrie eingesetzt war. Außerdem schätze ich es, dass wir als Pflegekräfte stets in die Behandlung einbezogen werden und am Behandlungsverlauf mitwirken können. Die individuellen Krankheitsbilder geben mir die Möglichkeit, viele Erfahrungen zu sammeln und daran stets wachsen zu können. Gerade das Haus 4 ist ein anspruchsvolles Arbeitsfeld, weil Patienten mit einer Abhängigkeitserkrankung oder einer Doppeldiagnose oft sehr vielfältige, schwierige Lebenserfahrungen mitbringen.

Eine gute Zusammenarbeit im Team ist für mich unabdingbar. Das Vertrauen und die Zuverlässigkeit, die im Team gelebt wird, sorgen für ein gutes Klima zwischen den Kollegen, was für die tägliche Arbeit von großer Bedeutung ist.

Ich schätze an meinem Arbeitgeber, dass mir Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen und ich diese auch wahrnehmen kann. Ab 2014 habe ich ein Bachelor-Studium mit dem Schwerpunkt „Psychiatric Nursing“ absolviert und im Oktober 2017 abgeschlossen. Vitos hat mir das Studium im Rahmen eines Stipendiums ermöglicht. Die Studientage wurden mir als Arbeitszeit angerechnet. Ich konnte mir im Rahmen des Studiums Fähigkeiten und Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens aneignen.

Ich möchte weiterhin die Möglichkeit nutzen, neben der patientennahen Arbeit auf Station auch sonst im Unternehmen mitzuwirken. Ich bin offen für zukünftige Projekte und engagiere mich gerne, wenn es zum Beispiel um die Aktualisierung bestehender Standards geht.

Bildquelle: Hannah Lebershausen