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Engel links, Teufel rechts – Frauen, Sucht und Gewalt

8. Hadamarer Frauenfachtagung

Dieses Jahr fand die 8. Hadamarer Frauenfachtagung  unter dem Motto „ Engel links, Teufel rechts“ statt.

Wie alles begann …

2003 hatte unsere damalige Oberärztin Dr. Margarete Philipp die Idee, unsere Arbeit mit den im Maßregelvollzug nach § 64 untergebrachten Frauen öffentlich vorzustellen. Das war eine große Herausforderung für das gesamte Team. Keiner wusste so wirklich, was damit auf uns zukommt. Dennoch meisterten wir neben unserer täglichen Arbeit auf Station die Planung, Strukturierung und Durchführung der ersten Frauenfachtagung (kurz FFT) im Jahr 2004.  Unterstützung bekamen wir von anderen Berufsgruppen aus verschiedenen Bereichen. Das war ein großer Erfolg, der das Teamgefühl und die Motivation bei uns allen steigerte. Seit 16 Jahren findet nun im zweijährigen Turnus in Hadamar die FFT statt.

Was bedeutet eigentlich Frauenfachtagung?

Im Mittelpunkt der Tagungen stehen frauenspezifische Themen. Sie begegnen uns immer wieder bei der täglichen Arbeit im professionellen Umgang mit den Patientinnen auf der Station.

Externe Referenten halten Vorträge über fachspezifische Themen bezüglich der Arbeit mit Frauen. Die Mitarbeiter unserer Station berichten über praxisbezogene Erfahrungen in der täglichen Arbeit.

Frauenfachtagung 2018

Der Titel unserer diesjährigen FFT lautete „Engel links, Teufel rechts“. Zu diesem Titel kamen wir durch die Band „Fettes Brot“. In Ihrem Song “Jein“ beschäftigen sie sich mit anstehenden Entscheidungen. Sie beschreiben einen inneren Zwiespalt und lassen den „Engel zu der Linken“ gegen den „Teufel auf der Rechten“ zu Wort kommen.

Auf diese Zwiespältigkeit, Ungewissheit, Unsicherheit und Ambivalenz stoßen wir bei unserer täglichen Arbeit nur allzu oft. Wir sind mit dem Hin- und Hergerissensein unserer Patientinnen konfrontiert.

Am Anfang stehen die Grußworte

Hierbei überraschte uns unser Krankenpflegedirektor Stefan Hedderich mit der  „One Minute Care Bühnen Challenge“. Nach einem Countdown gab es einen einminütigen Applaus aller Teilnehmer für die Pflege. Das wurde in Videoform festgehalten und auf der Website „1 Min. Care“ hochgeladen. Von den Teilnehmern und Mitarbeitern wurde es als große Wertschätzung empfunden und lockerte spürbar, schon zu Beginn, den gesamten Tagungsverlauf auf.

Prof. Dr. Irmgard Vogt

Prof. Dr. Irmgard Vogt

Es ist uns wieder gelungen, hoch qualifizierte Referentinnen für die FFT zu gewinnen. Am ersten Tag stellte uns Julia Stepizl aus der Schweiz, die „Gruppenschematherapie im Frauenvollzug“ vor. Prof. Dr. Irmgard Vogt, eine der bekanntesten sozialwissenschaftlichen Suchtforscherinnen in Deutschland hielt einen Vortrag über das Thema Frauen, Sucht und Gewalt. Diplom Psychologin Anja Steingen, die 2004 ein eigenständiges Anti-Gewalt-Programm für Mädchen im Alter von 14 bis 21 Jahren entwickelte, berichtete über die „Hintergründe und Zusammenhänge weiblicher Gewalt.“

Aufbauend auf die externen Fachvorträge hielten zu jedem Vortrag einige Mitarbeiter der Frauenstation mit viel Engagement praxisbezogene Vorträge über ihre Erfahrungen mit den Patientinnen bei der täglichen Arbeit.

Ohne euch geht es nicht    
Unsere Hauswirtschafterinnen

Unsere Hauswirtschafterinnen

Zwischendurch gab es immer wieder Pausen mit kleinen Leckereien, um in den Austausch mit anderen Teilnehmern zu kommen. Der Service unserer Hauswirtschafterinnen war top. Vielen Dank dafür!!!

Für die müden Knochen

Vor dem Abendessen gab es auch einen aktiven Teil mit Corinna Tweddell unserer Sporttherapeutin aus dem Bereich der Selbsterfahrung. Um einen achtsameren Umgang im Leben zu erlernen, gingen wir alle „24 Schritte zur Zeit.“

Nach dem Abendessen fing die Klinikführung mit Ralf Wolf, Stefan Hedderich und Horst Reichwein an. Für diejenigen die sich lieber die Stadt Hadamar ansehen wollten, fand eine Stadtführung mit Heinz Valentin statt.

Weiter geht’s … der zweite Tag
Dr. rer. medic. Melanie Frey

Dr. rer. medic. Melanie Frey

Der zweite Tag startete mit Dr. rer. medic. Melanie Frey. Sie stellte die „Essener Evaluationsstudie des MRV gemäß §64 StGB und Strafvollzug bei weiblichen Straffälligen mit Suchtproblemen“ vor.

World Café

Zum ersten Mal gab es auf der FFT ein „World Cafe“ mit vier Themenbereichen. Mitarbeiter der Frauenstation übernahmen die Vorbereitung und Durchführung. Der Sinn dahinter war, dass man sich nicht, wie an den Tagungen zuvor, für einen Workshop entscheiden musste. Man erhielt einen Einblick in alle Bereiche. Das kam sehr positiv an.

Nach der Mittagspause stellte Annika Gnoth ihren Vortrag zu dem Thema  „Anpassungsleistung in der Forensik: ein besonderes Thema bei Frauen?“ vor.

Reger Austausch im World Café

Reger Austausch im World Café

Und auch am zweiten Tag gaben die Mitarbeiter der Frauenstation, durch interessante Vorträge, einen Einblick in die tägliche Arbeit auf unserer Station.

Und zum Schluss …

Zum Schluss stellten wir uns den Bewertungen durch die Teilnehmer und erbaten Rückmeldungen zur Tagung. Die sind für uns sehr wichtig, um uns zu verbessern und die nächste Tagung erneut an den Bedürfnissen der Teilnehmer auszurichten. Zu dieser Tagung gab es neben wenigen kritischen Anmerkungen, sehr viele positive Rückmeldungen.

Besonders gefreut haben wir uns darüber, dass einige Teilnehmer viele Anregungen mitnehmen konnten und diese auch auf deren Stationen Anwendung finden. Auch dass viele Teilnehmer einen regelmäßigen Austausch und eine Vernetzung für die Zukunft vertiefen möchten, hat uns begeistert. Die Vorträge der externen Referenten eröffneten andere Perspektiven.

Wir freuen uns, dass die Teilnehmer unser Konzept als gelungen, vielfältig und zielgerichtet wahrgenommen haben. Wir konnten den Teilnehmern durch die Vorträge und die Klinikführung einen umfassenden Einblick in unsere Arbeit bieten.

Wir, die Mitarbeiter der Frauenstation, bedanken uns bei allen internen und externen Referenten, Teilnehmern und allen Beteiligten, die mit uns diese Fachtagung auf die Beine gestellt und zum guten Gelingen beigetragen haben.

Bildquelle: Vitos