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Leitbild unter der Lupe

Teil 2 – Unsere Haltung

„Wir handeln im Bewusstsein unserer Geschichte. Egal woher ein Mensch kommt, wer und wie er ist, wir begegnen ihm offen und wertschätzend. Wir nehmen jeden Menschen in seiner Einzigartigkeit an und helfen ihm dabei, Ziele zu entwickeln und zu erreichen. Unsere Mittel setzen wir achtsam und zielgerichtet ein.“

Starke Worte! Ein bisschen einschüchternd, der hier formulierte Anspruch, jeden Menschen anzunehmen. Auch dann, wenn er gerade tätlich wird? Mich verbal attackiert? Mir vorwirft, ihn oder sie zu misshandeln, zu missbrauchen, mit Medikamenten vergiften zu wollen? Wenn er oder sie uns öffentlich, etwa auf Bewertungsportalen, diffamiert?

Man spürt die jedem Leitbild innewohnende Spannung zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Das Leitbild zeigt das Ideal: jeden annehmen, jedem offen begegnen, für jeden Wertschätzung haben. Es zieht aber auch Grenzen in Form einer deutlichen Absage an jede Form von Rassismus: „Egal woher ein Mensch kommt“ heißt, egal welche Sprache, welche Hautfarbe, welche Religion, welches Geschlecht, er oder sie ist uns willkommen.

Denn „wir handeln im Bewusstsein unserer Geschichte“ – gemeint ist der Krankenmord durch die Nazis, aber auch die Behandlung von Heimkindern nach 1945 und von psychisch Kranken bis zur endgültigen Umsetzung der von der Psychiatrieenquete-Kommission geforderten Enthospitalisierung. Hier gibt es zwischen Anspruch und Wirklichkeit wenig Spielraum – hinter diese Tatsachen können und wollen wir nicht zurück.