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Soziale Robotik bei Vitos

Robbe Emma öffnet Türen

Sie ist anschmiegsam, hat ein weiches Fell und reagiert auf Berührung: Seit Anfang März ist Robbe Emma auf der gerontopsychiatrischen Station der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Hadamar im Einsatz. In einem Pilotprojekt sammelt die Station ein halbes Jahr lang Erfahrungen mit dem Therapieroboter.

Auf der Station werden psychisch kranke Menschen ab dem 65. Lebensjahr behandelt. Die Patienten leiden an beginnender bis fortgeschrittener Demenz oder an einer depressiven Erkrankung. Die demenzkranken Patienten sind mitunter unruhig und desorientiert. „Für diese Patienten ist Emma ein Türöffner“, sagt die kommissarische Stationsleiterin Nicole Kubig. Der Therapieroboter schaffe einen Zugang zu den Patienten und wirke beruhigend.

Kubig beschreibt eine Situation aus dem Stationsalltag: Eine demenzkranke Patientin geht unruhig auf dem Flur auf und ab. Sie rüttelt an Türen und sucht nach ihren Kindern. Eine Pflegekraft macht die Patientin daraufhin mit der Robbe Emma vertraut. „Wir haben ihr die Robbe zunächst auf den Schoß gesetzt. Die Patientin fing an das Fell zu streicheln und beruhigend auf Emma einzureden. Dann hat sie sie auf den Arm genommen und gewiegt. Der Kontakt mit Emma hat dazu geführt, dass die Patientin sich schnell beruhigen konnte.“

Die examinierte Altenpflegerin Bonita Schäfer, die auf der Station arbeitet, hat die Erfahrung gemacht, dass vor allem weibliche Patienten gut auf die Robbe ansprechen. „Sie gehen sehr fürsorglich mit der Robbe um, liebkosen und streicheln sie. Eine Patientin, die viel geweint hat, konnte sich dank der Robbe gut beruhigen“, sagt Schäfer.

Patienten wirken zugänglicher und ausgeglichener

Der etwa 40 Zentimeter große Therapieroboter, dessen Aussehen dem einer jungen Sattelrobbe nachempfunden ist, reagiert auf Berührung und auf Sprache. Herrscht Unruhe rund um Robbe Emma, reagiert sie ebenfalls unruhig. Wird sie gestreichelt, schließt sie die Augen und gibt schnurrende Laute von sich. Freut sie sich, wedelt sie mit dem Schwanz.

Nicole Kubig und Bonita Schäfer

Die Mitarbeiter der gerontopsychiatrischen Station setzen die Robbe Emma spontan ein. Zum Beispiel dann, wenn Patienten unruhig oder auch traurig wirken. Manchmal genügen wenige Minuten Kontakt mit dem Therapieroboter, um die Situation zu verändern. Manchmal ist Robbe Emma auch eine halbe Stunde im Einsatz, wird von einem Patienten zum anderen weitergereicht. Die Pflegekräfte haben die Erfahrung gemacht: Die Patienten wirken durch den Kontakt mit Emma, ausgeglichener, ruhiger und zufriedener.

Ein Nachteil: Das Fell ist nicht waschbar

„Ehrlich gesagt war ich anfangs skeptisch, was den Einsatz von Emma angeht. Der positive Effekt auf die Patienten hat mich aber inzwischen überzeugt. Jetzt fällt es mir leicht, sie einzusetzen“, sagt Nicole Kubig.

Ein Nachteil des Therapie-Roboters: Das weiche Fell ist zwar antibakteriell, lässt sich aber nicht waschen. Vor jedem Kontakt mit dem Therapieroboter müssen die Pflegekräfte den Patienten deshalb die Hände desinfizieren. Außerdem untersucht die Hygienebeauftragte regelmäßig das Fell auf Krankheitserreger.

„Das ist ein echter Minuspunkt von Robbe Emma“, sagt Laura Kuhlmann, Stabsstelle E-Health und digitale Teilhabe bei der Vitos Holding. Der Einsatz des Therapieroboters auf der gerontopsychiatrischen Station in Hadamar sei vorläufig auf sechs Monate begrenzt. Dann wird das Pilotprojekt ausgewertet. „Es freut mich sehr, dass die Kollegen der Station P2 sich bereit erklärt haben, Robbe Emma zu testen. Ich bin gespannt auf die Auswertung dieses Pilotprojekts“, sagt Kuhlmann.

Der Einsatz von Robbe Emma ist eines von mehreren Pilotprojekten, mit denen Vitos derzeit das Thema E-Health und digitale Teilhabe vorantreibt. Unter anderem testet das Unternehmen digitale Anwendungen in der Behandlung von Patienten, die an Depression, Angststörung oder Burn-out leiden.

Bildquelle: Vitos