- Vitos Blog - https://blog.vitos.de -

Was macht den Pflegeberuf so attraktiv?

Interview mit Eva Stähling, Leiterin der Vitos Schulen für Gesundheitsberufe Hochtaunus und Rheingau

Pflegekräfte und ihre Arbeit stehen nicht erst seit der Corona Pandemie im öffentlichen Fokus. Einmal mehr wurde in den letzten beiden Jahren jedoch deutlich: Pflege erfüllt einen wichtigen gesellschaftlichen Auftrag und gehört zu den tragenden Säulen des Gesundheitssystems. Und: Pflege hat Zukunft.

Den Vitos Schulen für Gesundheitsberufe ist die zentrale Bedeutung der Pflege bewusst. In Kooperation mit den Vitos Kliniken Hochtaunus und Rheingau bieten sie jedes Jahr zum 1. Oktober interessierten Menschen die Möglichkeit eine dreijährige Ausbildung zur Pflegefachfrau / zum Pflegefachmann zu absolvieren.

Wir haben Schulleiterin Eva Stähling gefragt, was den Pflegeberuf so attraktiv macht und Bewerberinnen und Bewerber mitbringen sollten.

Warum raten Sie jungen Menschen zu einer Ausbildung in der Pflege?

Eva Stähling: Der Pflegeberuf ist eine sehr sinnstiftende Tätigkeit mit vielfältigen Aufgaben. Kaum ein Arbeitstag gleicht dem anderen. Das ist auch in der Ausbildung schon so. Und immer, egal in welchem Bereich, leisten Pflegende einen zentralen Beitrag in der Versorgung hilfebedürftiger Menschen. Im Gegenzug erfahren Pflegende von den Patientinnen und Patienten viel Wertschätzung, Anerkennung und Dankbarkeit. Ich glaube, genau das ist es, was den Beruf so besonders und einzigartig macht. Nur eine gelungene Beziehungsgestaltung ermöglicht letztendlich auch eine effektive pflegerische Versorgung der Patientinnen und Patienten.

Und, was viele nicht wissen: es gibt kaum einen anderen Beruf, der so vielfältige Fortbildungsmöglichkeiten und staatlich anerkannte Weiterbildungen bietet. So kann man sich zum einen in den unterschiedlichsten Fachbereichen, zum Beispiel zur Intensiv-und Anästhesiefachkraft oder zur Pain Nurse weiterbilden. Zum anderen kann man sich aber auch im Bereich Pädagogik, Wissenschaft oder Management zum Beispiel zur Praxisanleiterin oder zur Leitungskraft einer Station weiterbilden. Jede und jeder findet mit Sicherheit ihren oder seinen passenden Bereich. Außerdem hat der Pflegeberuf in den letzten Jahren durch die Akademisierung und das damit verbundene Studienangebot an Ansehen gewonnen. Die meisten Universitäten bieten inzwischen einen akademischen Pflegeabschluss an. Selbst eine Promotion ist in der Pflege heute keine Seltenheit mehr.

Vitos bietet in Kooperation mit dem Steinbeis-Transfer-Institut Marburg besonders engagierten und leistungsstarken Schülerinnen und Schülern, parallel zur Ausbildung, die Möglichkeit eines dualen Studiums [1]. So können Auszubildende neben dem Examen in der Pflege, nur ein Jahr später, den ersten akademischen Grad Bachelor of Arts in Advances Nursing Practice erwerben.

Wie kann ich herausfinden, ob der Beruf für mich geeignet ist?

Eva Stähling: Grundsätzlich sollten Sie natürlich ein Interesse am Kontakt zu Menschen haben sowie eine gewisse Empathie-Fähigkeit mitbringen. Die Pflegeausbildung ist fachlich sehr anspruchsvoll und erfordert eine hohe Lernbereitschaft. Pflege findet immer im interdisziplinären Team statt. Deshalb sollten unsere Auszubildenden teamfähig und kommunikationsstark sein und wertschätzend miteinander umgehen.

Wer zunächst einmal in den Beruf hineinschnuppern möchte, kann das bei Vitos mit einem Praktikum oder Freiwilligen Sozialen Jahres tun.

Voraussetzungen für einen Ausbildungseinstieg ist mindestens der Realschulabschluss oder ein Hauptschulabschluss zusammen mit einer Berufsausbildung mit einer vorgesehenen Ausbildungsdauer von mindestens zwei Jahren oder einer abgeschlossenen einjährigen Ausbildung in der Krankenpflegehilfe beziehungsweise der Altenpflegehilfe.

Was ist das Besondere an einer Ausbildung in einem psychiatischen Fachkrankenhaus im Vergleich zur Ausbildung in einem somatischen Krankenhaus?

Eva Stähling: Grundsätzlich ist es wichtig zu wissen, dass die Ausbildung zur Pflegefachkraft dazu qualifiziert, Menschen aller Altersstufen, in allen Versorgungsbereichen zu pflegen und zwar unabhängig vom Träger der Ausbildung. Unsere Schülerinnen und Schüler durchlaufen eine dreijährige Ausbildung, die sie dazu befähigt, sowohl in der psychiatrischen als auch in der somatischen Pflege, in einem Alters- oder Pflegeheim, einer Akutklinik oder in der ambulanten Pflege zu arbeiten. Dank eines Netzes aus Kooperationspartnern können unsere Auszubildenden während ihrer praktischen Einsätze alle diese Versorgungsbereiche kennenlernen.

In den Vitos Kliniken Hochtaunus und Rheingau lernen unsere Auszubildenden das Besondere in der Versorgung von psychiatrisch erkrankten Menschen kennen. Und das ist zugleich auch das Charakteristische. Denn hier geht es um die Pflege unsichtbarer Wunden. Der Beziehungsaufbau zum Patienten steht dabei noch einmal mehr im Vordergrund. Viele unserer Bewerberinnen und Bewerber bringen ein großes Interesse an psychologischen Themen mit und sind kommunikationsstark. Viele haben sich ganz bewusst für eine Arbeit in der Psychiatrie entschieden und sich schon vor Ausbildungsbeginn intensiv damit auseinandergesetzt. Das zeigt auch unsere sehr niedrige Abbruchquote. Die allermeisten unserer Absolventen wollen auch nach ihrer Ausbildung bei uns arbeiten und werden übernommen.

Im dritten Ausbildungsjahr können unsere Schülerinnen und Schüler zudem einen vertiefenden Einsatz beispielsweise im Maßregelvollzug oder der Kinder- und Jugendpsychiatrie auszuprobieren. Das sind sehr interessante Bereiche, in die man sonst eher weniger Einblicke bekommt.

Die Vitos Schulen in Eltville und in Friedrichsdorf gehören zu den kleineren Gesundheitsschulen.  Was erwartet die jungen Menschen, die eine Ausbildung bei Ihnen antreten?

Eva Stähling: Unsere kleinen Klassen empfinde ich als großen Vorteil. Bei uns geht es weniger hektisch zu. Wir können auf unsere Schülerinnen und Schüler und deren Lernbedarf sehr individuell eingehen. Wir haben eine tolle Lernatmosphäre inmitten einer beeindruckenden Landschaft und sind trotzdem in unmittelbarer Nähe der Großstädte Frankfurt beziehungsweise Wiesbaden.

Außerdem gibt es an beiden Standorten günstige und schulnahe Wohnmöglichkeiten. Ein großer Vorteil ist auch, dass unsere Schulen zum öffentlichen Dienst gehören. Das heißt, dass wir nach Tarif vergüten. Unsere Auszubildenden bekommen Weihnachtsgeld, haben 30 Tage Urlaub und über die Zusatzversorgungskasse wird schon in die Rente eingezahlt. Und nicht zu verachten, ist auch, dass alle Auszubildenden mit Ausbildungsbeginn ein neues iPad Air inklusive Smart Keyboard erhalten, welches auch zur privaten Nutzung zur Verfügung steht. Das kommt natürlich immer sehr gut an.

Sie selbst sind seit Januar neu in der Funktion der Schulleiterin bei Vitos. Wird es Veränderungen geben?

Eva Stähling: Ja, wir sind dabei, unser Bildungsangebot sowohl quantitativ als auch qualitativ weiter auszubauen. Wir haben einige neue Kolleginnen und Kollegen gewinnen können und bauen auch unser Raumangebot aus. So können wir zum einen unserem Anspruch an eine positive Lernatmosphäre gerecht werden und zum anderen, ausreichend Ausbildungsplätze für alle interessierten Bewerberinnen und Bewerber vorhalten. Eine Bewerbungsfrist gibt es bei uns nicht. Jede und jeden, die oder der die Zugangsvoraussetzungen erfüllt, laden wir zu einem persönlichen Kennenlerngespräch ein.

In naher Zukunft werden wir die Ausbildung noch durchlässiger gestalten, um mehr individuelle Bildungschancen in der Pflege zu eröffnen. Wir bieten eine familienfreundliche Teilzeitausbildung zur Pflegefachfrau beziehungsweise zum Pflegefachmann an, die das persönliche Zeitmanagement der Auszubildenden berücksichtigt.

Die neue Teilzeitausbildung, die erstmals am 1. April 2023 startet, richtet sich zum einen an Väter und Mütter in ihrer besonderen familiären Situation und zum anderen auch an diejenigen, die sich aus den unterschiedlichsten Gründen mehr Zeit für die Ausbildung und das Lernen nehmen wollen.

Auszubildende der Teilzeitausbildung lernen vorwiegend vormittags, an fünf Tagen die Woche, von montags bis freitags. Sowohl der theoretische Unterricht als auch die praktische Ausbildung belaufen sich auf sechs Stunden täglich. Wochenenden und gesetzliche Feiertage sind frei und können so der Familie und den persönlichen Bedürfnissen gewidmet werden. Der Jahresurlaub findet in den Zeiten der hessischen Schulferien statt.

Mit diesem speziellen Ausbildungsangebot begegnet Vitos der aktuellen Arbeitsmarktsituation in der Pflege und trägt somit aktiv zur Sicherstellung der  Gesundheitsversorgung unserer Bevölkerung bei.