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    Carmen Hofeditz, Konzernkommunikation und Marketing /
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  • Kategorie Aktuelles, Vitos Welt
Gedenken zum 1. September

Gedenken zum 1. September

28. August 2019

Vitos erinnert an die Opfer der Krankenmorde

Vor 80 Jahren begann das schreckliche Kapitel der Krankenmorde zur Zeit der Nationalsozialisten. Jedes Jahr am 1. September erinnert Vitos an die Opfer. Zu ihnen zählte Ernst Putzki. Er wurde im Januar 1945 in der ehemaligen Landesheilanstalt Hadamar ermordet.

Am 1. September 1939 begann die systematische Diskriminierung und Ermordung von Menschen, die nicht dem Ideal des nationalsozialistischen Regimes entsprachen. Dazu gehörten Erwachsene und Kinder mit Behinderung oder psychischer Erkrankung. Bis Kriegsende wurden deutschlandweit etwa 300.000 Menschen ermordet. In Hessen kamen allein 15.000 Menschen in der Tötungsanstalt Hadamar ums Leben. Auch andere Einrichtungen, die heute von Vitos weitergeführt werden, waren in das System der NS-Krankenmorde eingebunden. Dort starben Menschen durch Medikamente oder systematische Vernachlässigung.

„Die Menschen sterben wie die Fliegen“
Ernst Putzki

Ein Foto von Ernst Putzki, aufgenommen 1943 in der Heilanstalt Warstein. (Foto: Archiv des LWV Hessen)

Ernst Putzki, der im Juli 1943 in die Landesheilanstalt Weilmünster verlegt worden war, beschrieb die dortigen Zustände in einem Brief an seine Mutter: „Die Menschen magern hier zum Skelett ab und sterben wie die Fliegen.“ Putzki, zu diesem Zeitpunkt 41 Jahre alt, war sich bewusst darüber, warum er aus einem Gestapo-Gefängnis in Hagen und einer Anstalt in Warstein nach Weilmünster verlegt worden war. Nicht etwa zum Schutz vor Bombenangriffen, „sondern damit man uns in dieser wenig bevölkerten Gegend unauffällig verhungern lassen kann.“ Er beschreibt die verkommenen Räume, beklagt die fehlende Beschäftigung, die mangelnde Hygiene, die dünnen Lumpen, in denen die „Todeskandidaten“ frieren.

Das Schreiben von Ernst Putzki kam nie bei seiner Mutter an. Es wurde von der Anstaltsleitung abgefangen und der Krankenakte beigefügt, die sich heute im Archiv des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV) Hessen befindet.

„Die Briefe von Ernst Putzki sind sehr klar und strukturiert. Es ist bemerkenswert, wie hellsichtig er die Zustände und seine Situation beschreibt“, sagt Dr. Dominik Motz, der das Archiv des LWV Hessen leitet. Die Schilderungen Putzkis sind so eindrücklich, dass sie 2017 bei der Gedenkstunde für die NS-Opfer im Deutschen Bundestag verlesen wurden.

Putzki galt den Nazis als Querulant
Karikatur von Ernst Putzki

Ernst Putzki fertigte systemkritische Karikaturen. (Foto: Archiv des LWV Hessen)

Ob Ernst Putzki überhaupt an einer psychischen Erkrankung litt, ist zweifelhaft. Ernst Putzki sei für die Nationalsozialisten ein „Querulant“ gewesen, schreibt die Historikerin Claudia Schaaf, Mitarbeiterin der Gedenkstätte Hadamar, in einem wissenschaftlichen Beitrag. „Er wurde so unbequem, dass ihn die Gestapo festnahm und seine Einweisung in eine psychiatrische Einrichtung veranlasste.“ Systemkritische Karikaturen, die das zeichnerische Talent Putzkis und seine systemkritische Haltung belegen, sind ebenfalls erhalten.

Ernst Putzki starb in Hadamar während der so genannten zweiten Mordphase. Während die Patienten in der ersten Mordphase in Hadamar in Gaskammern durch Kohlenmonoxyd vergiftet wurden, geschah das Töten ab 1941 durch überdosierte Medikamente. In seiner Krankenakte ist als Todesursache eine Lungenentzündung vermerkt.

Gedenken am Jahrestag

Um die Opfer der Euthanasieverbrechen wie Ernst Putzki nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, richtet Vitos jährlich am 1. September Gedenkveranstaltungen aus. Zum 80. Jahrestag gibt es in diesem Jahr unternehmensweit eine zentrale Gedenkveranstaltung, die Vitos Riedstadt organisiert.

Außerdem geben der LWV Hessen und Vitos anlässlich des Jahrestages die vollständig überarbeitete Informationsschrift „Geschichte und Gedenken“ heraus. Sie stellt auf 100 Seiten dar, wie heutige Vitos Einrichtungen in der Zeit von 1933 bis 1945 in das System der Diskriminierung und Ermordung von kranken und behinderten Menschen eingebunden waren. Sie informiert über Zwangssterilisationen, über die Verlegung von Patienten in Tötungsanstalten, über die gezielte Unterernährung von Patienten und den Mord durch Medikamente. Besonders eindrücklich ist die Darstellung von vier exemplarisch ausgewählten Opferbiografien.

Die Broschüre „Geschichte und Gedenken“ wird künftig in allen Vitos Gesellschaften ausgelegt und an neue Mitarbeiter ausgegeben.

Weitere Informationen zu den Krankenmorden während der Zeit des Nationalsozialismus gibt es bei der Gedenkstätte Hadamar des LWV Hessen: www.gedenkstaette-hadamar.de.

Fotos: Bettina Müller (1); Archiv des LWV Hessen, K 12 Nr. 2274 (2)

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  • / Schlagworte  Blog, Gedenkveranstaltung, Krankenmorde, NS-Euthanasieverbrechen, Psychiatrie Hessen, Psychologie, Vitos, Vitos Blog
Autor/in Carmen Hofeditz, Konzernkommunikation und Marketing

Wer schreibt, hat die Lizenz zum Fragen: Meine Neugier und die Freude am Schreiben haben mich während des Studiums zum Journalismus gebracht. Als Mitglied im Team der Konzernkommunikation freue ich mich über die vielen spannenden Themen, die es bei Vitos gibt.

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1 Kommentar Kommentieren
  1. PD Dr. med. Dieter Schoepf am 30. August 2019 um 0:16

    Vielen Dank für Ihren Artikel, der mich berührt hat. Hadamar blickt als psychiatrische Einrichtung auf eine mehr als 100-jährige Vergangenheit mit einer sehr wechselvollen Geschichte zurück. In der „dunklen“ Zeit von 1941 – 1945 hatte Hadamar die Funktion einer Landesheil- und Pflegeanstalt verloren und fungierte als „Euthanasie“ Tötungsanstalt. In der Urteilsverkündung des amerikanischen Militärgerichts steht: „Man wollte aus reinen Nützlichkeitserwägungen Geld, Personal und sonstige materielle Werte sparen und sich von der Last unnützer Menschen befreien“. Seitdem hat sich die deutsche Psychiatrie glücklicherweise in eine therapeutische Disziplin entwickelt, in der der Patient und seine Rechte in den Mittelpunkt gestellt worden sind. Aber auch heute scheint die Welt im Umbruch. Sichere Positionen und Meinungen erscheinen nicht mehr sicher, etablierte Kooperationen und Bündnisse erscheinen aus der Sicht einiger offenbar überholt. Kommunikation kann überall und zu jeder Zeit stattfinden, aber nicht selten weniger im persönlichen Gespräch.

    Das Gedenken an die Opfer der NS-Euthanasie in Hadamar – wie Herrn Putzki – macht mir bewusst, wie wichtig es ist aktiv daran zu erinnern, was möglich ist, wenn wir uns nicht in der Gesellschaft für eine Psychiatrie einsetzten, in der der Patient im Mittelpunkt steht. Hierfür ist es wichtig, dass sich die „Helfer“ in ihrer Arbeit als selbstwirksam erleben, Hadamar sich als psychiatrisches Krankenhaus somit in eine immer selbstwirksamere Einrichtung entwickelt. Dabei freue ich mich „jeden Tag“ über die Hingabe, Ausdauer und Einstellung meiner Mitarbeiter. Es freut mich auch, dass der Neubau der psychiatrischen Klinik in Hadamar vorangeht. Auf dem Klinikgelände entsteht gerade ein kompakter Baukörper von ca. 100 Metern Länge mit drei Ebenen. Das Vitos-Raumkonzept schafft kurze Wege für Patienten und Mitarbeiter und ein zuträgliches Ambiente für eine zugewandte und zeitgemäße psychiatrische Behandlung, die „lebendig“ ist und sich einem erweitertem biomedizinischem Krankheitsmodell verpflichtet fühlt.

    Einer der führenden akademischen Psychiater des letzten Jahrhunderts, der Cambridge Professor Sir Martin Roth, hat einmal gesagt: „Psychiatrie ist die menschlichste der Wissenschaften und die wissenschaftlichste der Geisteswissenschaften“.

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