26 Jun Digitale Hilfe bei psychischen Erkrankungen
Vitos Herborn testet online-basiertes Unterstützungsprogramm
Längst ist die Digitalisierung auch im Gesundheitswesen angekommen. Bei Vitos Herborn läuft derzeit ein besonders spannendes Pilotprojekt. Wir testen „Novego“, ein therapiebegleitendes Online-Angebot für Patienten, die von Depressionen, Ängsten oder Burn-out betroffen sind.
Zwölfmonatige Pilotphase
Ende 2018 haben wir bei Vitos Herborn das Online-Programm „Novego“ eingeführt. Die Pilotphase läuft noch bis November 2019. Betonen möchte ich, dass es sich um ein Unterstützungsprogramm handelt. Es ist ein therapieergänzendes Angebot für unsere Patienten, kein Ersatz für eine Therapie. Begleitet ein Therapeut aus Fleisch und Blut die online-basierten Anwendungen, spricht man vom sogenannten Blended-care-Ansatz. Auf ein therapeutisches Gegenüber zu verzichten, ist für uns keine Option.
Unser Pilotprojekt umfasst drei Ansatzpunkte. Genau wie unsere Kollegen bei Vitos Rheingau bieten auch wir mit dem Anbieter Novego ein Modul, mithilfe dessen unsere Patienten die Wartezeit auf einen Behandlungsplatz überbrücken können.
Außerdem sehen wir Möglichkeiten, dass das Programm unsere Patienten während ihres stationären Aufenthalts zusätzlich unterstützen kann. Es wird therapiebegleitend eingesetzt und in den Wochentherapieplan integriert. Der Patient kann mithilfe des Programms beispielsweise Stimmungs- oder Aktivitätenprotokolle erstellen und diese dann mit seinem Behandler im persönlichen Gespräch erörtern.
Darüber hinaus kann das Programm bei der Nachsorge zum Einsatz kommen. Also in der Zeit, wenn unsere Patienten die Klinik wieder verlassen haben und zurück Zuhause sind. Das Programm kann den Transfer des Gelernten in den Alltag verbessern und unsere Patienten auch nach der Behandlung weiter unterstützen.
Patienten sind aufgeschlossen und neugierig
Bisher haben wir die Erfahrung gemacht, dass ein Großteil der Patienten sehr aufgeschlossen und interessiert auf das neue Angebot reagiert. Sie sind neugierig und wollen es selbst ausprobieren. Die meisten Menschen sind im Umgang mit Smartphones und Tablets mittlerweile sehr geübt. Sie nutzen zahlreiche Programme und Apps in ihrer Freizeit. Die Hemmschwelle, ein Online-Programm zu testen, erscheint gering. Alles, was es braucht, ist ein Internetzugang. Das Programm ist mobil. Man kann immer und überall damit arbeiten.
Pro Woche umfassen die zu bearbeitenden Einheiten ungefähr 50 Minuten. Diese kann sich der Nutzer völlig frei einteilen. Er kann das Programm nutzen, wenn er sich danach fühlt und jederzeit pausieren.
Das Programm passt Inhalte individuell an den Nutzer an
Zu Beginn klickt man sich durch einen Fragebogen. Er dient dazu, den Ablauf und die Inhalte für jeden Nutzer individuell anzupassen. Es wird beispielsweise das Geschlecht abgefragt und ob man berufstätig ist. Später gibt es dann auch Fragen zu spezifischen Beeinträchtigungen durch eine Erkrankung und eigenen Interessen. Gibt ein Nutzer beispielsweise an, nur sehr ungern Sport zu treiben, wird ihm das Programm nach Ausfüllen des Fragebogens keine allzu aufwendigen Sportarten vorschlagen.
Zugang zu psychotherapeutischen Angeboten erleichtern
Das Programm eignet sich unserer Meinung nach außerdem gut, um Hemmschwellen abzubauen. Depressionen, Angstzustände oder Burn-out sind bei vielen Menschen oft noch mit einer gewissen Skepsis behaftet. Nicht jeder traut sich, sich in Therapie zu begeben. Das Programm kann dabei helfen, einen leichteren Zugang zu Informationen über die verschiedenen Krankheitsbilder zu bekommen. Man lernt, dass man mit seinen Beschwerden nicht allein ist und, dass diese meist gut behandelbar sind. Einem Menschen etwas über seine psychische Erkrankung zu vermitteln, nennt man in der Fachsprache Psychoedukation. Das Programm erklärt das jeweilige Krankheitsbild auf verschiedenen Folien. Dabei nimmt es auch schon mal Bilder, Symbole oder Märchen zur Hilfe, um gewisse Sachverhalte anschaulicher und einprägsamer darzustellen. Auch kurze Videosequenzen sind Teil der therapiebegleitenden Anwendung.
Neugierig geworden? Dann werfen Sie doch einen Blick auf die Homepage: www.novego.de/vitos
Bildquelle: Vitos