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Wieder unbeschwert toben und spielen

Zusammenarbeit des Verein Friedensdorf International und der Vitos Orthopädischen Klinik Kassel

Eine schwere Knochenentzündung plagte Zalmai und Islamuddin bereits seit Jahren. Bei Zalmai war der Oberschenkelknochen stark entzündet, bei Islamuddin das Schienbein. Aufgrund der starken Schmerzen waren beide weitgehend in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Da eine medizinische Behandlung in ihrer Heimat in Afghanistan ohne Erfolg war, wurden sie vom Verein Friedensdorf International nach Deutschland gebracht.

„Als Raissa Neumann vom Verein Friedensdorf Anfang 2019 anrief und mir von Schicksalen wie diesen beiden berichtete, war klar, dass wir unsere Unterstützung zusagen würden“, erinnert sich Bernd Tilenius, Geschäftsführer der Vitos Orthopädischen Klinik Kassel. Bereits in der Vergangenheit hat die Fachklinik Kinder aus dem Friedensdorf behandelt. Und auch in Zukunft soll die kostenfreie Behandlung von ein bis zwei Kindern pro Jahr übernommen werden. „Besonders dankbar bin ich Dr. Cordula Röhm und dem Team der Station 1, die sich der beiden aufwendigen Fälle angenommen haben“, betont Tilenius.

Schwierige Operationen

Da die Entzündung der Knochen lange unbehandelt blieb, gestaltete sich die Operation schwierig. Die befallenen Teile der Knochen wurden komplett entfernt und eine sogenannte Kallusdistraktion angebracht. Mithilfe dieser Vorrichtung wird das neu entstehende Knochengewerbe Schritt für Schritt verlängert, bis der Knochen wieder stabil genug ist. Gestützt werden die Knochen von außen durch einen Transportfixateur, der mittels Schrauben und Pins im Knochen befestigt wird.

Die Operationen verliefen sehr gut und Zalmai und Islamuddin konnten bereits nach wenigen Wochen die Klinik wieder verlassen. Zur Rehabilitation kamen sie zurück ins Friedensdorf in Dinslaken. Gemeinsam mit anderen Kindern, die in Deutschland operiert wurden, werden sie hier nach ihrem Eingriff weiter versorgt. Viele freiwillige Helfer wechseln täglich unzählige Pflaster, reinigen Fixateure und erklären den Kindern, welche Medikamente sie nehmen müssen. Natürlich spielen sie auch gemeinsam. Mit einer der Ärztinnen im Dorf steht Dr. Cordula Röhm im Austausch, um sich über die Genesung der beiden zu informieren. Zusätzlich kommen sie alle zwei bis drei Wochen zurück in die Vitos Orthopädische Klinik Kassel. Das ist nötig, da das Wachstum und die Stellung der Knochen mittels Röntgenaufnahmen kontrolliert werden müssen.

Unterschiedlich wie Tag und Nacht

Bernd Tilenius und Dr. Cordula Röhm mit den beiden Jungen.

„Die beiden sind wirklich ganz unterschiedlich“, schildert Oberärztin Dr. Cordula Röhm. Einer der beiden elfjährigen Jungen spricht etwas Deutsch und ist sehr aufgeschlossen. Er ist der Kommunikative von den zweien. Der andere spricht kein Deutsch und war zu Beginn eher verschlossen. Sie haben sich im Friedensdorf in Dinslaken kennen gelernt und sind gute Freunde geworden. Der eine übersetzt für den anderen und hilft ihm etwas mutiger zu werden. „Ich denke, dass sie aus unterschiedlichen Regionen Afghanistans kommen“, mutmaßt Röhm. Während der eine wohl eher auf dem Land groß geworden ist, sei der andere vermutlich aus der Stadt. Dennoch, oder gerade deswegen, sind die beiden ein tolles Team.

Baldige Heimkehr

Bei beiden Jungen musste eine Nachoperation durchgeführt werden, da sich bei dem einen ein Pin infiziert und bei dem anderen eine Schraube des Fixateurs gelockert hatte. Auch diese Operationen verliefen ohne Komplikationen. Erst kürzlich flitzten die beiden wieder über die Gänge der Orthopädischen Klinik zu ihrem nächsten Kontrolltermin. Beide sind auf dem besten Weg der Genesung und gehen sehr selbstständig mit den Haltevorrichtungen um. Sie wissen ganz genau, wie sie die Schienen einstellen müssen und was es zu beachten gilt. „Bei dem einen ist der Knochentransport fast abgeschlossen, und er kann bald zurück zu seinen Eltern. Bei dem anderen dauert es vermutlich noch etwas länger. Aber beide sind auf dem besten Weg der Genesung“, erklärt Röhm.

Der Verein Friedensdorf International

Der Verein Friedensdorf International blickt auf eine Geschichte von mehr als 50 Jahren zurück. Anlass zum Feiern ist das allerdings nicht. Ursprünglich wollte man Kindern helfen, die Opfer der militärischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten und in Israel waren. Doch schnell wurde der Vietnamkrieg zum Hauptaktionsplatz. Leider werden auch heute noch Kinder Opfer von Krieg und Krisen. Medizinische Hilfe, wie wir sie hier in Deutschland erhalten können, ist in ihren Heimatländern oft ein unbezahlbarer Luxus. Eine wesentliche Aufgabe des Vereins Friedensdorf ist daher die Einzelfallhilfe. Die jungen Patienten kommen vor allem aus Afghanistan, Angola, Zentralasien und dem Kaukasus. Sie werden für eine medizinische Behandlung nach Deutschland gebracht. Etwa 1.500 Kinder, wie Zalmai und Islamuddin, erhalten durch Einzelfallhilfen und Projektarbeiten eine Chance auf eine bessere Zukunft.

Spenden an den Verein Friedensdorf

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Bildquelle: Markus Spiske via Unsplash, Vitos