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Hydrotherapie

Wasser ist nicht nur zum Waschen da

Wasser hat für die Menschheit schon immer eine große Bedeutung. Ohne Wasser wäre kein Leben möglich. Damit wäre eigentlich schon alles gesagt, Blog beendet.

Außer dem reinen Erhalt des Lebens in jeglicher Form erfüllte Wasser jedoch zu allen Zeiten und in allen Kulturen auch weitere Funktionen. Wasser wurde eben auch zur Reinigung, zu Kulthandlungen und zur Therapie eingesetzt. Je wohlhabender und fortgeschritten eine Kultur war, desto ausgeklügelter waren die Hydrotherapien.

Hydrotherapie in verschiedenen Kulturen

Um das Jahr 300 v. Chr. gab es in Rom mehr als 900 öffentliche Bäder. Hinzu kamen die zahlreichen privaten Bäder in den wohlhabenden Haushalten. Das tägliche Bad gehörte zum Alltag dazu. In den Bädern wurden Geschäfte abgestimmt, es wurde geruht, meditiert, Sport getrieben und es wurden Kontakte gepflegt. Die römischen Badanlagen waren raffinierte und komplexe Anlagen und zeugen noch heute vom Entwicklungsstand der damaligen Gesellschaft. Zur Reinigung wurde zwar keine Seife verwendet, dafür aber Olivenöl, das dann mit einem kleinen Schaber wieder abgezogen wurde.

Auch die arabische Kultur hat fantastische Badanlagen hervorgebracht. Ein Besuch im Hamam gehört auch heute noch für viele Touristen zu einer Reise in diese Länder dazu. In Südamerika gab es in den präkolumbianischen Hochkulturen ebenfalls Dampfsaunen und Wasseranwendungen.

Hydrotherapie in verschiedenen Jahrhunderten

Im Mittelalter wurden zwar Wannenbäder genutzt, diese aber nicht allzu oft. Allgemein träumte man in dieser Zeit lieber vom Jungbrunnen, als von der Wassergymnastik oder der Reinigung. Die Hygiene war leider in Vergessenheit geraten. Vom Sonnenkönig Ludwig den XIV berichtet man den Ausspruch: „Man riecht, wenn ich komme“. Es war eben mehr die Zeit der Parfümeure als die der Badenixen. Friedrich der Große dagegen war sehr reinlich und der körperlichen Fitness nicht abgeneigt.

Baden war im 17ten Jahrhundert nicht in Mode, der strenge Körpergeruch wurden mit ordentlich Parfüm und Puder überdeckt

Baden war im 17ten Jahrhundert nicht in Mode, der strenge Körpergeruch wurden mit ordentlich Parfüm und Puder überdeckt

19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert kam endlich wieder Schwung in die Hydrotherapie und Balneologie (Bäderkunde). Die Doktoren Johann Siegmund Hahn, Vincenz Prießnitz, Prof. Dr. Wilhelm Winternitz und nicht zuletzt Sebastian Kneipp gaben dem Wasser den nötigen Auftrieb. Prof. Dr. Wilhelm Winternitz hatte sogar einen Lehrstuhl für Hydrotherapie an der Universität Wien inne. Von nun an wurde geplanscht und begossen, gekühlt und gewärmt, geschwommen und getrimmt. Wasser in allen Aggregatzuständen von gefroren über flüssig bis zum Dampf galt nun als gesund.

Becken

Kneipp-Becken in Ostheim an der Rhön

Hydrotherapie

Wasser hat hervorragende physikalische Eigenschaften, die es für die systematische äußere Anwendung zur Prävention, zur Therapie und zur Rehabilitation prädestiniert. Wasser kann viermal so gut Wärme leiten wie Luft und kann dadurch über den Hautkontakt rasch zur Erwärmung oder zur Abkühlung des Körpers führen. Der Wadenwickel bei Fieber oder das entspannende heiße Wannenbad bei Rückenschmerzen sind allgemein bekannt.

Hydrostatischer Druck

Die mechanischen Eigenschaften des Wassers sind ebenfalls nicht zu verachten. Das im Schwimmbad den Menschen umgebende Wasser übt, in Abhängigkeit von der Eintauchtiefe, einen gleichmäßigen Druck auf das Gewebe aus. Dadurch steigt der Rückstrom des venösen Blutes und der Lymphe. Da dadurch auch ein die Urinausscheidung stimulierendes Hormon freigesetzt wird, muss normales Schwimmbadwasser aus hygienischen Gründen mit Chlor versetzt werden.

Auftrieb

Eine weitere mechanische Eigenschaft des Wassers ist der Auftrieb. Schon Archimedes machte das archimedische Prinzip der Nachwelt bekannt: Ein in Wasser getauchter Körper verliert scheinbar so viel an Gewicht, wie die von ihm verdrängte Wassermenge wiegt. Die Leichtigkeit, die man scheinbar im Wasser hat, kann sich die Therapie insbesondere bei der Wassergymnastik zunutze machen. Der geplagte Rücken und die belasteten Schultern können sich im Wasser entlasten. Die gelähmten Extremitäten werden vom Wasser getragen und sind nicht mehr schwer wie Blei. Beim Aqua-Jogging wird sowohl der Auftrieb als auch die Viskosität, also der Widerstand des Wassers, genutzt.

Im Wasser fühlen wir uns federleicht

Im Wasser fühlen wir uns federleicht

Viskosität

Wasser bietet bei Bewegung eines eingetauchten Körpers auch viel Widerstand. Der Widerstand ist abhängig von der Form des Körpers und der Oberflächenbeschaffenheit. Ein schlankes und glattes Ruderboot gleitet leichter durchs Wasser als eine breite Badewanne. Die Arbeit, die der menschliche Körper bei der Wassergymnastik gegen den Widerstand des Wassers leisten muss, ist deutlich höher als auf dem Trockenen. Auch diese Eigenschaft wird therapeutisch genutzt.

Elektrische Leitfähigkeit

Wasser ist auch in der Lage elektrischen Strom zu leiten, wenn im Wasser – wie meistens – Elektrolyte enthalten sind. Bei Gewitter sollte man daher den Badesee verlassen und die Angelschnur aus dem Teich ziehen. Therapeutisch nutzt man die Leitfähigkeit für das Stangerbad und das Vierzellenbad. Beim Stangenbad sitzt der Patient in einer mit warmem Wasser gefüllten Wanne und wird von einem leichten Gleichstrom (!) durchflutet. Beim Vierzellenbad werden nur die Arme oder Beine in entsprechend kleinere Wannen eingetaucht. Gleichstrom und Wasser vertragen sich mit dem menschlichen Leben gut, im Gegensatz zum Föhn, der in die Wanne fällt. Durch die Strombehandlung wird die Durchblutung verbessert, der Stoffwechsel aktiviert und die Muskelspannung verringert.

Lösungsmittel

Auch wenn in unseren Schwimmbädern heutzutage aus hygienischen Gründen meistens nur Chlor gelöst ist, können in der heimischen Badewanne auch ätherische Öle und wohlriechende pflanzliche Substanzen verwendet werden. Da die Haut für einige Substanzen durchlässig ist, kann Wasser als Lösungsmittel verwendet werden.

Ätherische Öle kommen beim Baden häufig zum Einsatz

Ätherische Öle kommen beim Baden häufig zum Einsatz

Das Schwimmbad

Was macht den Gemeinwohlbeitrag eines Schwimmbades aus? Was leistet es in den Bereichen Gesundheit, Genuss und Wohlbefinden, Gemeinschaft, Ökologie sowie Wirtschaftlichkeit und wie stellt es damit einen „gesellschaftlichen Mehrwert“ dar?

Sie werden es vielleicht nicht glauben, aber dies ist der Ausschreibung des „Bäder-Oscars“, dem „Public Value Award“ entnommen. Das Schwimmbad hat für die Öffentlichkeit einen so großen Nutzen, dass es Preisausschreiben gibt, um die Träger zu unterstützen. Denn der Unterhalt eines Bades ist teuer. Es fallen Kosten für die Technik, die Heizung, die Hygiene, die Reinigung usw an.