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Studium in der Pflege und dann?

Drei Absolvent/-innen berichten über ihren individuellen Karriereweg bei Vitos

Vitos hat gemeinsam mit dem Steinbeis-Transfer-Institut, Studienzentrum Marburg, der Steinbeis-Hochschule Berlin zwei Studiengänge für Pflegeberufe entwickelt. Sie kombinieren aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und Konzepte mit der konkreten Arbeit am Patienten. 2013 startete der erste Jahrgang. Doch welche beruflichen Perspektiven erwachsen aus einem Studienabschluss in der Pflege? Wir haben drei Absolventen aus den ersten beiden Jahrgängen des Studiengangs „Psychiatric Nursing“ gefragt, wohin sie ihr Studium geführt hat.

Warum haben Sie sich für das Studium entschieden?

Sascha Peter: Ich war einer der Pioniere in dem Studiengang Psychiatric Nursing, als dieser 2013 startete. Ich habe damals bereits zehn Jahre in der Psychiatrie gearbeitet. Die psychiatrische Pflege war somit immer ein Steckenpferd für mich und wird es auch immer bleiben. Das Studium habe ich gewählt, weil es sich speziell auf die psychiatrische Pflege bezieht und einen Theorie- und Praxistransfer ermöglicht.

Daniel Keck: Die Pflegewissenschaften haben mich schon seit der Ausbildung interessiert. Ich hatte schon lange nach einer Möglichkeit gesucht, Beruf und Studium miteinander vereinbaren zu können. Als sich dann die Chance auf eine Förderung durch Vitos geboten hat, habe ich mich natürlich sofort beworben. Zum Wintersemester 2014 begann ich mit dem Studiengang „Psychiatric Nursing“. Ich habe das nie bereut.

Natascha Brand: Ich wollte grundsätzlich nach der Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin „weitermachen“. Zunächst hatte ich mich für die Fachkrankenpflege beworben, was bis 2013 leider nicht zu Stande gekommen ist. In diesem Jahr kam die Pflegedienstleitung auf mich zu und erzählte mir von dem neuen Studiengang „Psychiatric Nursing“. Da dieser inhaltlich so viel zu bieten hatte, zum Beispiel Hintergrundwissen in den Bezugswissenschaften, wie Wirtschaft, Recht und Sozialwissenschaften und mich Projektmanagement schon immer interessiert hat, habe ich mich letztendlich entschieden, zu studieren. 2014 ging es dann los.

Hat das Studium Ihre Erwartungen erfüllt?

Natascha Brand: Wenn ich heute zurückblicke, auf jeden Fall! Nach dem Studium habe ich verschiedene Verantwortungsbereiche übernommen. Die Inhalte des Studiums haben mich dazu befähigt und mir die nötige Sicherheit gegeben.

Sascha Peter: Zunächst hatte ich nicht mit den betriebswirtschaftlichen Themen gerechnet, die im Grundstudium gelehrt wurden. Das hatte mich überrascht. Gleichzeitig erhielt ich jedoch auch anderen Input und konnte über den Tellerrand schauen. Am Ende hat das Studium meine Erwartungen jedoch voll und ganz erfüllt.

Daniel Keck

Daniel Keck

Daniel Keck: Das hat es auf jeden Fall! Durch das Studium konnte ich vorhandenes fachliches Wissen vertiefen und ich habe Einblicke in wissenschaftliche Bereiche bekommen, mit denen ich mich zum Teil heute noch befasse. Insbesondere hat das Studium mein Interesse an medizin- und pflegephilosophischen Ansätzen geweckt.

Welche besonderen Herausforderungen hat das Studium mit sich gebracht?

Daniel Keck: Insbesondere im Grundstudium musste ich durch die enorme Dichte an Prüfungsleistungen meine Zeit effizient einsetzen.

Sascha Peter: Die Verbindung zwischen Studium, Arbeit und Familie in irgendeiner Form zu vereinbaren und trotzdem allen gerecht zu werden, war eine große Herausforderung.

Dennoch haben mich meine Kolleg/-innen damals immer unterstützt, wofür ich sehr dankbar bin. Insbesondere während meiner Projektarbeit konnte ich mich oft mit meinem Team besprechen und reflektieren. Meine Frau rollte immer mal wieder mit den Augen, wenn ich über Hausarbeiten, Klausuren oder ähnliches gesprochen und mir Zeitpläne entworfen habe. Ehrlich gesagt, zu Recht: Wir hatten ein kleines Kind und die ganze Last lag auf ihren Schultern. Dennoch hat sie mich in jeglicher Hinsicht unterstützt, wofür ich ihr heute sehr sehr dankbar bin.

Natascha Brand: Was mich zu Beginn sehr herausgefordert hat, mich aber letztendlich im Verstehen von Prozessen, Abläufen und Handlungswegen sehr weit gebracht hat, war der Transfer von der Theorie zur Praxis mittels unserer Transferreporte. Die Studieninhalte waren meist sehr theoretisch gestaltet. Diese Inhalte auf meine praktische Arbeit herunter zu brechen, fand ich sehr spannend und es hat mich definitiv weitergebracht.

Hat Vitos Sie als Arbeitgeber während des Studiums unterstützt und wenn ja, inwiefern?

Sascha Peter: Vitos Haina hat mich im Rahmen eines Stipendiums unterstützt.

Natascha Brand

Natascha Brand

Natascha Brand: Zum einen hat man mich für die Präsenztage freigestellt. Gleichfalls hätte ich meine Stellenanteile reduzieren dürfen, was ich allerdings nicht in Anspruch genommen habe.

Während des Studiums bin ich schwanger geworden und es war für niemanden an meinem Arbeitsplatz, weder Geschäftsführung noch Pflegedirektion, ein Problem, mein Studium für die Mutterschutzfrist zu pausieren und es auch während der Elternzeit weiterzuführen. Zum Schreiben von Hausarbeiten oder auch der Bachelorarbeit wurde mir alles zur Verfügung gestellt, was ich inhaltlich oder hintergründig wissen musste bzw. für die Ausarbeitungen brauchte. Auch während meiner Abwesenheit, aufgrund von Elternzeit, fühlte mich sehr gut unterstützt. Ich bin froh, dass Vitos mir den erfolgreichen Studienabschluss [1] auf diesem Weg ermöglicht hat.

Daniel Keck: Meine direkten Vorgesetzten haben mich in meinem studienbegleitenden Projekt, das ich innerhalb der Klink durchgeführt habe, in ganz vielen Sachfragen unterstützt. Ich hatte auch ein Stipendium, was in finanzieller Hinsicht natürlich wichtig war.

Würden Sie das Studium als praxisnah und ergebnisorientiert beschreiben?

Natascha Brand: Ja, denn ich durfte zu Beginn bereits mitentscheiden, welches Praxisproblem ich im stationären Setting sehe bzw. welches Thema mich derart interessiert, dass ich es im Rahmen meines Studiums bearbeiten möchte.

Daniel Keck: Das studienbegleitende Projekt hat mich und die anderen Studierenden quasi gezwungen, Theorie und Praxis zusammen zu denken. Es bietet aus meiner Sicht wirklich sehr viel Lernpotenzial, etwas unter „Echtbedingungen“ umsetzen zu müssen. Betriebliche Dynamiken lassen sich eben nur begrenzt vorhersehen und planen. Das wissenschaftliche Arbeiten war ein Prozess, der unter Berücksichtigung verschiedenster Beteiligter ständig neu gestaltet werden musste.

Sascha Peter: Ganz einfach. Ja!

Wohin hat Sie das Studium geführt? Was waren die Meilensteine Ihrer bisherigen Karriere?

Daniel Keck: Nach meinem Studium habe ich unterschiedliche Projekte in der Klinik und im Konzern übernommen. Außerdem habe im Anschluss ich ein Masterstudium an der EH Darmstadt begonnen, welches ich mit Auszeichnung abgeschlossen habe. Seit 2017 habe ich als Dozent diverse Lehraufträge am Steinbeis-Transferinstitut übernommen. Mit einer halben Stelle bin ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Uni Braunschweig in den Bereichen Forschung und Lehre tätig und schreibe dort auch an meiner Promotion. Hinzu kommen noch diverse Veröffentlichungen und Vorträge.

Sascha Peter

Sascha Peter

Sascha Peter: Zum einen habe ich mich durch das Studium persönlich weiterentwickelt. Als ich 2013 mit dem Studium begann, hatte ich nicht den Gedanken, im Anschluss direkt Führungskraft zu werden. Mein Ziel war und ist, Teil eines Systems zu sein, das Veränderungen anstrebt und umsetzt, um die pflegerische Versorgung unserer Patienten kontinuierlich zu verbessern. Ich war bereits vor dem Studiengang international für die forensische Pflege in Haina unterwegs und habe Vorträge in Miami und Maastricht gehalten. Die Bezugspflege konnten wir in Haina inhaltlich auf neue Füße stellen. Wir haben beispielsweise unterschiedliche pflegerische Gruppen, wie eine Medikamentengruppe, implementiert. Trotz Covid konnten wir die Safewards [2] Implementierung starten und zudem ein Fachexpertennetzwerk innerhalb der Klinik entwickeln.

Natascha Brand: Nach dem Studium habe ich direkt Anfragen zur Übernahme von Dozententätigkeiten erhalten und unterrichte nun in Aus-, Fort- und Weiterbildung an einer Pflegeschule sowie an der Vitos Akademie. 2018 habe ich meinen ersten Fachartikel in einer Pflegezeitschrift veröffentlichen dürfen.

Ein Jahr später habe ich die Leitung eines sehr innovativen Projekts übernommen, das sich mit der Nutzung digitaler Gesundheitsanwendungen [3] befasste. 2020 begleitete ich die Einführung der Videosprechstunde [4] bei Vitos. Seit 2022 habe ich die Stabsstelle E-Health inne und bin zuständig für die Einführung der Plattform Curamenta bei Vitos Herborn und Weil-Lahn. Parallel bin ich Teil verschiedener Expertenrunden, die das Thema Psychiatrie in verschiedenster Art berühren.

Würden Sie alles nochmal so machen?

Natascha Brand: … so und nicht anders 🙂

Daniel Keck: ja 🙂

Sascha Peter: Ja. Genauso wie meinen Zivildienst in der Gerontopsychiatrie und meine Ausbildung beim ZSP Marburg (heute Vitos Gießen-Marburg). Von all dem profitieren ich und mein Umfeld heute noch.

Inwieweit profitieren Sie bei Ihrer heutigen Tätigkeit von Ihrem Studium und dem dort vermittelten Wissen?

Sascha Peter: Ich arbeite als Mitarbeiter der Pflegedienstleitung in der Pflegedirektion der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie am Standort Haina.

Natürlich profitiere ich auch von Kenntnissen, die ich im Studium erworben habe. Ich betreue unter anderem die Steinbeis Studenten und kann ihnen Kenntnisse in der Entwicklung von Projektideen vermitteln. Weiterhin konnte ich nach dem B.-A.-Studiengang auch meinen Master in Führung und Management im Gesundheits-und Sozialwesen absolvieren. Er hat mich bezüglich meinen Führungsaufgaben in der Pflegedirektion inhaltlich gefördert.

Daniel Keck: Das war natürlich die Grundlage für alles, was danach gekommen ist.

Natascha Brand: In meiner Funktion als Projektleitung profitiere ich sehr von den Studieninhalten. Aufgrund meines erworbenen Wissens zieht mich unsere Pflegedienstleitung gerne zu Rate.

Haben Sie einen Rat für Pflegekräfte, die ebenfalls überlegen, ein Studium zu beginnen?

Natascha Brand: Im Vorfeld sollten sich die Kolleg/-innen gut überlegen, was sie im Anschluss mit dem Studium machen wollen. Denn es gibt so viele Möglichkeiten und man kann bereits im Studium Schwerpunkte setzen. In Bezug auf den Studiengang „Psychiatric Nursing“ ist es wichtig, dass sich die Pflegekräfte mit der Pflegedienstleitung auf ein Thema einigen, von dem beide profitieren. Das Studium fällt schwerer, wenn man sich für ein „auferlegtes“ Thema nicht interessiert bzw. kein Bezug in der Praxis besteht.

Das Studium bringt einen in vielerlei Hinsicht weiter, da nicht nur mehr Verständnis für die eigene Arbeit entsteht, sondern man „anders denken“ lernt. Man lernt, Dinge und Gegebenheiten nicht einfach hinzunehmen, sondern zu hinterfragen und bei Bedarf neu anzugehen.

Daniel Keck: Sie sollten sich frühzeitig über Ihre Ziele im Klaren werden und versuchen, diese konsequent zu verfolgen.

Sascha Peter: Es ist derselbe Rat, der für jede Person gilt, die in die Pflege gehen möchte:

Wenn Du in die Pflege gehst, dann mach es aus Überzeugung! Wenn Du ein Studium machen willst, dann mach es aus Überzeugung!

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen die überzeugt von ihrer Arbeit sind, diese auch sehr gut umsetzen. In der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Haina haben wir diese Menschen. Jede Pflegekraft auf Station, in der Krankenpflegehilfe, Fachkrankenpflege, B.-A.-Absolvent/-in oder Stationsleitung ist Teil des Systems der forensisch psychiatrischen Versorgung. Auch darauf bin ich seit all den Jahren stolz.

 

Weiterführende Informationen zum Studienangebot für Pflegende bei Vitos finden Sie hier: https://karriere.vitos.de/bildung/studium/ [5]