Kategorie:Borderline

Die passende Therapie auch in der schwersten Krise

Besonderes Behandlungskonzept für Borderline- und Traumafolgestörungen bei Vitos in Gießen

Eine akute Krise ist für Menschen mit Borderline- oder Traumafolgestörungen kaum erträglich, denn sie bedeutet emotionalen Ausnahmezustand, großes Leid und Verzweiflung, häufig Selbstverletzungen oder gar Suizidversuche. In dieser Situation eine stringente, störungsspezifische Psychotherapie zu beginnen, fällt schwer. An der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Gießen gibt es Schwerpunktstationen für Borderline- und Traumapatient/-innen. Hier profitieren – anders als an den meisten vergleichbaren Kliniken – auch Akutpatienten von Anfang an, auch in der Krise, vom störungsspezifischen Psychotherapiekonzept. Wie das funktioniert, erläutert Prof. Dr. Michael Franz, Ärztlicher Direktor des Vitos Klinikums Gießen-Marburg, im Interview.

Vom Umgang mit schwierigen Patienten

Die Abwehrmechanismen des Agierens und Spaltens

Wer in einer Psychiatrie arbeitet, hat es immer wieder mit schwierigen Patienten zu tun. Einige fordern das gesamte Behandlungsteam dabei deutlich stärker als andere.

Etwa die Patienten, die uns mit unverkennbarem Misstrauen begegnen. Patienten, die sich wenige Stunden nach Aufnahme in der Klinik selbst verletzten oder ihren baldigen Suizid ankündigen. Genauso solche, die sich über ihr Zimmer, den Pflegemitarbeiter oder die Mitpatienten beschweren und drohen, die „Zustände“ an die Öffentlichkeit zu bringen. Es wirkt, als hätten diese Patienten gar kein Interesse, ihre eigene Therapie aktiv zu unterstützen.

Schnell ziehen sie unseren Zorn auf sich, sorgen für Gesprächsstoff bei Konferenzen und Teamsitzungen. Man erinnert sich an solche Patienten. Sie betreten die Bühne und weigern sich, sie wieder zu verlassen.

Doch warum fallen einige Patienten so aus der Rolle? Um das zu verstehen, muss man die Abwehrmechanismen des Agierens und des Spaltens entschlüsseln. Darum soll sich mein Beitrag drehen. Doch ich möchte nicht nur das Problem schildern, sondern auch Lösungsansätze vorstellen.

Bindungsstörung: eine Störung durch Traumata in der Kindheit

Eine Bindungsstörung entsteht durch massive Traumata, wenn Kinder misshandelt, missbraucht oder massiv vernachlässigt werden. Hierbei werden die wichtigsten Bedürfnisse von Kindern nicht erfüllt. So kann es sein, dass andauernde Verluste wichtiger Beziehungspersonen, ständige Beziehungsabbrüche oder eine schwere psychische oder körperliche Erkrankung der Eltern dazu führen, dass sie das Kind nicht angemessen versorgen können. Hieraus können Bindungsstörungen entstehen.