Den Begriff der Pathologie kennt wohl jeder aus Film und Fernsehen. Doch dass Pathologie weit mehr ist, als Leichen zu obduzieren, haben am Mittwoch Prof. Dr. med. Josef Rüschoff, Medizinischer Leiter des Instituts für Pathologie Nordhessen und Univ. Prof. Dr. med. Philipp Ströbel, Direktor der Abteilung für Pathologie Universitätsmedizin Göttingen im Rahmen einer Ärztefortbildung an der Orthopädischen Klinik Kassel (OKK) erzählt. Unter dem Thema „Warum ist der Pathologe für den Orthopäden so wichtig?“ wurde klar, dass insbesondere auch die Pathologie Menschen am Leben erhält und heilen kann.
Die traditionelle Pathologie hat eigentlich nur bestätigt, was der Arzt eh schon wusste. Doch hat sie sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. In schwierigen Fällen muss der Arzt auf den Pathologen zurückgreifen, um eine garantierte Diagnose stellen zu können. Prof. Dr. med. Josef Rüschoff stellte die besondere Herausforderung der Infektion vor. Gelenk- und Endprotheseninfektionen sind die häufigsten Infektionen in der Orthopädie. Um diese genau bestimmen und damit eine gezielte und zielführende Behandlung anbieten zu können, braucht es den Pathologen. Insbesondere muss zwischen „Low Grade“ (Verdachtsfälle) und „High Grade“ (eindeutig, hochentzündlich) Infektionen unterschieden werden, was in vielen Fällen nur der Pathologe durch eine Gewebediagnostik einhundertprozentig kann. Die Arbeit des Pathologen umschreibt der Begriff der Histologie (Gewebelehre). Diese Art der Untersuchung von Gewebe ist diagnostisch gesehen die genaueste.
Interdisziplinarität führt zum Erfolg
Eine weit verbreitet Meinung unter Ärzten ist, dass der Pathologe alles weiß, alles kann, aber leider zu spät. Pathologen kommen meist nach einer vollzogenen Operation ins Spiel. Wie man Pathologen schon früher ins Spiel bringen kann, um eine Operation frühzeitig zu verhindern, ist eine derzeit höchst angeregte Diskussion. Leider konnte diese auch auf dem Nikolaussymposium nicht geklärt werden. Die molekulare Histologie scheint hier aber eventuell ein Lösungsansatz zu sein.
Die Heilung eines Patienten, insbesondere auch in der Orthopädie, ist eine interdisziplinäre Aufgabe. Chirurg und Pathologe müssen Hand in Hand arbeiten. Auch Prof. Dr. med. Werner Siebert, Ärztlicher Direktor der Vitos OKK, ist der Meinung, dass insbesondere bei schwierigen Fällen nur Teamwork zu einer richtigen Diagnose führen kann. In diesen Fällen sei es für den Arzt einfach nicht erkennbar, ob der Patient unter einer Infektion leidet oder nicht. Durch die Arbeit des Pathologen kann dem Patienten geholfen werden.
Tumorpathologie – Wichtig für eine zukünftige Heilung
Die interdisziplinäre Arbeit stellt auch Univ. Prof. Dr. med. Philipp Ströbel klar in den Vordergrund. Er referierte zu dem Thema der orthopädischen Tumorpathologie, welches eines seiner Lieblingsthemen ist, da es hier immer mehr wichtige Entwicklungen zu verzeichnen gibt. Es gibt verschiedene Arten von Tumoren in der Orthopädie. Die häufigsten Tumore sind die Karzinome mit 500.000 Neuerkrankungen pro Jahr. Eine weitere Art sind die Sarkome. Hier sind 6.000 Neuerkrankungen pro Jahr zu verzeichnen. Daraus lässt sich ableiten, dass insbesondere bei dieser seltenen Tumorart eine fachliche Expertise und interdisziplinäre Arbeit unabdingbar sind. Sarkomen sind im Gegensatz zu Karzinomen wenig erforscht und der typische orthopädische Tumor ist nicht bekannt, genauso wenig wie Vorstufen an denen man eine Erkrankung festmachen könnte. Die Arbeit des Pathologen ist für eine Heilung des Patienten essenziell, denn die Histologie muss genau geklärt werden. Aufgabe des Pathologen für die weitere Arbeit des Arztes ist eine richtige Diagnose und die Definition eines molekularen Ziels. Dadurch kann geheilt werden und eine Behandlung anschlagen.
Insbesondere bei Knochentumoren ist die Zusammenarbeit zwischen behandelndem Arzt und Pathologe wichtig. Denn ohne einen klinischen Befund und ein Röntgenbild, kann der Pathologe nicht arbeiten. Die Histologie, die der Pathologe erstellen kann, reicht nicht aus, wenn kein Kontext gegeben ist in den dies einzuordnen ist. Wie alt ist der Patient? Gibt es familiäre Vorerkrankungen? Wie sind seine Lebensumstände? Interdisziplinarität und Spezilialität sind somit essenziell bei Tumoren des Bewegungsapparates.
Ärztefortbildungen auch 2015
An der OKK finden drei bis vier mal jährlich Ärztefortbildungen statt. Interessierte Ärztinnen und Ärzte sind hierzu jederzeit herzlich eingeladen, denn Stillstand gibt es bei Vitos nicht. Auf dem Laufenden bleiben Sie über unsere Website.
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