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Dufte Sache!

Aromabehandlung in der Psychosomatik

Die Aromapflege ist ein Bestandteil der Naturheilkunde und eine unterstützende Ergänzung der psychotherapeutischen Behandlung.

Düfte können beruhigen, entspannen, stimulieren und aktivieren. Diese Wirkungen nutzen wir seit knapp einem Jahr in der Vitos Klinik für Psychosomatik Weilmünster. Die Aromapflege ist Bestandteil des pflegerischen Konzeptes. Engagierte und geschulte Pflegekräfte sind hier tätig, um die ätherischen Öle und Aromamischungen fachgerecht einzusetzen.

Stärkung und Aktivierung der körpereigenen Selbstheilungskräfte

Im Vordergrund steht die Stärkung und Aktivierung der körpereigenen Selbstheilungskräfte. Die persönliche Zuwendung und individuelle Beratung im Umgang mit ätherischen Ölen sind ebenfalls nicht zu unterschätzen.

Das Krankheitsbild unserer Patienten umfasst unter anderem Angstzustände, innere Unruhe, depressive Verstimmungen, Schmerzen oder Schlafstörungen. Gleichzeitig beobachten wir ein Defizit an Selbstfürsorge.

Ätherische Öle wirken unmittelbar auf das limbische System im Gehirn und beeinflussen darüber eine Vielzahl von psychischen, emotionalen und physischen Steuerungsmechanismen.

Was sind ätherische Öle?

Ätherische Öle beinhalten die Duftstoffe einer Pflanze. Sie sind in unterschiedlichen Pflanzenteilen eingelagert. Zum Beispiel in Blättern, Nadeln, Blüten, Holz oder Fruchtschalen. Es sind hoch konzentrierte Pflanzenwirkstoffe, deren großes Wirkungsspektrum auf einer Vielzahl von Inhaltsstoffen beruht.

Seit Jahrtausenden lässt sich der Mensch von Düften verzaubern

Das alte Ägypten war eine Hochburg für die Herstellung und Verwendung von ätherischen Ölen. Bereits in der Bibel werden an zahlreichen Stellen ätherische Öle und Pflanzen, wie Weihrauch, Myrrhe, Salbei und Myrte benannt. In Europa sei an Hildegard von Bingen erinnert, die umfassendes Wissen über die Heilwirkung von Pflanzen dokumentierte. In China wurde 2800 v. Chr. ein Heilkräuterbuch verfasst, das bis heute Einfluss auf die Kräutertherapie der Traditionell chinesischen Medizin hat.

Aromaöl

Angela Schumacher tropft Aromaöl  auf einen Duftstein.

Welche Arten von Aromabehandlungen gibt es?

Mithilfe der Aromapflege möchten wir die Stimmung und das Wohlbefinden unserer Patienten verbessern und eine natürliche Schlafbeeinflussung erreichen. Langfristig hat die Behandlung eine Verringerung der Schlaf- und Schmerzmedikation zum Ziel.

Weitere mögliche Einsatzgebiete sind Palliativbereiche, die Gerontopsychiatrie, Intensivstationen, die Altenpflege sowie der häusliche Bereich.

Wir setzen in unserer Klinik für Psychosomatik ausschließlich qualitativ hochwertige Aromamischungen aus 100% natürlichen ätherischen Ölen ein.

Am Abend bieten wir Aromamischungen mit Bestandteilen aus Lavendel, Orange, Vanille, Kamille, Benzoe, Sandelholz oder Tonka an. Sie sind hilfreich bei Einschlafstörungen und werden gern angenommen.

Als wohltuend empfinden vor allem schmerzgeplagte Patienten ein duftendes Blüten – oder Kräuterbad am Abend.

Frau in Lavendelfeld

Lavendelduft wirkt beruhigend.

Sehr positive Erfahrungen konnten wir bei Patienten mit Angstzuständen sammeln, wenn sie den Duft von Bergamotte und Neroli „schnupperten“.

Am Morgen wenden wir Aromamischungen im Aromastreamer an. Ähnlich einem Ventilator wird der Duft in die Raumluft verbracht. Wichtige Wirkstoffe sind Orange, Grapefruit, Lavendel, Zitrone, Clementine, Ingwer oder Sandelholz.

Zitrusdüfte werden morgens als angenehm empfunden, um gut in den Tag starten zu können. Dazu werden drei bis fünf Tropfen eines ausgewählten Duftes auf einen Tupfer gegeben.

In der Erkältungszeit unterstützen entsprechende Aromamischungen mit Eukalyptus, Teebaum, Pfefferminze und Thymian die körpereigene Immunabwehr. In klinischen Studien konnten antibakterielle und antivirale Wirkungen nachgewiesen werden.

Wir als Pflegepersonal kommen natürlich auch in den „Genuss“ der Düfte und schaffen uns damit eine positive Atmosphäre, beispielsweise während der Teambesprechungen. Aufgeregte Patienten nehmen gern ihren Duft auf einem Tupfer mit ins Einzelgespräch oder in die Belastungserprobung und nutzen ihn als persönlichen „Rettungsanker“. Auch in Krisen während des stationären Aufenthaltes ermuntern wir Patienten, vor einem Medikament, zunächst ihren Duft zur Gegenregulation einzusetzen als sogenannten Skill, damit die innere Anspannung  „abfließen“ kann.

Frauen sind übrigens häufig offener dafür, die Aromabehandlung auszuprobieren. Männer sind, zumindest zunächst, zurückhaltender. Erstaunt beobachten wir einzelne Patienten, die sich begeistern lassen von der Materie der Düfte und ihre Kreativität wieder entdecken. Sie bestellen sich zum Beispiel Materialien und stellen sich einen außergewöhnlichen Duftstein selbst her.

Unsere Patienten entscheiden selbst, welche Düfte ihnen guttun

Unsere Patienten wählen den als angenehm empfundenen Duft nach einer Duftprobe selbst aus. Ätherische Öle und Aromamischungen wirken über unser Riechsystem. Düfte wecken bei jedem Menschen unterschiedliche Erinnerungen und Gefühle.

Patienten, die ihr ausgewähltes Aromaöl als Unterstützung wahrnehmen, bestellen sich dieses schon vor der Entlassung für zuhause.

Was gilt es, im Umgang mit ätherischen Ölen zu beachten?

In der Praxis pausieren wir nach drei Wochen Ausgabe der schlaffördernden Aromaöle für jeweils eine Woche, um den Gewöhnungseffekt zu vermeiden.

Der Unterschied zwischen Aromatherapie und Aromapflege besteht darin, dass nach deutschem Recht nur Ärzte und Heilpraktiker therapieren dürfen. Die Anwendung von Aromen über die Haut oder als Inhalation darf als Teilgebiet der Aromatherapie von Pflegekräften mit entsprechender Zusatzschulung durchgeführt werden. Selbstverständlich wird die Gabe und Wirkung der ätherischen Öle und Aromamischungen in der elektronischen Patientenakte dokumentiert.

In regelmäßigen Fortbildungen tauschen wir stationsübergreifend Erfahrungen aus, diskutieren über Veränderungen und Verbesserungen und lassen uns von einer Aromatherapeutin beraten.

Bildquelle: Vitos; pixabay