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Neurologe sein, heißt Detektiv sein

Die Neurologie ist der wohl am stärksten wachsende Fachbereich der Medizin. Die letzten Jahre sind Kliniken und Praxen stetig mehr geworden. 4.000 bis 5.000 Neurologen behandeln in Deutschland rund zwei Millionen Menschen pro Jahr. Aufgrund der Komplexität und Vielzahl an neurologischen Erkrankungen sind wir immer auf der Suche nach ärztlichem Nachwuchs. Und die müssen auch Detektiv sein. Es gibt fast nie eine fertige Diagnose, wenn der Patient zu uns kommt. Man muss viele Wege beschreiten, um herauszufinden, welche Krankheit hinter den Symptomen steckt. Davon erzählt auch Assistenzärztin Paula Strohbach.

Neurologische Erkrankungen umfassen eine hohe Bandbreite. Dazu zählen: Erkrankungen der Muskulatur, Erkrankungen der Nerven, Multiple Sklerose, Entzündungen des Nervensystems, Epilepsie, Parkinson, Rückenmarks- und Bandscheibenerkrankungen, Lähmungen und Schlaganfälle. Besonders bei uns in Weilmünster sind die große Intensivstation, die Stroke Unit, ein großes elektrophysiologisches Labor und ein Schlaflabor. Die meisten Patienten hier werden nach einem Schlaganfall behandelt.

Der Schlaganfall

Nach Angaben der Deutschen Schlaganfall-Hilfe gibt es jährlich rund 270.000 Schlaganfälle in Deutschland. Fast eine Million Bundesbürger leiden an den Folgen der Erkrankung. Somit ist der Schlaganfall, nach Krebs- und Herzerkrankungen, die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Grundsätzlich kann jeder Mensch einen Schlaganfall erleiden. Das Risiko steigt jedoch mit zunehmendem Alter. Als Risikofaktoren gelten Bluthochdruck, Diabetes, Herzrhythmusstörungen, Übergewicht, Bewegungsmangel und übermäßiger Alkoholkonsum. Schon eine gesunde Lebensweise, mit ausgewogener Ernährung und regelmäßigem Sport, mindert das Risiko eines Schlaganfalls um bis zu 20 bis 30 Prozent. Auch wer das Rauchen aufgibt, mindert das Risiko nach bereits einem Jahr.

In drei Jahren wird vieles nicht mehr sein, wie es heute noch ist

Neurologische Erkrankungen haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Dies liegt an verschiedenen Gründen. Die wichtigsten hierbei sind wahrscheinlich die gewachsenen Möglichkeiten in Therapie und Diagnostik. Hier wurden große Fortschritte gemacht, die lange noch nicht abgeschlossen sind. Die Neurologie hat ein hohes Wachstumspotenzial. In drei Jahren werden wir schon wieder sehr viel weiter sein, als wir es heute bereits sind. Durch die Fortschritte, hat sich auch die Versorgung der Patienten verbessert, sei es in der Diagnostik oder in der Therapie.

Zudem sind die Menschen heute besser informiert. Sie erkennen Anzeichen viel schneller und gehen dementsprechend früher zum Arzt.

Natürlich spielt auch der demografischen Wandel eine Rolle. Das Risiko für einen Schlaganfall oder eine Demenz-Erkrankung ist im hohen Alter einfach sehr viel höher als bei jungen Menschen.

Nachwuchs

Durch den Anstieg an neurologischen Erkrankungen und die schnellen Fortschritte auf diesem Fachgebiet ist unser Bedarf an Nachwuchs sehr hoch. Wir sind die größte neurologische Abteilung in Hessen und immer auf der Suche nach Fach- und Assistenzärzten.

Assistenzarzt in der Neurologie

Die Assistenzarztausbildung dauert bei uns fünf Jahre. Davon verbringt man vier Jahre in der Neurologie und ein Jahr in der Psychiatrie. Das wichtigste, was junge Ärzte mitbringen müssen, ist das Interesse an der Neurologie. Dies können sie auf unterschiedlichste Weisen geweckt haben: Im Studium, einem praktischen Jahr oder einer Famulatur. Für Studenten, die sich noch orientieren wollen, bieten wir Hospitationen an.

Neurologie ist ein expandierendes Fach, es gibt immer wieder etwas Neues und kein Tag ist wie der andere. Das liegt in erster Linie daran, dass man sich viel auf sich selber, auf das logische Denken verlassen muss. Man muss ein Detektiv sein. Es gibt fast nie eine fertige Diagnose, wenn der Patient zu uns kommt. Man muss viele Wege beschreiten, um herauszufinden, welche Krankheit hinter den Symptomen steckt.

Die Assistenzarztausbildung verläuft in mehreren Schritten. So durchläuft man die Allgemeinstation, die Stroke Unit, die Intensivstation, das elektrophysiologische Labor und das Ultraschallabor. Hierfür gibt es ein Weiterbildungscurriculum. Die Weiterbildung wird ergänzt durch regelmäßige interne und externe Fortbildungen und Besprechungen Neurochirurgen und Neuropathologen.

Es gibt in den verschiedenen Abteilungen Mindestlaufzeiten. Wenn man eine abgeschlossen hat, geht es mit der nächsten Abteilung weiter.

Aus dem Alltag einer Assistenzärztin

Über die diagnostische Herausforderung, stetige Weiterentwicklung und das etwas andere Arbeiten in der Neurologie mit viel logischem Denken, erzählt Paula Strohbach: