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„Egal woher ein Mensch kommt, wer und wie er ist, wir behandeln ihn offen und wertschätzend“

Leitbildinterview mit Dario Zivko

In loser Folge befragen wir Kollegen, was das Leitbild für sie in ihrem Arbeitsalltag bedeutet.

Diesmal im Interview: Dario Zivko, Krankenpfleger in der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Eltville und Migrationsbeauftragter von Vitos Rheingau. Als solcher ist er Ansprechpartner für alle Fragen, die sich Kollegen zum Thema Migration stellen.

Als Sie das konzernweite Vitos Leitbild, das 2016 eingeführt wurde, kennengelernt haben, hatten Sie da den Eindruck, dass es für Ihre Arbeit als Migrationsbeauftragter hilfreich werden könnte?

Ich würde gern mit dem anfangen, was mir besonders wichtig ist, wenn wir als Konzern Menschen mit Migrationshintergrund behandeln. Und das ist die Kommunikation, die Verständigung über kulturell unterschiedlich geprägte Normen und Wertvorstellungen. Wir werden in den kommenden Jahren mit Sicherheit vermehrt ältere Menschen mit Migrationshintergrund in den Vitos Kliniken aufnehmen, genauso, wie wir vermehrt Opfer von Krieg, Flucht und Vertreibung aufnehmen werden. Deren Traumata kommen dann mit Wucht zurück, wenn sie den Neuanfang in Deutschland einigermaßen bewältigt haben. Und da frage ich mich: Können wir sie richtig behandeln? Haben wir ein überzeugendes Konzept für die Sprachbarriere? Gerade die muss im therapeutischen Gespräch dringend überwunden werden, wenn es erfolgreich sein soll. Insofern finde ich es extrem wichtig, dass Vitos in jeder Konzerngesellschaft über einen Pool von Mitarbeitern verfügt, die aufgrund ihrer Kenntnisse einer weiteren Sprache neben Deutsch als Dolmetscher zur Verfügung stehen.

Sie meinen also, der Wert des Leitbildes für diese Gruppe, für deren Anliegen Sie sich besonders einsetzen, muss sich genau an dieser Stelle erweisen?

Ja, das meine ich. Das, was im Leitbild steht, ist auf jeden Fall wichtig für die Arbeit mit Migranten, auch wenn sie nicht explizit genannt werden. Was ja sogar gut ist, dass nicht eine Gruppe herausgehoben wird. Wir sagen, wir behandeln Menschen, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen, für die wir die Kompetenz haben, egal, woher sie kommen, wie sie aussehen und so weiter. Aber die Frage ist schon, ob wir es im Fall von Menschen, die nach wie vor mit der deutschen Sprache Probleme haben, hinreichend tun können. Fest steht für mich: Wir müssen um das Vertrauen dieser Patienten, Klienten und Bewohner und ihrer Angehöriger werben. Und wir müssen weiter daran arbeiten, die Skepsis gegenüber der Institution Psychiatrie zu überwinden.

Das heißt, das Leitbild ist für Sie schon ein Richtwert. Aber die tagtägliche Arbeit muss eben weiter darin bestehen, Bewusstsein für die Situation nicht nur unserer Patienten allgemein, sondern insbesondere für die besondere Situation der Menschen mit Migrationshintergrund zu schaffen. Gibt es dazu etwas im Leitbild, worauf Sie bei dieser Forderung verweisen könnten?

Mir gefällt die Formulierung, „egal woher ein Mensch kommt, wer und wie er ist, wir behandeln ihn offen und wertschätzend“ – vielleicht hätte ich noch „und respektieren die Eigenheiten seiner jeweiligen Kultur“ hinzugefügt. Aber als Richtlinie für das Handeln und die Haltung, die ich mir für Migranten wünsche, ist es völlig in Ordnung.

Das Interview führte Ulrike Mai.

Foto: Vitos