- Vitos Blog - https://blog.vitos.de -

Jeder Tag ist anders

Meine Arbeit als Fachkrankenpfleger in der Erwachsenenpsychiatrie

Mein Name ist Patrick Ansorge und ich leite den Pflegedienst auf der Station 20 der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Haina. Warum mein Beruf für mich eine Herzensangelegenheit ist, möchte ich Ihnen hier berichten.

Von der Verwaltung in die Pflege

Dass ich mal in der Pflege arbeiten würde, hatte ich anfangs nicht gedacht. Mein Fachabitur habe ich im Bereich Wirtschaft und Verwaltung gemacht. Das praktische Jahr absolvierte ich in der Finanzabteilung von Vitos Haina. Ich merkte damals schnell, dass mir im Büroalltag der soziale Aspekt fehlt. Also habe ich mich neu orientiert. Vitos Haina blieb ich allerdings treu. Direkt nach dem Abi habe ich dort eine Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpfleger begonnen.

Meine Eltern arbeiteten früher ebenfalls bei Vitos Haina. Berührungsängste gegenüber der Psychiatrie hatte ich also von klein auf keine.

Ein paar Jahre nach meinem Examen ließ ich mich zum Fachkrankenpfleger für psychiatrische Pflege und zum Stationsleiter weiterbilden.

Jeder Tag ist anders

In der Psychiatrie ist jeder Tag anders und immer wieder muss ich mich auf neue Herausforderungen einstellen. Bei meiner Arbeit mit psychisch kranken Menschen steht der Beziehungsaufbau im Mittelpunkt. Die individuellen Bedürfnisse und Probleme der Patienten zu erkennen und darauf einzugehen, setzt ein gutes Verständnis der jeweils zugrunde liegenden Erkrankung sowie die Fähigkeit zur Empathie voraus. Bei der professionellen pflegerischen Begleitung des Patienten spielen aktives Zuhören und Anteilnahme eine große Rolle.

Ich habe schon auf verschiedenen Schwerpunktstationen gearbeitet. Auf der Akutaufnahmestation begleitete ich Menschen mit einer Suchterkrankung bei ihrer Entgiftung. Mit Altersdepression und andere Erkrankungen von Menschen im fortgeschrittenen Lebensalter hatte ich täglich auf der gerontopsychiatrischen Station zu tun.

Aktuell arbeite ich auf Station 20. Hier nehmen wir chronisch psychisch kranke sowie geistig oder psychisch behinderte Erwachsene zur Krisenintervention auf. Darunter zum Beispiel auch Intelligenzgeminderte. Das sind Menschen mit einer geistigen Behinderung, die zusätzlich von Depression, Schizophrenie oder einer anderen psychischen Erkrankung betroffen sind.

Umgang mit Gewalt ist ein wichtiges Thema

Auf der Akutstation kommen viele verschiedene Menschen zusammen, die sich gerade in einer Ausnahmesituation befinden. Es kommt vor, dass Patienten ihren Mitpatienten oder uns Mitarbeitern gegenüber aggressiv werden. Dank unserer Erfahrung erkennen wir eine sich entwickelnde Aggression häufig schon im Vorhinein. Der Patient steht dann oft besonders unter Spannung und es geht eine gewisse Unruhe von ihm aus. Auch die Gestik und Mimik ändern sich. Dann können wir direkt deeskalierend auf den Patienten einwirken. Darüber hinaus nehmen alle Mitarbeiter regelmäßig an einem Deeskalationstraining teil, welches uns im Umgang mit Gewalt schult.

In meinem Freundes- und Bekanntenkreis kann nicht jeder nachvollziehen, warum mir mein Beruf so große Freude macht. Zugegeben, die Schicksale unserer Patienten gehen mir manchmal schon sehr nah. Das kann auch mal belastend sein. Gleichzeitig erlebe ich aber auch, wie sich der Zustand vieler Patienten schon nach wenigen Behandlungswochen bessert und sie stabiler werden. Sie aktiv auf ihrem Weg zu unterstützen, erfüllt mich mit Stolz.

Bildquelle: Vitos